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Musik als Abenteuer

Die Frankfurter Musiker Petra Woisetschläger und Udo Betz präsentieren sich mit Fragile und mit anderern Projekten.


JOURNAL FRANKFURT: Noch immer liest man hier und da vom Fragile Duo. Das hat sich bei manchem Kollegen so verankert, weniger, weil ihr die ersten beiden CDs „Fragile“ und „Polarity“ zu zweit eingespielt habt, sondern weil Eure Website www.fragile-duo.de heißt... Das aber wohl nur, weil die Domain www.fragile.de schon besetzt war...
Petra & Udo: Ja, das war der Hauptgrund, allerdings hatten wir damals noch keine Pläne, das Duo zu erweitern.

JOURNAL FRANKFURT: Bei Fragile denkt natürlich jeder zuerst an Sting und seinen Hit....
Udo: Als wir unsere erste Anfrage für ein Konzert hatten, wurden wir vom Veranstalter gefragt, wie heißt ihr eigentlich: Ich hatte gerade den Titel „Fragile“ von Sting vor mir liegen und da ist es passiert...

JOURNAL FRANKFURT: Ihr habt ja bei der Auswahl an zu covernden Songs immer darauf geachtet, eben nicht nur Jazz Standards auszuwählen, sondern konsequent auch Stücke für die Duoform, Klavier und Kontrabass zu Gesang, zu bearbeiten, die sich viele nur im bekannten Bandgefüge und dessen spezifischem Sound (Doors, Simply Red, Mothers Finest) vorstellen. War das der ganz spezielle Reiz, auch mit diesen Hörgewohnheiten zu brechen?
Petra & Udo: Wir wollten zu zweit Musik machen, das war der Hauptgrund; dass sich daraus diese Ästhetik ergeben hat, war eigentlich nur eine natürliche Folge von dem, was uns diese klanglichen Gegebenheiten vorgaben. Und plötzlich bemerkten wir, dass das einen Reiz auf uns ausübt und das immer weitergehende Reduzieren die Türen für neue Klangmöglichkeiten öffnete.

JOURNAL FRANKFURT: Selbst vor State of the-Art-Produktion, Pink Floyds „Wish You Were Here“ oder Peter Gabriels „Digging In The Dirt“ schrecktet ihr nicht zurück. Was muss ein Stück haben, um von euch nackt ausgezogen zu werden...
Petra & Udo: Der Hauptgrund ist immer eine sehr starke emotionale Bindung an das Stück im Original. Und dann wollen wir das, was nur wir beide in diesem Stück hören, also unsere individuelle Wahrnehmung, hörbar machen. Es geht nie darum, „jetzt machen wir mal was anderes aus dieser Ballade“, sondern wir wollen das aus diesem Stück erfahrbar machen, was wir darin wahrnehmen, nicht die Veränderung eines Werkes.

JOURNAL FRANKFURT: Seit dem dritten Album „Smile“ arbeitet ihr im Studio wie auf der Bühne mit Gästen. Welchen Grund hatte das, welcher Wandel vollzog sich dadurch bei den Interpretationen und konntet ihr eurem Grundgedanken einer Reduzierung treu bleiben?
Udo: Wie gesagt, Reduzierung ist nicht der eigentliche Hintergrund; wenn ich die Essenz eines Stückes fühlbar machen möchte, muss ich reduzieren, das ist wie ein chemischer Vorgang, wie eine Analyse; Das geht auch mit der klanglichen Erweiterungen z.B. eines Percussionisten, der aber bei uns nicht als Rhythmusmaschine funktionieren darf: in José J. Cortijo, Professor an der HfMDK in Mannheim, haben wir so jemanden gefunden.

JOURNAL FRANKFURT: Wichtig erscheint mir, dass ihr nicht nur Standards, sondern auch den Standard vermeidet, sprich, ihr immer auf ein besonderes Instrumentarium setzt? Eine Frage der Klangästhetik?
Petra: Beim Nachdenken über die Frage fällt mir auf, dass wir an die Arbeit eigentlich nie mit konkreten Gesetzen rangehen. Die Ästhetik ergibt sich immer im Nachhinein; Wenn sich eine ungewohnte Zusammenstellung, eine klangliche Neuerung oder eine ungewöhnliche Neuerung ergibt, reizt das einfach das Gehör und das sind dann die Momente, auf die man wartet, die kann man aber so nicht bestellen.......

JOURNAL FRANKFURT: Mit „Inside Of Me“ (der programmatische CD-Titel mag es schon andeuten) gab es dann den Quantensprung bei Fragile. Nach bis dato einer Instrumentalkompositionen pro Album diesmal gleich mehrere Eigengewächse unterschiedlicher Prägung – von der eigenwilligen Klassikbearbeitung bis zum Vokaltitel in Phantasiesprache...
Udo: Diese CD markiert sicherlich einen Wendepunkt in unserer Arbeit. Wir werden in Zukunft kaum mehr Fremdkompositionen bearbeiten bzw. interpretieren. Dieses Thema ist für uns weitestgehend ausgereizt, wir werden nur noch - vielleicht bis auf wenige Ausnahmen, und die werden vornehmlich aus der Klassik kommen - eigene Kompositionen spielen.

JOURNAL FRANKFURT: Ihr eröffnet am 11.3. das diesmal fünftägige Brotfabrik Festival und spielt bereits das dritte Mal in Hausen – eine tatsächlich seltene Wertschätzung für Local Heroes... Und da kommt es zu einer Premiere: Heinz Sauer wird mit euch auftreten... Dass ihr Fans des Ausnahme-Saxophonisten seid, daraus habt ihr nie einen Hehl gemacht. Wie kam es jetzt zu dieser Zusammenarbeit, wie hat Heinz euch bis dato wahrgenommen und wie liefen die ersten Proben?
Petra & Udo: Heinz hatte schon Auftritte von uns besucht und wir kannten uns über einen gemeinsamen Musikerkollegen, den Bassisten Stephan Schmolck, sowie unsere gemeinsame Freundin, die Journalistin Daniella Baumeister. Das Brotfabrikfestival erschien uns als eine gute Gelegenheit, Heinz nach einem gemeinsamen Auftritt zu fragen und er sagte zu, worüber wir uns sehr freuen. Proben mit Heinz sind schlicht und ergreifend wie seine Konzert: Ein Abenteuer.........
JOURNAL FRANKFURT: Neben Fragile wart ihr beide schon immer auch an anderen Projekten beteiligt...
Petra: Ja, wir kommen aus ganz unterschiedlichen Richtungen: Udo spielt alles von Funk über Pop und Jazz bis hin zu Tango Nuevo; ich habe Klassik studiert und auch sehr viel mit Theater zu tun gehabt. Mittlerweile haben sich unsere Genres total vermischt. Ich habe angefangen zu singen und mich mit Improvisation auseinanderzusetzen und Udo arbeitet in den letzten Jahren auch regelmäßig als Orchestermusiker.

Kantor & Clown: v.l.n.r. Leslie Malton. Felix von Manteuffel, Petra Woisetschläger, Marlene Breuer
JOURNAL FRANKFURT: Eine Woche vor dem Brotfabrik-Auftritt kann man Dich, Petra, noch im schauspiel Frankfurt sehen. Zusammen mit zwei Schauspielern, die den Besuchern des Hauses nicht unbekannt sind: Leslie Malton und Felix von Manteuffel. „Cantor und Clown“ ist der Abend überschrieben. Eine Mendelssohn-Hommage, die bis dato erst wenige Male aufgeführt wurde, aber immer als etwas ganz Besonderes Beachtung fand. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit und was dürfen die Besucher am 4.3. erwarten?
Petra: Die Frankfurter Hörfunkregisseurin Marlene Breuer war vom WDR engagiert, im Mendelssohnjahr 2009 eine Produktion zu machen; sie wollte dazu eine klassische Pianistin haben, die auch improvisiert und rief mich an. Es war eine wundervolle Zusammenarbeit, bei der ich meine Neigungen, frei zu improvisieren, aber auch in der Klassik zuhause zu sein, ausleben konnte. Die Besucher können sich auf einen sehr emotionalen Abend freuen, da Leslie Malton und Felix von Manteuffel den Briefwechsel der Geschwister Felix Mendelssohn-Bartholdy und Fanny Hensel in einer ganz besonderen Art und Weise vorstellen

JOURNAL FRANKFURT: Das Schöne: aus dieser Produktion sind weitere Pläne entstanden. Am 29.4. stehen dann Fragile (mit José Cortjo/percussion) mit Leslie Malton auf der Bühne der Romanfabrik. Das klingt auch nach einem Zusammenspiel von Musik und Literatur...
P: Es wird ein „Wortkonzert“ - ein Klangrausch aus Wörtern und Musik. Leslie Malton wird Texte von Rebecca Horn (eine der angesagtesten bildenden Künstlerinnen der Zeit)) lesen und wir werden diese Texte mit Musik begleiten, unterlegen, verfremden und illustrieren. Auf diesen wieder neuen Abschnitt in unserer Arbeit freuen wir uns sehr; das ist überhaupt das Schönste von allem, dass es immer neue Abenteuer gibt auf der Bühne, man weiß ja nie, was passiert.

Interview: Detlef Kinsler, Fotos: PR, Detlef Kinsler, Anna Meuer
 
28. Februar 2010, 15.17 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
Fotogalerie:
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