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Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

Libertine und Lotte Lindenberg in Sachsenhausen

Hier will ich sein ...

Ob man sich im Libertine Lindenberg einmietet oder eine im Lotte Lindenberg Studio produzierte Vinylplatte kauft – man bekommt etwas Schönes für sein Geld. Am Freitag eröffneten Hotel und Tonstudio.
Wolfgang Gottlieb hatte im Traum nicht mehr daran geglaubt, noch mal ein Label zu gründen und wieder in die Plattenproduktion einzusteigen. Mit seinen Partnern Denis Gudlin und Gordon Friedrich bereicherte er mit Hazelwood Vinyl Plastics über lange Zeit den Frankfurter Underground und bescherte der deutschen Musikszene außergewöhnliche Bands wie Universal Congress Of, Kool Ade Acid Test, King Khan & The Shrines, Low 500, The Great Bertholinis oder Mardi Gras.bb. „Zwanzig Jahre subversive Kultur – wir haben das ja wirklich gelebt und uns daraus unseren Lohn bezahlt, Dass das überhaupt möglich war, war schon eine große Sache“, resümiert Gottlieb.

Wegen Differenzen mit dem Vermieter musste das Studio in Rödelheim, in dem auch die intimen Yellowstage-Konzerte stattfanden, aufgegeben werden, durch eine schwere Erkrankung fehlte Friedrich dem kleinen Team zwei Jahre. „Am Schluss hatten wir finanzielle Sorgen“, bekennt Gottlieb. Es wurde ruhiger um Hazelwood. Die Firma erlebte ein Soft Closing. Ohne offizielles Statement. „Es ist doch schön wenn man ein paar Fragezeichen hinterlässt“, lächelt Gottlieb. Comeback also nicht ausgeschlossen. „Wir machen alle gerade was Anderes.“ So stieg Gottlieb in die Frankfurter Dependance der Akademie Deutsche Pop ein, unterrichtet im Bereich „Music & Sound“, ist inzwischen zum Fachbereichleiter aufgestiegen. „Da bin ich sehr glücklich.“ Kein Wunder: endlich mal ein Job, dank dem man sich auch mal Urlaub leisten kann.

Aber dann kam Steen Rothenberger, Investor, Projektentwickler und Visionär eines neuen Alt-Sachsenhausen. „Wenn einer jemand nett zu etwas überreden kann, dann ist das der Steen", erklärt Gottlieb, warum er sich neben seiner Lehrtätigkeit wieder ans Mischpult setzt. Wenn am 12. Februar das etwas andere Hotel Libertine Lindenberg in der Frankensteiner Straße feierlich eröffnet wird, ist das auch die Geburtsstunde eines neuen Tonstudios mit angeschlossenem Label Lotte Lindenberg im Keller. Und so gehört also nun eine Musikproduktionsstätte zum Gastro-Imperium. „Imperium hört sich an wie die dunkle Seite der Macht“, lacht Denise Omurca, die Geschäftsführerin aller Häuser und spricht lieber von einem „Unternehmensverband “.

„Es gibt das ,Lindenberg’ in der Rückertstraße, das war ein Pilotprojekt was vor zweieinhalb Jahren ins Leben gerufen wurde, klein, zehn Zimmer, fünf Langzeit-, fünf Kurzzeitzimmer. Dazu gehört jetzt ,Libertine Lindenberg’ mit 27 Zimmern, ,Der Kleine Mann mit dem Blitz’ als Pop-up-Location und Atelierhaus und das ,Seven Swans’, das ist verschwistert mit den Hotels.“ Die „Hotels“ sind eigentlich „Gästegemeinschaften“, die auch zum zeitlosen Bleiben einladen, nicht nur Übernachtungsgäste in hochwertig ausgestatteten Räumen beherbergen. Die phantasie- und liebevoll gestalteten Websites erzählen Geschichten, bilden Personen ab, die Neugierde wecken. Ganz egal, ob die real oder fiktiv sind. „Das ist ein Konzept, das gewachsen ist. Die Namensgebung, die Farbgebung, alles kam peu à peu“, erzählt Omurca. Nur eines ist klar: Mit Deutsch-Rocker Udo L. haben diese Lindenbergs nichts zu tun.

„Es ist ja so, dass wir hier etwas machen, was einen starken Bezug zu Frankfurt und vor allem zu Sachsenhausen haben soll“, tut Gottlieb kund. „Wir versuchen ein Stück Geschichte mit zu tragen und auch neu zu generieren. Das ist eigentlich der Grundgedanke dieser ganzen Verwebung des Hauses mit der Libertine und der Lotte Lindenberg. Um einen besonderen Ort zu schaffen, wo man das Gefühl hat: hier möchte ich mich aufhalten, hier will ich sein.“ In dieser herzlich-familiären Atmosphäre lassen sich auch ein Tonstudio und Plattenlabel anders definieren. Das klassische Konstrukt Musikbranche gibt es ohnehin nicht mehr, damit sind auch dessen Gesetzmäßigkeiten irrelevant. Also keine Exklusivverträge mit Musikern, keine riesigen Kosten für Bandaufbau, Marketingstrategien, bundesweite Tourneeaktivitäten. Die Künstler behalten ihre Freiheit.

„Wir wollen hier etwas ganz Spezielles, Exklusives, im Prinzip ein Zusatzangebot kreieren, schöne Aufnahmen auch mit teilweise renommierten Künstlern machen“, erläutert Gottlieb. Von einem Businessmodell will er dabei nicht sprechen. Es ist eine Herzensangelegenheit. CDs werden nicht mehr produziert. Es gibt die Musik physisch nur als Vinyl. Adressaten für diese Perlen sind auch nicht die Elektromarktketten, sondern der gut sortierte Plattenladen. „Ich möchte wirklich, dass Leute auf die Musik stoßen, die immer noch Interesse haben, Dinge zu entdecken“, positioniert der Labelchef Lotte Lindenberg und setzt bei dem Aufnahmen auf Analogtechnik. Da steht das Handwerkliche wieder im Vordergrund. Kabel stecken statt nur Computerknöpfchen drücken. Für ein konzentrierteres, präziseres und fokussierteres Arbeiten.
 
14. Februar 2016, 23.21 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
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