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Was ist schon real
Maria Bubenik im Lola Montez
Die Ausstellung „out of my windows“ im Lola Montez zeigt entfremdete Realität. Vielleicht ist aber die Realität auch gar nicht real, sondern nur eine verzerrte Version Maria Bubeniks Bilder.
Erst Mal das Unwichtige: Maria Bubenik sammelt Fotos aus dem Internet und „Film-Stills“, Standbilder aus Filmen wie „Babel“ oder Sergio Leone Western. Aus diesen Fotos pickt sie sich einen Ausschnitt heraus, der sie berührt, der ihr ein gewisses Gefühl vermittelt, und malt ihn verzerrt nach. Einen roten Faden für die Werkauswahl gibt es auch: „Der bin ich“, sagt die Künstlerin. „Aber das ist eigentlich unwichtig.“ Und so hängen im Lola Montez Bilder von Helikoptern, neben dem eines Hundes und dem zweier Männer, die sich umarmen.
Kommen wir zum Wichtigen: In „out of my windows“ geht es um Entfremdung. Es geht um Entzerrung. Um Realität, Subjektivität, Unsicherheit, Nähe, Distanz und Gefühle. Jedes der Acryl-Bilder ist ein verpixeltes Abbild eines Bildes, das es schon vor der Zeichnung gab, bleibt dabei aber doch ein Unikat statt einer billigen Kopie. Schemenhafte Andeutungen werfen die Frage nach Vergänglichkeit, nach Erinnerungsvermögen, nach Realität auf. Wie war das nochmal, als George W. Bush das Weiße Haus verließ, um seinem Nachfolger Platz zu machen? Nur, weil der Mensch sich an etwas zu erinnern glaubt, bedeutet es nicht, dass seine Reminiszenzen auch der Realität entsprechen. Umgekehrt muss aber eben auch die Frage erlaubt sein, ob Fotos Wahrhaftigkeit gepachtet haben.
Was auf den 23 Bildern (eine zufällige Auswahl?, werden sich illuminierte Verschwörungstheoretiker fragen) fast gänzlich fehlt, ist (der) Hintergrund. Es sind fokussierte Schnipsel, die die Betrachter erwarten und mehr oder minder auffordern, sich das Drumherum hinzuzudenken. Durch dessen Abwesenheit wirken einige der Protagonisten auf ihren schmalen Leinwänden nahezu verloren; andere, wie etwa die beiden sich umarmenden Männer, dafür umso emotionaler. Ein Abbild und zeitgleicher Gegenentwurf zur durchökonomisierten Welt in der wir leben? Das wäre vielleicht ein wenig hoch gegriffen. Doch Realität ist subjektiv.
Kommen wir zum Wichtigen: In „out of my windows“ geht es um Entfremdung. Es geht um Entzerrung. Um Realität, Subjektivität, Unsicherheit, Nähe, Distanz und Gefühle. Jedes der Acryl-Bilder ist ein verpixeltes Abbild eines Bildes, das es schon vor der Zeichnung gab, bleibt dabei aber doch ein Unikat statt einer billigen Kopie. Schemenhafte Andeutungen werfen die Frage nach Vergänglichkeit, nach Erinnerungsvermögen, nach Realität auf. Wie war das nochmal, als George W. Bush das Weiße Haus verließ, um seinem Nachfolger Platz zu machen? Nur, weil der Mensch sich an etwas zu erinnern glaubt, bedeutet es nicht, dass seine Reminiszenzen auch der Realität entsprechen. Umgekehrt muss aber eben auch die Frage erlaubt sein, ob Fotos Wahrhaftigkeit gepachtet haben.
Was auf den 23 Bildern (eine zufällige Auswahl?, werden sich illuminierte Verschwörungstheoretiker fragen) fast gänzlich fehlt, ist (der) Hintergrund. Es sind fokussierte Schnipsel, die die Betrachter erwarten und mehr oder minder auffordern, sich das Drumherum hinzuzudenken. Durch dessen Abwesenheit wirken einige der Protagonisten auf ihren schmalen Leinwänden nahezu verloren; andere, wie etwa die beiden sich umarmenden Männer, dafür umso emotionaler. Ein Abbild und zeitgleicher Gegenentwurf zur durchökonomisierten Welt in der wir leben? Das wäre vielleicht ein wenig hoch gegriffen. Doch Realität ist subjektiv.
19. Januar 2012, 12.10 Uhr
ges
Fotogalerie: Maria Bubenik bei Lola Montez
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