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Künstlergespräch mit Leiko Ikemura
Zwischen den Welten
Leiko Ikemura gab im Sinclair-Haus in Bad Homburg Auskunft zu ihren Arbeiten und zu ihrem Leben zwischen Japan und Europa. Dabei zeigte sich: In Schubladen möchte die Künstlerin nicht gerne gesteckt werden.
"Bin ich eine Mittlerin zwischen den Welten", fragte Leiko Ikemura im Sinclair-Haus am Mittwochabend und lieferte die Antwort gleich mit. "So sehe ich mich nicht." Sie ist grade gelandet, kommt aus Japan, dort ist es 2 Uhr nachts, mal sehen, sagt der Leiter des Hauses, Johannes Janssen, wie lange die Energie reicht. Das Gespräch mit der Journalistin Ruth Fühner, das folgt, ist vor allem eines: ungekünstelt. Wann gibt es das noch?
Mit Anfang 20 ging Frau Ikemura nach Spanien, 1972 war das, wegen der schönen Männer, wie sie sagt, aber natürlich auch wegen der Kunst, wegen Francisco de Goya neben vielen anderen. Das habe sie geprägt, sie, die sich damals noch nicht als Künstlerin sah, anders als viele gegenwärtige Studenten, "die sich schon mit 19 Jahren als Künstler programmieren". Nein für Leiko Ikemura ist das Leben ein Prozess, sind auch ihre eigenen Werke ein Prozess, eine fortwährende Entwicklung. "Nichts ist je abgeschlossen", sagt sie. Dazu passt der Raum, in dem wir sitzen - Aquarelle vom Meer, von ihrer Heimat auch, einem kleinen Ort an der Küste, in dem der Horizont alles ist. "Der Horizont ist die schönste Linie", so ein Zitat der Künstlerin. "Der Horizont ist unendlich und zeigt doch die eigene Endlichkeit." Gegenüber die Bildnisse von jungen Frauen, Mädchen eigentlich. "Das ist ein vernachlässigtes Feld der Kunstgeschichte - es gibt immer nur Engel, Engel und Engel und dann fast ohne Übergang: Frauen - das was dazwischen ist, das ist es, was mich interessiert."
Der Titel der Ausstellung könnte da nicht passender gewählt sein. Zwischenwelten. Leiko Ikemura lebt, nach Stationen Zürich, Luzern und Nürnberg seit langem in Berlin. Weit weg von aller Natur, auch aller Idylle. "Die Stadt hat ihre Geschichte verloren, als ich 1991 ankam waren dort noch die Narben des Krieges zu sehen, heute ist alles glatt, kaum etwas erinnert an die Vergangenheit." Der Prozess, es gibt ihn überall. Er hinterlässt seine Spuren. Nur nicht, in dem Moment, in dem die Künstlerin ganz Künstlerin ist. "Ich höre auf zu existieren, wenn ich arbeite", sagt sie einmal im Gespräch. Wer sind Sie dann, als was sehen Sie sich dann? "Als niemand. Vorher und nachher sammele ich die Eindrücke und nehme sie auf. Doch wenn ich arbeite, dann könnte ich auch eine Katze sein."
In Japan ist es drei Uhr, als das Gespräch in Bad Homburg zu Ende geht. "Jetzt bin ich wach", sagt Leiko Ikemura und lacht. Ihre Zuhörer sind es auch.
Mit Anfang 20 ging Frau Ikemura nach Spanien, 1972 war das, wegen der schönen Männer, wie sie sagt, aber natürlich auch wegen der Kunst, wegen Francisco de Goya neben vielen anderen. Das habe sie geprägt, sie, die sich damals noch nicht als Künstlerin sah, anders als viele gegenwärtige Studenten, "die sich schon mit 19 Jahren als Künstler programmieren". Nein für Leiko Ikemura ist das Leben ein Prozess, sind auch ihre eigenen Werke ein Prozess, eine fortwährende Entwicklung. "Nichts ist je abgeschlossen", sagt sie. Dazu passt der Raum, in dem wir sitzen - Aquarelle vom Meer, von ihrer Heimat auch, einem kleinen Ort an der Küste, in dem der Horizont alles ist. "Der Horizont ist die schönste Linie", so ein Zitat der Künstlerin. "Der Horizont ist unendlich und zeigt doch die eigene Endlichkeit." Gegenüber die Bildnisse von jungen Frauen, Mädchen eigentlich. "Das ist ein vernachlässigtes Feld der Kunstgeschichte - es gibt immer nur Engel, Engel und Engel und dann fast ohne Übergang: Frauen - das was dazwischen ist, das ist es, was mich interessiert."
Der Titel der Ausstellung könnte da nicht passender gewählt sein. Zwischenwelten. Leiko Ikemura lebt, nach Stationen Zürich, Luzern und Nürnberg seit langem in Berlin. Weit weg von aller Natur, auch aller Idylle. "Die Stadt hat ihre Geschichte verloren, als ich 1991 ankam waren dort noch die Narben des Krieges zu sehen, heute ist alles glatt, kaum etwas erinnert an die Vergangenheit." Der Prozess, es gibt ihn überall. Er hinterlässt seine Spuren. Nur nicht, in dem Moment, in dem die Künstlerin ganz Künstlerin ist. "Ich höre auf zu existieren, wenn ich arbeite", sagt sie einmal im Gespräch. Wer sind Sie dann, als was sehen Sie sich dann? "Als niemand. Vorher und nachher sammele ich die Eindrücke und nehme sie auf. Doch wenn ich arbeite, dann könnte ich auch eine Katze sein."
In Japan ist es drei Uhr, als das Gespräch in Bad Homburg zu Ende geht. "Jetzt bin ich wach", sagt Leiko Ikemura und lacht. Ihre Zuhörer sind es auch.
9. Oktober 2014, 11.10 Uhr
nil
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