Der Grünen-Politiker Michael Korwisi ist am Sonntag zum Oberbürgermeister in Bad Homburg gewählt worden. Er war als freier Kandidat angetreten und setzte sich mit 59,5 Prozent der Stimmen deutlich gegen die Amtsinhaberin Ursula Freiherr (CDU) durch, die nur 40,5 Prozent erhielt. Die Wahlbeteiligung in den 29 Wahlbezirken betrug insgesamt 45,5 Prozent.

Herr Korwisi, was sind Ihre drei wichtigsten politischen Ziele als neuer Oberbürgermeister?

Eine möglichst schnelle Sanierung der schon dreißig Jahre alten Fußgängerzone in der Louisenstraße und des Bahnhofs, der seit zwei Jahren zur Stadt Bad Homburg gehört. Generell herrscht in der Stadt ein sehr hoher Sanierungsstau, weil seit Jahren kein Geld dafür zur Verfügung gestellt wurde. Mein zweites Ziel ist, Bad Homburg als Einkaufsstadt attraktiver zu machen und den Einzelhandel fördern. Außerdem braucht Bad Homburg eine direkte Busverbindung zum Flughafen. Besonders für Menschen ohne Fahrzeug ist der Nahverkehr sehr wichtig.

Was ist das größte Problem in Bad Homburg?

Wir haben ein großes Problem mit der örtlichen Kinderbetreuung. Es fehlen Krippen und Hortplätze für Kinder, die dem Kindergartenalter entwachsen sind.

Wie erklären Sie sich den plötzlichen Abstieg der CDU?

Das hat sich bereits im ersten Wahlgang angedeutet. Viele Stimmen vom SPD-Kandidaten Karl Heinz Krug sind an mich gegangen. Bemerkenswert war auch, dass die Wahlbeteiligung beim zweiten Wahlgang größer war als beim ersten. Viele Ursachen liegen im internen Streit der CDU. Auch der schlechte Wahlkampf hat zum Abstieg beigetragen. Die CDU hat sich wohl schon vorher als Gewinner gesehen.
Außerdem hat die ehemalige Oberbürgermeisterin Ursula Jungherr bei vielen Entscheidungen kurz vor der Wahl umgeschwenkt. Das hat natürlich große Bedenken bei der Bevölkerung ausgelöst und ihre Glaubwürdigkeit geschwächt. Damit hat sie einen großen wahltaktischen Fehler begangen.

Was unterscheidet Sie als freier Kandidat von anderen Oberbürgermeistern?

Ich bin unabhängiger und kann leichter mit den sieben anderen Fraktionen sprechen. Es wird für mich einfacher sein, Mehrheiten durchzusetzen. Ich habe kein „Parteikorsett“, das ich bei jeder Entscheidung berücksichtigen muss. Als freier Kandidat kann ich so den Parteienstreit in Bad Homburg mindern. Wir haben diese Konstellation ja schon in der Umgebung. Oberursel und Friedrichsdorf haben auch Oberbürgermeister, die Unabhängige sind.


Korwisi wurde 1952 in Bad Homburg geboren und ist seit 1979 Mitglied der Grünen. In den 80er-Jahren arbeitete er als Landesgeschäftsführer seiner Partei, von 1991 bis 2000 war er Referent im Umweltministerium und danach arbeitete er als Mitglied des Verwaltungsrates der Kur- und Kongress-Gesellschaft als Vorsitzender der Baukommission seiner Heimatstadt. Vor seinem politischem Werdegang war er Gymnasiallehrer in Bad Homburg für die Fächer Englisch und Russisch.