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Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

Kolumne von Ana Marija Milkovic

Plädoyer für ein fremdländisches Ei auf dem Goetheplatz

Unsere Kolumnistin imaginiert, eine berühmte Architektin würde sich inkognito als Flüchtling in Frankfurt niederlassen und auf dem Goetheplatz ein dringend benötigtes Markenzeichen erschaffen. Eine Utopie.
Als die im Irak gebürtige, international bekannte Architektin Zaha Hadid aus einem Bus auf dem Goetheplatz in Frankfurt steigt, kommt sie als Flüchtling. Als Asylantin und Flüchtling rechnet sie sich große Chancen aus, den Goetheplatz zu bebauen. Der Einfall kam ihr beim Abendessen mit Jean Nouvel in Paris. Beide sehen sich am Goetheplatz durch Frankfurter Unvermögen verhindert. Zaha Hadid wettete, dass es ihr gelänge, als Asylantin in Frankfurt das Haus der Weltkulturen zu bauen. Als Opfer ließe sich derzeit in Deutschland besser reüssieren als als selbstbewusste Frau.

Jean Nouvel hält dagegen. Anspruchsvolles Bauen scheint ihm in Frankfurt unmöglich. Jedenfalls hat er seinen Entwurf für Frankfurt am Rossmarkt aus seinem Werksverzeichnis gestrichen. Am nächsten Morgen wechselte Zaha Hadid ihr Gewand von Issey Miyake gegen ein einfaches, schwarzes Tuch aus Baumwolle und hüllte sich bis auf die Augen ein.

So gibt sie sich nun als irakische Architektin aus, nennt sich Ahaz Didah und bittet demütig um Asyl – und gleichermaßen um einen Auftrag, weil Nichtstun ihrer irakischen Natur nicht sonderlich entspräche. Sie möchte den Menschen nur ungern auf der Tasche liegen. Irakische Frauen, auf der Flucht, noch dazu fleißig, dabei von Männern unterdrückt, dürfen sich in Deutschland erst einmal ganz zu Hause fühlen.

Ein paar Tage vergingen. Ahaz nutzte sie. Erst sitzen nur wenige auf dem Goetheplatz, um Ahaz Worten über Architektur zu lauschen. Dann kommen mehr. Zum Schluss sind es Hunderte. Schließlich so viele, dass die Stadtverwaltung den Goetheplatz räumen muss. Die Menschen wollen diese Frau bauen sehen. Wir sind das Volk, schreien sie!

Das Stadtplanungsamt will wie immer die gute alte Form pflegen und den Auftrag nicht direkt vergeben. Ein Wettbewerb wird ausgelobt, an dem fünf Architekten teilnehmen. Wie üblich sind es es bis auf Ahaz Didah nur bekannte Frankfurter Namen.

Es käme doch gut, auch einmal eine Asylatin gewinnen zu lassen, sagte der Vorsitzende des Preisgereichtes. Daraus ergab sich wie immer ein Monolog, den ein in Frankfurt sehr bekannter Architekt für sich einzunehmen versteht: "Warum denn immer den Umweg über einen Wettbewerb nehmen?", entgegnet er. Warum nicht einfach direkt an ihn vergeben? Ahaz hätte Talent, sicherlich, aber wenn es danach ginge, wäre die Konkurrenz groß und die Stadt könnte seinem Büro die Existenzgrundlage nicht länger garantieren. Er wäre gezwungen seine Mitarbeiter zu entlassen und es wäre nicht sicher, ob Ahaz ihnen so schöne Schießscharten als Ausblick vom Arbeitsplatz böte.

Kurzum: Gegen ihn aufzubegehren, bedeutete das bürgerliche Lager zu spalten. In Aleppo gebe es doch auch für irakische Architekten zukünftig genug zu tun? Könne sie sich denn nicht an die GIZ wenden? Wofür sind die denn da? Was gingen ihn die Probleme einer Ahaz an? So steigerte sich der in Frankfurt bekannte Architekt hinein.

Ahaz aber fesselt zur gleichen Zeit mit Geschichten aus 1001 Nacht, die neuerdings immer böse enden, weil geostrategische Kämpfe die Region mit deutschen Waffen zerstören. Sie möchte dagegen ein Zeichen des Friedens mitten auf dem Goetheplatz setzen und fordert die Frankfurter auf, sie darin zu unterstützen.

Der Willkommenskultur ein Zeichen zu setzen und ein Haus dafür zu entwerfen, das läge ihr am Herzen. Kein profaner Bau, der sich nur durch eine hübsche Fassade gegen den Straßenraum auszeichnet, sagt Didah. Sie will die Bevölkerung einladen, die Weltkulturen in ihrem Bau willkommen zu heißen. Es geht ihr dabei um spannende Konstruktionen, für die bauarbeitende Flüchtlinge aus Pakistan, Indien, Syrien und dem Irak ihren Weg nach Frankfurt fänden und zum Mindestlohn arbeiten gingen. Das überzeugte sogar die SPD. Konnte es ein besseres Forum für den Mindestlohn als ein Haus der Weltkulturen von Fremden gebaut geben? Und sollten nicht nur Mindestlohnempfänger den Kuchen zukünftig teilen müssen, warum dann nicht dann auch die bürgerliche Mitte.

Bald ist Ostern. Eine gute Zeit ein fremdländisches Ei inmitten von Frankfurter Bräsigkeit auf den Goetheplatz zu legen.
 
25. Februar 2016, 12.00 Uhr
Ana Marija Milkovic
 
 
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