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Pogo-Dance in Lederhosen

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VNV Nation auf Tour – ein guter Anlass, mal wieder in der Batschkapp aufzuschlagen. Das Hauptkonzert ist schon längst ausverkauft, das Zusatzkonzert mittlerweile ebenfalls. Kein Wunder, zieht diese englisch-irische Band doch Gothics, Synthie-Pop-Fans, Old-School-EBMler und noch einige andere gleichermaßen an, wie an den unterschiedlichen Outfits deutlich wird. Diese reichen vom „klassischen“ Schwarz bis zum Military-Look, von extremen „Kurzhaarfrisuren“ bis zu Punk-Iros.

Weil wir das obligatorische Bier im Elfer etwas zu lang hinauszögern, trudeln wir um Punkt 21 Uhr in der Batschkapp ein, als bereits der erste Song läuft. Wir können uns nur noch nach hinten durchzwängen. Guter Platz an der Theke, schlechte Sicht zur Bühne. Deswegen haben wir Schwierigkeiten, der Diskussion hinter uns zu folgen, die sich mit den optischen Eigenschaften des Sängers befasst. Ja, er hat eine Glatze. Aber war der nicht beim letzten Konzert kleiner und dicker? Und wieso spricht der diesmal so gut deutsch wie nie zuvor? Der linke Nachbar meint, die Stimme klinge irgendwie fremd, der rechte Nachbar erkennt kein Lied wieder, die Nachbarin glaubt, sie hätten den Sänger ausgetauscht. Als sich die Band bereits um 22 Uhr unter großem Applaus verabschiedet, ist das Rätsel endlich gelöst. Die Diskussionsrunde kommt zu folgendem Schluss: Das war nur die Vorgruppe! Immer noch glucksend vor Lachen, nutze ich die Pause zwischen den beiden Auftritten und kämpfe mich zur Toilette durch. Doch dort geht die Debatte direkt weiter. Eine Frau in der Schlange fragt, wie denn die Vorgruppe heiße, und erhält die Auskunft: „Toter Sand.“ Daraufhin korrigiert eine Dritte die Antwortende: „Nee, Rotersand!“ Das kann ja heute heiter werden ...

Wieder raus aus dem überfüllten Klo, quetsche ich mich durch die ebenso volle Batschkapp nach vorn neben das DJ-Pult. Und schon geht’s weiter, Auftritt VNV Nation. Diesmal ist der Sänger auch kahlköpfig, aber gewohnt klein und untersetzt. Ronan Harrison macht gleich Scherze – er verabschiedet sich beispielsweise nach dem ersten Song mit einem lapidaren „Tschüss“ vom irritierten Publikum – und schafft es, die Menge innerhalb weniger Minuten mitzureißen. Laute Lacher ernten seine Grüße an ein paar Jungs mit Oktoberfest-Shirts in der ersten Reihe, die sich aus Australien nach Frankfurt verirrt haben. Ronan berichtet über ein Konzert zwei Tage zuvor in München und den anschließenden Besuch des Oktoberfests in echten „Lejderhousn“. Kurz danach springt ein junger Mann aus dem Publikum auf die Bühne, um mitzuteilen, dass er seine Freundin in der Menge verloren habe. Ronan weiß offenbar nicht recht, ob er lachen oder schimpfen soll, scheucht den Störer aber schnell wieder von der Bühne hinunter. Und dann fällt die Technik aus. Erst gehen manche Lampen nicht an, wie sollen. Anschließend streiken die Verstärker. Zuletzt macht das rote Stroboskop-Licht, was es will, und blinkt fröhlich vor sich hin. Doch Ronan beweist Humor und passt seinen Gesang dem stetigen Blinken an. Erstaunlich viele der gespielten Songs stammen vom vorletzten Album „Judgement“. Ein erster Höhepunkt ist das ruhige „Illusion“, bei dem die Menge fleißig mitsingt. Nach dem langsamen Schunkeln kommt bei schnelleren Songs wieder Schwung in die Menge – und Ronan droht einigen Tänzern in den vorderen Reihen mit Rausschmiss, wenn sie ihr „Pogo-Dancing“ fortsetzten. Die Halle ist einfach zu klein, die Menge zu groß dafür. Als diese Drohung nicht zu fruchten scheint, verweist Ronan auf den breitschultrigen Drummer Mark Jackson, der sich zu furchterregender Höhe aufrichtet und grimmig in die Runde blickt. Danach wird kein Pogo mehr getanzt ...

Dafür wippt das Publikum immer heftiger mit, wenn VNV härtere Töne anstimmen. Ronan fordert das Publikum mehrfach wieder auf: „Come on, move!“ und heizt die Stimmung kräftig an. Die Temperatur vor der Bühne steigt, mein Teint wechselt vermutlich erst zur Farbe der Haare (Hellrot) und dann zur Farbe der Krawatte (Tiefrot). Als Ronan das Wort „Frankfurt“ in einen Refrain einbaut, tobt die Menge. Und er lässt sich feiern – mit einer Zugabe, dann noch einer. Da er dabei allerdings unglaublich sympathisch wirkt, jubeln wir ihm gern zu, bis er sich entschuldigt, weil er noch ein wenig Stimme für den nächsten Abend aufheben möchte. Wieder in der Batschkapp, bestimmt wieder großartig.
 
23. September 2009, 17.55 Uhr
Anja Ruppel
 
 
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