Um sein neues Album zu promoten, hat sich Patrice etwas einfallen lassen. Bei einer „Underwater Listening Session“ konnte man die Songs schon vorab anhören – aber nur unter Wasser. Ein Erfahrungsbericht.

Es ist 15:30 Uhr. Wüsste ich nicht, dass hier gleich ein Star auftritt, ich würde denken: "Man hat mich reingelegt." Das Stadionbad ist menschenleer – kein Wunder bei gefühlten 10 Grad Außentemperatur und einem Himmel der aussieht, als wäre blau ein Fremdwort. Nur ein paar Hartgesottene springen in beeindruckenden Pirouetten vom Sprungturm.



Während Yvanna aus Patrices Management mich in Empfang nimmt, bereitet Torsten von Olleschik, der Audio Engineer, alles vor. Unter einem Schirm stehen ein Mikrofon, eine Gitarre, ein Lautsprecher/Mixpult auf einem Stuhl und ein Laptop. Sieht eher provisorisch aus, macht aber nix. Hauptsache Patrice tritt wirklich auf, denke ich mir.

Um 15:45 Uhr ist er endlich da. Ganz lässig in Sneakers, Jeans, Käppi und Regenjacke steht er vor mir. Tiefenentspannt, trotzt Regen und Kälte.



Ich stelle ihm meine erste Frage, doch bevor ich eine Antwort bekomme fängt er erst mal an zu lachen. „Du hast richtig Style gerade, wie du so da stehst mit deinem Notizheft und den Schirm gehalten kriegst.“ Spätestens jetzt ist das Eis endgültig gebrochen. Ein Star zum Anfassen. Wirklich sehr sympathisch.



Er erzählt mir, dass er seine Promo-Tour unbedingt mit Bezug zum Wasser machen wollte, da das neue Album „Life’s Blood“ für das Element Wasser steht. Er dachte sich also: „Musik im Wasser wär halt mega.“

Als er dann herausfand, dass es tatsächlich spezielle Boxen gibt, mit denen man unter Wasser Musik hören kann war klar, wie die Promo-Tour ablaufen würde. Unter Wasser kann man nicht ausmachen woher die Musik kommt, „das flasht halt“.



Im neuen Album geht es aber natürlich um viel mehr als nur Wasser. Es geht ums Leben, um das was uns alle betrifft, so Patrice. „Was hat wirklich Wert? Was bestimmt den Wert? Wert richtet sich nach Nachfrage und schon sind wir wieder bei den Elementen – Wasser und Luft.“

Der lässige Sound seiner Musik täuscht gerne darüber hinweg, wie nachdenklich die Texte eigentlich sind. In der ersten Single-Auskopplung „Burning Bridges“ lautet eine Zeile: „We were born in an open war, can’t remember how it was before“.

Als ich ihn nach der Bedeutung frage, sagt er mir: „Wir finden uns in einer Zeit wieder, in der Krieg ein Ausgangszustand ist. Viele von uns erkennen diesen Zustand als Norm an, der verrückt ist, und äußerst unnormal sein sollte.“



Es ist punkt 16 Uhr. Die Listening Session beginnt. Ein paar wenige Hardcore-Fans haben sich mittlerweile eingefunden und springen ins Wasser. Da es regnet, ist das vielleicht sogar sowieso das Beste was man gerade machen kann. Nass wäre man so oder so geworden. Sobald ich abtauche höre ich die Musik. Der Sound ist erstaunlich gut. Über Wasser hört man nichts, eine wirklich außergewöhnliche Erfahrung.







Nach gut einer Stunde fängt Patrice schließlich an, unplugged ein paar seiner Songs zu spielen. Dass wir nur so wenige Menschen sind macht überhaupt nichts. Im Gegenteil, es ist ein ganz besonderer, ein intimer Moment.






Da es immernoch regnet, fragt er lachend in die Runde ob wir nicht einfach alle unter den Schirm kommen wollen. Ein paar Fans folgen dem Aufruf. Es ist, als würde man mit einem alten Kumpel für eine Jamsession abhängen.

Nach fünf Songs ist das Mini-Konzert leider vorbei. Jeder, der mag, kann noch ein Foto machen und kurz mit Patrice reden. Als ich mich auf den Heimweg mache bin ich immer noch ganz baff, wie vertraut das alles gewirkt hat.



Für alle, die jetzt traurig sind, dass sie nicht da sein konnten: Es gibt noch eine Chance! Am 2. September findet noch eine letzte Underwater Listening Session statt, allerdings in Köln. Für mehr Informationen folgen Sie diesem Link.

In Frankfurt steht Patrice voraussichtlich erst wieder Ende November auf der Bühne: am 27. November ist ein Konzert im Gibson geplant. Das Album „Life’s Blood“ erscheint am 30. September.