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Wiedereröffnung

Mousonturm sucht wieder Anschluss

Acht Monate war der Mousonturm wegen Umbauarbeiten geschlossen. In dieser Woche eröffnet er wieder – und will mit Performances von Gob Squad oder Konzerten mit Bernadette La Hengst wieder Stadtgespräch werden.
„Go on: grow up!“ Der Appell aus dem Off geht an sieben Kinder, doch eigentlich an die Kinder überhaupt, deren Kindheit und Jugend heute von Optimierungsstrategien und Arbeitsökonomien verschattet werden. In der Performance „Before your very eyes“ von Gob Squad und Campo stellen sieben Kinder diese zur Disposition. Im verspiegelten Glaskasten agierend, schaffen sie einen geschlossenen und doch höchst sichtbaren Raum, in dem sie per Video auch ihrem zwei Jahre jüngeren Ich begegnen. Das erfolgreiche Stück, das im April 2011 Premiere hatte und seither unter anderem das Berliner Theatertreffen bereiste, eröffnet den Mousonturm unter der Intendanz von Niels Ewerbeck und steht auch für sein starkes Interesse an der Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen.

Der Eröffnungsmonat ist mit dem Themenschwerpunkt „Ernst“ überschrieben. „Inhaltlich fanden wir das Moment der Spiegelung spannend“, erzählt Dramaturgin Martine Dennewald. „Den Augenblick, in dem die Kinder und Jugendlichen auf der Bühne den Zuschauer so klar zurückspiegeln, auf eine berührende, unerwartete, aber auch freche Weise – das ist für den Anfang produktiv.“ Auch in den anderen Projekten des Eröffnungswochenendes geht es um Spiegelungen: „Bei Dries Verhoeven beispielsweise begegnet ein Zuschauer im Bauwagen einem Fremden. Es tritt ihm etwas entgegen, das ihm sehr ähnlich ist, das aber auch eine Differenz mitbringt.“

Zudem wird der Künstler Mats Staub sein Erinnerungsbüro im Mousonturm einrichten. Hierfür hat er Bewohner des benachbarten Altenstiftes gefragt, was an ihrem 21. Geburtstag geschah –dem Tag, an dem sie erwachsen wurden. „Es ist eine Videoinstallation entstanden, für die es sich lohnt, etwas Zeit zu nehmen“, so Dennewald. Auch die bildende Künstlerin, Performerin und Autorin Sarah Vanhee stöberte in der Nachbarschaft: Dort ließ sie Menschen über ein Kunstwerk sprechen. „Wir stellen damit deutlich, fast schon plakativ die Frage, mit welchem Kunstbegriff wir operieren. Und wie der sich von dem unserer Nachbarn unterscheidet“, berichtet Dennewald. Am Auftakt des Mousonturms stehen eine Reihe von Selbst- und Fremdbefragungen, die in großen Performances und kleinen Begegnungen aufgeworfen werden. Das ist keine große Programmatik, sondern vielmehr ein umso interessanteres Versprechen.

Auch in anderen Kulturbereichen spielt der Turm mit starken Namen. Mit dem geborenen Südafrikaner J.M. Coetzee kommt nach dem Eröffnungswochenende am Dienstag, 11. September, einer der beeindruckendsten und großartigsten Autoren, die es zur Zeit auf der Welt gibt, in den Mousonturm. Coetzee (nach neuesten Erkenntnissen spricht man das „Kötzi“) wurde nicht nur 2003 mit dem Literatur-Nobelpreis bedacht; er war zudem der erste Schriftsteller, der gleich zweimal mit dem Booker Prize ausgezeichnet wurde. Für den Frankfurter Auftritt Coetzees kündigt das Hessische Literaturforum im Mousonturm eine Weltpremiere an: Zum ersten Mal liest Coetzee aus seinem erst im kommenden Jahr erscheinenden Roman „Die Kindheit Jesu“.

Gleich zwei Tage später das Kontrastprogramm. Bernadette La Hengst (Foto) präsentiert in ihren Elektro-Indie-Soul-Chansons politisch-feministische Texte. "Integrier mich, Baby" handelt von der Einwandererthematik - könnte aber auch als Motto über dem Mousonturm schweben, der nach seiner langen Umbauphase wieder in die Stadtgesellschaft strebt. 3,9 Millionen Euro soll die Entkernung des Theatersaals und das Neuarrangement des Foyers gekostet haben. Die Bar schwingt sich nun bis zum Entree, das Restaurant musste weichen - ebenso wie die Galerie im Saal. Dafür verschwinden die Stuhlreihen nun auf Knopfdruck. Das unterstreicht die kommende Mischung aus Popkonzerten und Avantgarde-Theater nur, die für September und Oktober angekündigt ist.
 
3. September 2012, 11.19 Uhr
eb/cs/dk
 
 
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