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Yoga statt Jogging – Die Rhythm Kings auf Tour und ein Stone ganz und gar nicht alone



Wenn einer mit 60 nach 30 Jahren on the road mit den Rolling Stones und einer vierjährigen Verschnaufpause noch mal eine Band gründet, dafür ein paar gute alte Freunde und absolute Cracks verpflichtet, die seitdem in fast unveränderter Besetzung zusammen spielen, dann kann da nur eine Menge Lust auf Spaß an der Freud im Spiel sein. Genau das belegte auch das Konzert von Bill Wyman und seinen Rhythm Kings vergangene Woche in der Hugenottenhalle, fein säuberlich bestuhlt, um dem fortgeschrittenen Alter der Fans Rechnung zu tragen während Wyman, 73, keine Verschleißerscheinungen zeigte, mit einer unglaublichen Stoischkeit, die aber auch das eine oder andere Lächeln hinter der getönten Brille erlaubte, seinen Bass spielte, sich am Spiel seiner Kumpels ergötzte und sich den einen oder anderen Witz ob der verflossenen Jugend gefallen lassen musste.

Mit Wyman auf der Bühne: Georgie Fame (Orgel, Gesang), Albert Lee (Gitarre,
Gesang) – meine beiden vorrangigen Gründe, das Konzert zu besuchen –, Terry N. Taylor (Gitarre, Gesang), Geraint Watkins (Keyboards, Gesang), die beiden Bläser Nick Payn und Frank Mead sowie Sängerin Beverly Skeete, im Programm Klassiker aus Jazz, Swing, Blues, Rhythm & Blues und Rock’nRoll aus einem sicherlich schier unerschöpflichen Pool an eigenen und fremden Hits, die in Fleisch und Blut übergegangen äußerst souverän und spielerisch zum besten gegeben werden können. Bei aller Virtuosität, bei der der englische(!) Country-Gitarrist Albert Lee als ganz besonderer Stilist auffällt, lebt das ganze Unternehmen auch von einem unglaublich sympathischen Understatement, das sich nicht nur darin äußert, dass Bill sein Publikum auffordert, „all night long“ mitsingen, was ja ganz einfach sei, sonst könnten sie es schließlich selber nicht singen und spielen. Good joke, man.



Die Rhythm Kings sind eine Showband ohne große Showeffekte, eine Coverband, die jeden Song zu einem eigenen macht, ein Ensemble, eine Einheit, in der aber jeder auch seinen eigenen Vorlieben frönen kann, jeder seinen eigenen Auftritt bekommt. Beverly Skeete verkörpert den Soul, singt mit einer Selbstverständlichkeit „It's A Man’s World“ oder „Cryin' In The Rain“ im Duett mit Albert Lee am Piano – ein Vulkan selbst in den Balladen. Georgie Fame steht der Kollegin gesanglich in nichts nach. Sein „Just For A Thrill“ zeigte nach dem Medley „Hit The Road Jack/Fever/Moondance“ sein ungebrochenes gesangliches Potential – klasse! Geraint Watkins, Waliser mit trockenem Humor und schon beim Peter Green-Konzert in der Batschkapp positivst aufgefallen, entführte das Publikum gleich mehrfach nach Louisiana. Cajun und Zydeco war angesagt und klar, dass der Mann hinter der Hammond Orgel, diesem wunderschönen Möbel, lästerte als der Kollege sich das Akkordeon umschnallte. Der konterte zu ungelenken Tanzschritten mit einem „Muss i denn“-Zitat.

Jeder durfte mal ran: die Bläser überzeugten auch mit Bariton (ein superschönes, lyrisches Solo), Flöte, Mundharmonika. Vor Chicago und Little Walter wurde gleich mehrfach der Hut gezogen und so bekam auch Frank Mead sein Gesangsolo: „I'm Just Your Fool“. Versuch´s halt mal in einer Probe, hatten ihm seine Jungs gesagt. „Good for a laught“, dachten sie, aber er machte es gut, besser als der Chef im Ring, dessen vokale Möglichkeiten eher begrenzt sind, aber wenn stört´s, wenn er „You Can Never Tell“ mit den Worten „A song I really like from a person I don’t like“ (Tenor: Hätte ich ihn besser nie persönlich kennen gelernt einleitet) einleitet, den Namen aber ganz Gentleman-like verschweigt (klar, Chuck Berry ist gemeint), oder eine Kuhglocke als Signal den Jubel im Publikum noch einmal steigert, da jeder weiß jetzt kommt „Honky Tonk Woman“, lässig interpretiert, ganz ohne Hasenpfote in der Jeans. Jamie Cullum bekommt ganz nebenbei noch sein fett weg, aber Wyman bleibt es vorbehalten, am meisten verballhornt zu werden. Wozu schließlich ist man mit guten Freunden auf Tournee? „Er sieht doch gut aus, unser Bill. Ein Rolling Stone, der nicht mehr raucht und trinkt“, höhnt es durch die Boxen. „Er will sich eben fit halten und will jetzt sogar mit dem Joggen anfangen. Wir hingegen raten ihm eher zu Yoga.“

Fotos: Detlef Kinsler
 
24. Januar 2010, 11.39 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
Fotogalerie:
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