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Singer/Songwriter in der Stadtbücherei

Von Glückskindern, Nachsitzern und Wortjongleuren

Zwei Mal im Jahr wird in der imposanten Kulisse der Stadtbücherei die Musikszene Frankfurt vorgestellt. Diesmal am 29. Mai, 20 Uhr mit einem Singer/Songwriter-Special.
Mit dabei Der Ramschladen. Aus dem Akustik-Duo ist ein Quartett geworden. Im Interview verrät Sänger und Gitarrist Christian Hansel, warum Songs schreiben wie Loslassen ist.

JOURNAL FRANKFURT: postAudio galt als hoffnungsvolle Band, ein tolles Album, ein gute Produktion bei art of june, deutschsprachiger Alternative Rock mit Post Grunge Appeal, eher eine Seltenheit hierzulande – warum erreichte man trotz „Aufbruch zu neuen Ufern“ die erhofften Ziele nicht?

Christian Hansel: Ja, bei Art of June aufzunehmen war wirklich eine sehr schöne Erfahrung. Das Arbeiten mit Heinz Hess war sehr lehrreich und schön für uns. Leider gingen bei postAudio die Wünsche, was wir wollen auseinander, und somit die Band in die Brüche.

Wenn ich mich recht erinnere, gab es die Unplugged-Version eine zeitlang schon parallel – woran bestand der Reiz, sich dann vollkommen der akustische Version hinzugeben?
Vladimir und ich haben immer viel zu zweit an unserer Musik gearbeitet, auch an unserem zweistimmigen Gesang. Das war bei mir im Wohnzimmer und das geht natürlich am besten akustisch, meinen Nachbarn zuliebe ;-). Ich habe Vladimir dann irgendwann meine eigenen Lieder vorgespielt, das war dann ein fließender Übergang von postAudio zum Ramschladen.

Es gibt immer noch Menschen (und ehrlich, mir ging es anfangs ähnlich), die irritiert der Name Ramschladen. Weil sie vielleicht was Anderes damit verbinden als ihr, die Musiker. Was bedeutet er euch?
Ja das stimmt, ich werde häufig gefragt wie wir auf solch einen Bandnamen kommen konnten. Der Ramschladen ist für mich ein Raum, wo Gedanken zu Hause sind, die nicht salonfähig sind, denn unsere Texte sind nachdenklich, vielleicht auch traurig. Der Ramschladen ist für mich der Ort, wo ich diesen Gedanken/Gefühlen eine Stimme geben kann. Bildlich gesehen ist der Ramschladen für mich voller Regale, wo ich meine Texte einsortieren kann.

Aus dem Duo wurde ein Trio, jetzt ein Quartett mit recht interessanten Instrumentierungsmöglichkeiten. Ein Wort dazu?
Die Band wächst mit viel Liebe zum Detail, und es macht Spaß mit Freunden Musik zu machen.

Wie wichtig sind euch deutsche Texte und was waren dafür die Inspirationsquellen und wo seht ihr Geistesverwandte? Seht ihr euch in einer Rio Reiser-Selig-Traditionslinie?
Ich schreibe gerne in Deutsch, es ist mir eine Freude mit der deutschen Sprache zu spielen, jongliere gerne mit Worten beim Schreiben meiner Lieder. Auf Konzerten versteht jeder jedes Wort, und das ist mir wichtig. Blumfeld z.B. war eine deutschsprachige Band, die mich sehr geprägt hat, aber ich sehe uns nicht in einer Traditionslinie.

Was bedeutet „akustische Poesie“?
Viele Ramschladen-Texte waren erstmal nur Gedichte, verbunden mit unserer Musik, ist es für mich Akustische Poesie. Außerdem finde ich hört es sich hübsch an.

Von existentialistischen Texten, quälenden Gedanken, blutenden Herzen und geraubten Seelen war bei postAudio die Rede – gilt das noch oder geht es jetzt mehr um die erträglichere Leichtigkeit des Seins?

Textlich gibt es keinen Unterschied zwischen postAudio und dem Ramschladen, warum auch: ich schreibe was mir durch den Kopf geht, Schreiben ist für mich ein Loslassen. Es ist für mich das Schönste, einen Gedanken vor mir auf Papier zu sehen.


Tommy McClymont und Robert Louis Stevenson: Schotten unter sich.


Tommy McClymont meldet sich mit einem Doppel-Schlag zurück: Der in Frankfurt lebende Singer/Songwriter, einst Sänger, Frontmann und Songlieferant der Anfang der 1990er Jahre im Rhein-Main-Gebiet hochgehandelten Gitarren-Pop-Band „Couldn’t Be A Fisher“, veröffentliche Ende 2012 direkt hintereinander seine langerwarteten Solo-Alben. Ja, richtig gelesen: Bei McClymonts kreativer Schaffenskraft wurden zwei Werke daraus.

Auf „Stevenson“ hat sich McClymont als gebürtiger Schotte das Schriftsteller-Schwergewicht Robert Louis Stevenson vorgenommen. Und: Er hat sich nicht dran vorhoben. Stevenson, im rauen und verregneten Norden der britischen Insel als Nationalheiligtum verehrt, ist berühmt für „Die Schatzinsel“ und „Dr. Jekyll and Mr. Hyde“.

Nur wenige kennen Stevensons Gedichte. Fünfzehn davon hat McClymont jetzt vertont – hauptsächlich aus „A Child’s Garden Of Verse“. Die Musik ist pur und unverfälscht: Mit einer unverwechselbaren Stimme, die irgendwo zwischen Paul McCartney und Joe Strummer changiert, begleitet sich der Frankfurter Schotte selbst auf der akustischen Gitarre und der Mundharmonika. Hier und da ein paar elektrische Fender-Einsprengsel und eine Fidel. Mehr braucht es nicht, dass diese Songs unter die Haut gehen.

„Stevenson“ wurde aufgenommen, gemischt und gemastert jeweils an einem Wochenende im Februar und März 2012 im Würzburger „Kraftstrom“-Studio unter der Leitung von Michael Hanf.

Auf „Meanwhile“, dem zweitem Album, versammelt McClymont Lieder, die er im Laufe der vergangenen fünf Jahre an verschiedenen Orten der Welt mit unterschiedlichen Musikern aufgenommen hat. So etwa in Jackson, Mississippi, mit seinem Freund Don Jacobs, und in Angeles City auf den Philippinen. Die Songs handeln vom Tod („Flowers In Water“, „Looked Away“) und der Schattenseite der Liebe („Empty On The Outside“). Doch die CD hat auch Melodien, die optimistischer daherkommen („On A Roll“ und „Clear Blue Skyes“). Das Lied „Daughter“ handelt von den Gedanken und Gefühlen eines Wochenend-Papas, während „Before I Knock“ ein nachdenkliches Geburtstags-Ständchen für seinen jungen Sohn ist.

In zwei Texten verwendet McClymont Gedichte von R L Stevenson bzw. Thomas Hardy. Er setzt aber auch selbstbewusst ein paar eigene Text-Ideen. Auf „Meanwhile“ kommen auch ein paar Instrumente mehr zum Einsatz. McClymont spielt akustische Gitarre und singt. Außerdem sind Cello und Geige, E-Gitarre und Harmonika zu hören.

Das Bild, auf dem Cover ist ein Ölgemälde von Glennray Tutor, einem amerikanischen Künstler.

Mane bekennt: Je puristischer, desto besser

Dass die frühe Kindheit prägend für das weitere Leben eines Menschen ist, wusste nicht nur Freud. Und dass sie nicht zwingend nur Traumata hervorbringt, sondern durchaus freudvolle Erinnerungen birgt, davon kann Mane gleich mehrere Lieder singen. Es war zwar nur ein Jahr, das sie mit ihrer Familie in North Carolina verbrachte (da war sie 5, wurde 6), aber es sind sehr bildhafte Erinnerungen, „an ein anderes Leben, in das ich als Kind hineingeschmissen wurde.” Durham im Landesinneren, zwischen Atlantik und Appalachen, ist die Tabakstadt. J.D. Loudermilk, ein großer Sohn der kleinen Stadt, schrieb hier sein „Tobacco Road”. Der Mann hatte den Blues, war im Country zuhause, ein Folksänger, aus dessen Songpool sich auch Rock- und Popstars bedienten. Und damit sind die Koordinaten gesetzt, in denen sich auch Mane bewegt und wohl fühlt. North Carolina war – wenn zunächst eher unbewusst – „der erste Baustein zum musikalischen Werdegang“ (Mane). Aufgewachsen mit Simon & Garfunkel am Lagerfeuer, Klassiker wie Carole King, Carly Simon und James Taylor im Ohr. Englisch zu texten war für Mane natürlich und ganz normal als später erste eigene Stücke entstanden. Und die sang sie ohne ausgeprägten deutschen Akzent wie ihr Native Speakers immer wieder bestätigten. Der ersten Band mit 17 folgte 1996 das ambitionierte Projekt Under Ten Moons mit zwei Albumveröffentlichungen, „Serenade To Your Soul" (1999) und „Puzzle(d)" (2002). „Selten genug, dass junge, aktuelle Bands – zumal aus der eigenen heimischen Szene – zu wagemutigen Vergleichen verleiten. Under 10 Moons sind so eine Formation, deren Musik auf dem Album ,Serenade To Your Soul’ dank weiblicher Vocals, Piano, Cello und anderer schöner Klangerzeuger ganz aktuell an Tori Amos (…) erinnern könnte“, stand schon zum Debüt in der Frankfurter Rundschau zu lesen, Fazit „akustische Groovemusik zum Genießen.“ Denn längst waren – neben den genannten US-Helden und Heldinnen – andere Musiker in ihr Leben getreten, nicht nur die von der FR erkannte Tori Amos, auch die Eurythmics mit Annie Lennox, Rio Reiser und Ton Steine Scherben, Genesis, Jeff Buckley. Diversität, die doch eine Klammer hat: das Storytelling.

Denn Mane, die nach dem Aus für Under Ten Moons 2004 mit der A Cappella-Gruppe For Soul dem Reiz des Zusammenklangs von vier weiblichen Stimmen erlag, aber mit dem Programm nicht nur nur die Kleinkunst-Szene bediente, versteht sich vor allem und zuerst als Songschreiberin. „Eigene Songs zu schreiben ist wie ein Lebenselexier“, sagt sie. „Bei Null anfangen, die gespannte innere Erwartung und Freude was kommt jetzt, das Ausprobieren, nicht zu wissen, was entstehen wird – das ist was es so essentiell für mich macht.“ Und das Ergebnis mit einem Publikum zu teilen, lässt den Familienmenschen Mane dann die heimische Couch verlassen, die Fragen, wie weit wage ich mich raus, wie viel gebe ich von mir preis, hinten anstellen und auf der Bühne dann auch den Part der Interpretin übernehmen. Als Sängerin lässt sie sich seit April 2012 von Dennis Lapp begleiten, den sie seit Under 10 Moons-Zeiten kennt. Der kam auf einen Kaffee vorbei, weil sich Mane von ihm Tipps für einen Mitstreiter erhoffte. „Wir sind ins Schwätzen gekommen, ich meinte ich kann dir was vorspielen, er sagte, ich habe eine Gitarre im Auto, lass’ uns was Probieren.“ Die Geburtsstunde des Duo, denn der etatmäßige Bassist entpuppte sich auch als Gitarrenlehrer. Die neue Rolle ist eine echte Herausforderung für ihn. Und er ist der kongeniale Partner für die Umsetzung ihrer Kompositionsideen. „Die Chemie stimmt einfach, wir kennen uns ja schon lange“, freut sich Mane. „Stimme und Gitarre ist was ich im Moment sehr schön finde, weil ich gemerkt habe, je puristischer, desto besser“, Erweiterung in Zukunft nicht ausgeschlossen, aber akustisch soll es bleiben.

In den Texten geht es immer wieder um Wege, Wege, die man geht, Wege, die man nicht geht, Richtungen, die man ein- oder ausschlägt, Entscheidungen für und wider, Plan A, Plan B. Es sind Geschichten von ausweglosen Sackgassen und nervigen Pendlern, handfesten Herbstdepressionen und dem unerschütterlichen Glauben an die Liebe und den vielen kleinen einzigartigen Dingen, die das Leben so schön machen. „Es muss mit meinem Leben zu tun haben“, singt Mane auch gerne über Dinge, die sie an der Gesellschaft stören. Erinnerungen an den guten, alten Protestsong werden wach, aber eher augenzwinkernd. „Sonst wirst du sofort wieder in die Liedermacherecke gesteckt.“ In die will sie sich genauso wenig stellen lassen wie in die des Nu Soul oder die der Folk-Elfe. Als CD-Redakteurin des Online Musikjournals Melodiva des Frauenmusikbüros in Frankfurt hört sie unglaubliche viele Sängerinnen mit zu zarten Stimme. „Da will ich überhaupt nicht hin, das bin ich nicht“, bezieht Mane klar Position. Nur vergleichsweise wenig Produktionen finden ihre Zustimmung, Sophie Hunger und Kat Frankie gehören zu den faszinierenden Ausnahmen von der Regel, sind echte Motivationen. „Weil sie eine eigene, sehr ausdrucksstarke Musik kreiieren, sehr kraftvoll und vor allem authentisch-eigenwillig“, schwärmt Mane. Ihre Stimme hat Volumen, Wärme, Charakter, ein angenehmes, tieferes Wohlfühl-Timbre. Für reife Songs aus der Lebensmitte. „Die Kinder sind am groß werden, man hat mit dem Älterwerden zu kämpfen, orientiert sich neu“ – erwachsene Musik für emanzipierte Zuhörer. Songs als Solidaritätsakt. Und die sollen nun noch besser verstanden werden. Denn Mane, die früh und ganz selbstverständlich mit der englischen Sprache umzugehen lernte, hat endlich auch ihre Muttersprache entdeckt. Am Scheideweg fühlt sie sich angekommen. Mit „Geh fort“ wurde eine neue Tür aufgestoßen. „Ich habe total Lust drauf, eine eigene Sprache, meine Sprache zu finden.“

Neue CDs in der Ausleihe der Stadtbücherei

Neben der CDs der beiden Konzertteilnehmer Tom McClymont und Der Ramschladen (von Mane gibt es noch kein Album) sind ab Anfang Juni auch folgende Produktionen in der CD-Ausleihe „Musikszene Frankfurt“ in der Zentralen Musikbibliothek in der Hasengasse 4 im Katalog und ausleihbar:

Hello Iso Orchestra / Live im Performance / www.hello-iso.de / Frankfurt, 2013

Nach einem EP-Appetizer jetzt also ein komplettes Album des Hello Iso Orchestra, aufgenommen bei unseren Ton- und Lichtpartnern bei den Konzerten in de Stadtbücherei und deshalb auch konsequenterweise „Live im Performance“ nach dem Studio unterm Frankfurter Berg getauft. Natürlich hatte sich das Quartett Publikum eingeladen zu den Aufnahmen, denn dann funktionierten der Swing und die gewohnt pfiffigen Moderationen von Ukulelenspieler und Sänger Iso Herquist mit seinen studierten Damen an Kontrabass, Schlagzeug und Saxophon am allerbestens. Denn Sterilität passt nicht zu „Gassenhauern“ wie „Makin’ Whoope“, „Ain’t Misbehavin’“ oder „On The Sunny Side Of The Street“.

Kaye-Ree / New Air / Reelemnt Records/Groove Attack / Frankfurt, 2013

Less programming als bei der auch von Clubkultur inspirierten ersten Platte die Klangidee für „New Air“, besonders luftige, transparente Arrangements mit nur dezenten Effekten und Atmosphären, Strings sowie Schlagzeug. Billie Holiday, Ella Fitzgerald und Nina Simone gehören zu den Inspirationen und ein Update von deren klassischen Performances war ein größerer Ansporn, als sich in die Reihe der unzähligen, aktuellen R&B-Acts zu stellen. So gibt es nur zwei im Tempo verschärfte Titel, der Rest bleibt herzschlagnah und wurde zudem in 432 Hertz-Stimmung von Marco Lehmann produziert, der schon das Sounddesign des Mercedes Benz-Clips mit Kaye-Rees Song „Natural High“ realisierte. Das ist die Tonfrequenz, in der Menschen mit der Natur und dem Kosmos im Einklang schwingen, der „richtige“ Kammerton für Musik, die wohltuend, entspannend und harmonisierend auf Körper und Geist einwirken kann.

Dass die Musik von Kaye-Ree nicht nur internationalen Maßstäben genügt, sondern als Global Soul sogar sowohl Stil- als auch Landes- und Glaubensgrenzen ignoriert und stattdessen auf tief(gründig)ere Gefühle setzt, liegt auch an der Biografie der Sängerin. In Isfahan als Tochter eines iranischen Vaters und einer deutschen Mutter geboren, die die Kleine mit persischen Gute-Nacht-Liedern in den Schlaf sang, spielte das Persische auch nach dem Umzug nach Deutschland in die Nähe von Frankfurt eine wichtige Rolle im Leben der Eftekharis. Musik, Literatur, Essen, die vorderasiatische Lebenskultur wird jetzt erstmals, sehr subtil und keineswegs plakativ, auf dem neuen Album hör- und erlebbar. Zwar singt Kaye-Ree ihre Stücke wie zuvor auf Englisch, aber es gibt zwei gesprochene Passagen in Farsi. Dass hier der Dichter und Mystiker Saadi vor dem Song „One“ mit der wesentlichen Botschaft „Feel the WE instead of ME“ aus „Der Rosengarten“ zitiert wird, unterstreicht Kaye-Rees Lebensphilosophie.


Mathias Schabow / Seebrücke / Schabowmusic / Frankfurt, 2013
Mathias Schabow kommt ohne Worte aus. Und auch das Cover seiner neuen CD „Seebrücke“ ist schlicht, weiß mit einem blauen Strich, dazu knappe Angaben, Mathis Schabow Piano, Komposition, Improvisation und die Titel der elf Stücke. Die offenbaren Abstraktes und Konkretes, „Impro Part 1-4“ oder eben „Ruhige See“, „Umarmung“, „Der Weg“ und eben „Seebrücke“. Eine Reise, auf die sich der Künstler begibt und auf die er erklärtermaßen auch seine Hörer mitnehmen möchte. Spätromantik, Impressionismus, die wichtigsten Protagonisten des Solo-Jazz-Piano, von der Musik ihrer Heimatregion geprägte Klänge eines Didier Squiban (Bretagne) oder Martin Tingvall (Schweden) – an all das mag man sich erinnert fühlen bei Schabow. Von furios bis meditativ klingt sein Piano.


Frank Wolff/Cello – The Petaluma Session – Frankfurt/Stalburg Theater Tonträgerei, 2013

Mit einem glühenden Sonnenuntergang über der Golden Gate Bridge von San Francisco beginnt dieses amerikanische Programm. Ganz in der Nähe, in Petaluma, hat Frank Wolff vor kurzem das Cellostück "In der Fremde / Far away from home" aufgenommen, und zwar im Tonstudio von Judy Kirschner, deren jüdischer Großvater Max 1939 gerade noch rechtzeitig aus Frankfurt geflohen war.

Heute erinnert der Max-Kirschner-Weg in Heddernheim an den beliebten Frankfurter Arzt; und Frank Wolff bringt jetzt etwas von seiner Geschichte aus Amerika zurück. Außerdem folgt das Programm einer weiten Reise zu riesigen Bäumen und gewaltigen Vulkanen und schier unendlichen Straßen: tagelang immer geradeaus und geradeaus und -- Quiiiiietsch und Peng! Zwei Autos weniger...

Über Seattle im hohen Nordwesten der USA kreist die weiße Gitarre von Jimi Hendrix, und aus den Trümmern von Nirvana steigen indianische Rauchopfer in den Himmel. Dann im Nachtflug nach New York: bei der Landung in Newark erscheint Manhattan in der dunstigen Morgenröte wie eine Fata Morgana. Es erklingt die New York City Music.

Zurück nach Hause. Das Cello singt eine Elegie, in Erinnerung an Hans Werner Henze, und es verwandelt sich in eine Gambe und in einen Bass und in einen Presslufthammer. Ist ein Cello ist ein Cello ist ein Cello?

In der Stadt verändert sich alles fortwährend, der Sound, die Dinge, die Menschen, alles erneuert sich oder es verschwindet; und am Ende vom Konzert verschwimmen auch die Städte miteinander: Wo bist du? In New York? In Seattle? San Francisco?

Oliver Leicht / [ACHT.] / Jazz4Ever Records / Nürnberg, 2006
IK: Jazzrock / Fusion

Damit ist nun auch die erste CD von Oliver Leicht, Mitglied in der hr Bigband und bei re:jazz, im Katalog gelistet. Oliver Leicht hat sich mit [Acht.] ein Ensemble geschaffen, das komplexe Arrangements verwirklichen kann, ohne auf improvisatorische Interaktion einer kleinen Band verzichten zu müssen. Sein Ensemble verweigert damit die Einordnung in gängige Schemata und wechselt zwischen Groß- und Kleinformation, zwischen Arrangement und Improvisation, zwischen Form und Freiraum.
 
1. Januar 2013, 00.00 Uhr
Interview: Detlef Kinsler
 
 
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