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Kinderarmut im Kreuzverhör



Die Kinderarmut ist ein gefundenes Fressen. Zumindest für uns Vertreter der schreibenden Zunft. Nichts lässt die Wellen der vermeintlichen Empörung höher schlagen, Betroffenheit auf allen Seiten und Sendern. So zu beobachten auch gestern Abend im Haus am Dom. „Ihr redet über unsere Chancen“, lautete der programmatische Titel einer gut besetzten Veranstaltung im Haus am Dom: Vier Journalisten von drei stadtbekannten Zeitungen - darunter mein Chef, mein Ex-Chef sowie zwei weitere mir entfernt bekannte Lokalchefs - diskutierten - in Ansätzen durchaus selbstkritisch - über die Armut der Kinder in der Stadt, und wie sie selbst mit diesem Thema umgehen. Im Publikum: AWO-Vertreter, Caritas-Vertreter, Gewerkschafts-Vertreter, Jugendhilfe-Vertreter, Sozialarbeiterinnen und anderes engagiertes Publikum, das im knackvollen Saal an den Lippen der Medienprofis hing.

Vorab mal ein ganz persönlicher Eindruck: Vor zwei, drei Jahren waren Kindertafeln, rührige Hellersdorfer Pfarrer mit Helfersyndrom (kennen sie die Arche noch nicht?) sowie arbeitslose Arbeiterfamilien ein beliebter Lückenfüller und Herzerweicher zur Weihnachtszeit. Mittlerweile scheint die Hartz-IV-Familie oder die 19-jährige Alleinerziehende mit vier hungrigen Kindern zum Quotenbringer avanciert. Kriegen die eigentlich auch was dafür, dass sie bei RTL in die Kamera jammern oder sich auf ihrer Neckermann-Couch für die Zeitung ablichten lassen? Und hilft das überhaupt den allein in Frankfurt rund 23 000 armen Kindern, die auf die Nike-Sneaker wie auch das Pausenbrot verzichten müssen? Tenor: Berichterstattung mit Hand und Fuss, bitte. Aber nicht in Bild-Zeitungs-Niveau. So weit, so gut. Ich denke: Da brauchen sich die drei großen Frankfurter Tageszeitungen sowie das beste Stadtmagazin Frankfurts nicht zu verstecken. Auch weitere interessante Fragestellungen bewegten die Gemüter der Journalisten: Braucht ein Grundschüler eigentlich Nike-Schuhe für die Entwicklung eines gesunden Selbstbewusstseins? Und braucht das reiche Bankfurt Entwicklungshilfe von Kinderarmutsbekämpfern aus dem bettelarmen Berlin? Ein wenig Werbung in eigener Sache gehört natürlich auch zum Geschäft: „Übrigens, unsere Schulserie diese Woche/nächste Woche/letzte Woche….“, „unsere Exklusivstory nächste Woche…“, „unser Exklusivinterview in zwei Tagen…“
Doch wie lange darf ich, die Kinderchefin dieses Blattes überhaupt noch über arme Kinder berichten? Ende ich nicht selbst bald in der Hartz-IV-Falle? Diese Frage stellt sich mir, als der FR-Lokalchef konstatiert: Die Printmedien machen’s ohnehin nicht mehr lange. Eine sterbende Branche. Erstaunliche Aussage für einen Zeitungsmacher.
 
28. Januar 2010, 16.31 Uhr
Jasmin Takim
 
 
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