Unser Gerichtsreporter berichtet aus dem Frankfurter Amtsgericht - diesmal von einem Möbelkauf mit Folgen.

Hin und wieder ist es nur der Zettel im Schaukasten vor einem Gerichtssaal, der Aufmerksamkeit erregt. Jener Zettel, auf dem die Verhandlungen für den Tag angekündigt werden. In diesem Fall sind es die Namen der beiden Angeklagten, die direkt aus einer RTL2-Unterschichten-Doku stammen könnten. Sagen wir, die beiden heißen Schackline und Schannel. So heißen sie natürlich nicht, aber so ähnlich. Schackline ist die Mutter, Schannel ist die Tochter. Beide haben lange schwarze Haare und sind unglaublich dick.
Im Publikum sitzt noch eine dritte unglaublich dicke Frau mit langen schwarzen Haaren, wahrscheinlich die Schwester von Schannel namens Schanntall. Und ja doch, in bestimmten Fällen ist es selbstverständlich erlaubt, sich über Namen lustig zu machen.

Mutter und Tochter jedenfalls sind angeklagt des gemeinschaftlich begangenen Betruges. Sie sollen im Mai 2009 bei einem Möbelhaus Waren im Wert von insgesamt mehr als 6000 Euro mit einer EC-Karte bezahlt haben, in dem Wissen, dass das Konto nicht gedeckt ist und auch niemals gedeckt sein wird, jedenfalls nicht mit diesem Betrag. Der Richter macht einen freundlichen, aber bestimmten Eindruck.

Er will die Sache zu Ende bringen, und zwar einigermaßen gütlich. Da aber spielt die Staatsanwältin nicht mit. Offenbar verhält die Sache sich so: Wo die Möbel heute sind, weiß niemand. Bezahlt haben Schackline und Schannel bislang keinen Cent. Zu holen ist bei der gesamten Familie nichts; die lebt komplett von Hartz IV. Die Staatsanwältin verlangt, dass die Beklagten Schadenersatz leisten, und zwar binnen sechs Monaten und in voller Höhe. Der Anwalt sagt schlicht: „Das geht nicht.“ Er will Zeugen laden.
Denn bis heute sei überhaupt gar nicht klar, wer die Möbel überhaupt gekauft habe und ob sie geliefert worden seien. Die Staatsanwältin droht, eine Haftstrafe ohne Bewährung zu fordern.

Es gibt diverse Vorstrafen. Der Richter wiegelt ab. Er schickt die Akte jetzt erst einmal an die Polizei zurück. Die soll weiter ermitteln. Das kann lange dauern, sehr lange.