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Wie man einen Gründerpreis bekommt

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Vor etwas mehr als einem Jahr eröffneten Anya Schutzbach und Rainer Weiss einen neuen Literaturverlag. Nun wurde weissbooks.w mit dem Frankfurter Gründerpreis ausgezeichnet. Grund genug für uns zurückzuschauen auf die Anfänge. Wie war das damals Anfang 2008?

Der Reiz des Wagemuts
An der Wand des Büros in der Siesmayerstraße hängt ein großer Rasterplan. Oben laufen die Monate, seitlich die verschiedenen Geschäftsfelder: Finanzen, Vertrieb, Presse, Herstellung. In der Mitte eine Unzahl von kleinen Post-it-Klebezetteln, auf denen alles festgehalten ist, was in den kommenden Monaten zu geschehen hat. Es ist wichtig, den Überblick zu behalten, gerade wenn man ein neues Unternehmen gründet. Rainer Weiss und Anya Schutzbach haben einen neuen Verlag gegründet. Das ist ohne Zweifel eine mutige Entscheidung, obgleich in diesem Fall zwei Profis am Werk sind, die die Branche bestens kennen und über hervorragende Kontakte verfügen. Und dennoch mussten sich beide zunächst mit Angelegenheiten beschäftigen, die ihnen tendenziell fremd waren.
Rainer Weiss schied im Juni 2006 nach 22 Jahren aus dem Suhrkamp Verlag aus, wo er zuletzt Programm-Geschäftsführer war. Im Frieden ging er nicht, aber das ist eine andere Geschichte. Und sofort begann er zu überlegen, was nun zu tun sei – „so etwas wie Suhrkamp kommt schließlich nicht jeden Tag um die Ecke“, sagt Weiss. Seine Planungen gingen in die unterschiedlichsten Richtungen: Ein Dasein als freier Lektor hätte er sich genauso gut vorstellen können wie eine Tätigkeit als Agent. Doch im Grunde blieb er stets von dem infiziert, was er den Lektorenvirus nennt: „Ich will nicht nur etwas anschieben, ich will damit zu tun haben. Du kannst nicht etwas, was dich fasziniert, aus den Händen geben.“ Anya Schutzbach verließ den Suhrkamp Verlag, wo sie fürs Marketing verantwortlich war und die Werbeabteilung geleitet hatte, ein Jahr nach Weiss, im Sommer 2007. Sie wiederum wollte sich Zeit lassen bei der Suche nach dem nächsten Job, führte an den unterschiedlichsten Stellen Gespräche, traf auch immer wieder mit Weiss zusammen und gab schließlich dem Reiz des Wagemuts und ihrem Bauchgefühl nach: Der eigene Verlag sollte es sein.
Was nun folgte, war harte Arbeit. Was weiß der durchschnittliche Mensch schließlich von den Bedingungen einer Unternehmensgründung? „Wir mussten“, sagt Anya Schutzbach, „das Fundament legen, auf das wir unser Haus bauen.“ Eine Safari durch Unternehmens- und Gesellschaftsrecht, durch Finanzierungs- und Businesspläne. Welche Gesellschaftsform wählt man? Wo soll der Firmensitz sein? Wer erledigt den Vertrieb? Welche Vertreter schickt man auf Reisen zu den Buchhändlern? Und vor allem: Woher soll das Geld kommen? Mit dem Laptop im Gepäck und einer Powerpoint-Präsentation reisten Weiss und Schutzbach zu potenziellen Investoren. Mit Erfolg: Elf Gesellschafter hat weissbooks.w heute (neben Schutzbach und Weiss selbst), keiner davon hat hauptberuflich mit dem Literaturbetrieb zu tun, und es sind keine Namen dabei, die man aus Suhrkamp-Zusammenhängen kennt. „Es war eine anstrengende Zeit“, sagt Anya Schutzbach, „aber das Erfreuliche daran war, dass es zwar bergab und bergauf, dabei aber immer vorwärts ging.“
Jetzt sind die Weichen gestellt; das erste Programm wird im Februar ausgeliefert, die Resonanz der Buchhändler ist vorsichtig, aber positiv. Besondere Hoffnung setzt das Verlegerduo in diesem Frühjahr auf ein Buch, das der Frankfurter Schriftsteller Jamal Tuschick gemeinsam mit den Zwillingsschwestern Gisela Getty und Jutta Winkelmann verfasst hat; ein Buch aus der Kategorie literarisches Sachbuch, das die turbulenten Lebensgeschichten der beiden Schwestern erzählt. Gisela war die Ehefrau von John Paul Getty III., jenem Spross aus der milliardenschweren Getty-Dynastie, der 1973 als Siebzehnjähriger in Rom entführt wurde. „Mit diesem Buch“, glaubt Rainer Weiss, „wird etwas passieren.“ Stolz sind Schutzbach und Weiss auch auf die nüchtern-reduzierte, ja strenge Covergestaltung ihrer Bücher, für die die Schweizer Designlegende Fritz Gottschalk verantwortlich zeichnet. Schließlich ist gerade in einer zusehends unübersichtlicher und auch trivialer werdenden Branche Unverwechselbarkeit gefragt. Die beiden Verleger strahlen Enthusiasmus und Energie aus. „Wir können das schaffen“, sagt Rainer Weiss. Es ist weissbooks.w zu wünschen.

Erschienen im Journal Frankfurt, Ausgabe 3/2008, Foto: Harald Schröder
 
14. Mai 2009, 18.25 Uhr
Christoph Schröder
 
 
Fotogalerie:
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