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Isländische Kunst in Frankfurt

Surreale Töne, endlose Metamorphose

In der Ausstellung „Crepusculum“ spielt die isländische Künstlerin Gabríela Friðriksdóttir auf ungewöhnliche Weise mit Licht und Schatten.
Merkwürdige Dinge spielen sich derzeit in der Schirn Kunsthalle ab. In einem der Ausstellungsräume steht eine Art überdimensionales Ei, gehalten mit verzierten Aluminiumträgern, die Außenhaut aus Pergament, in einer Landschaft aus weißem Saharasand. Auf der anderen Seite des Raumes ragen alte, ausgehöhlte Baumstämme aus anthrazitfarbenen isländischen Sand. „Crepusculum“ heißt die Ausstellung, die dort am 29. September beginnt. Der Name bedeutet soviel wie „Dämmerung“ oder „Abendrot“ - passend zum Spiel mit hellen und dunklen Farben, Licht und Schatten der Künstlerin, die hinter dem Projekt steht: Gabríela Friðriksdóttir. Die Isländerin hat für „Crepusculum“ aber nicht nur Baumstämme und Sand aus ihrer Heimat mitgebracht, sondern gleich den größten Nationalschatz, den die Insel zu bieten hat: Acht Manuskripte mit alten, auf Leder geschriebenen Sagen – die ältesten stammen aus dem 12. Jahrhundert und verlassen zum ersten Mal überhaupt ihre isländische Heimat. Die Besucher können sie während der Ausstellung in Vitrinen bewundern, die in die Baumstämme hineingelassen wurden.
Gabríela Friðriksdóttir erklärt, welche Gedanken hinter dieser ungewöhnlichen Installation stehen: „Am Ende geht es um eine endlose Metamorphose: Tag und Nacht, Leben und Sterben, kein Ende und kein Anfang. Für mich hat das Leben kein wirkliches Ende, es ist wie eine Spirale, die sich immer weiter dreht. Jeden Morgen gebärt die Dunkelheit einen neuen Tag. Das möchte ich zeigen.“ Zu den Aufbauten aus Sand, Pergament und Lehm, gehört noch ein weiterer wesentlicher Teil der Installation: ein Film, gedreht in Island, mit realen Aufnahmen, aber auch Zeichnungen der Künstlerin. Der Film wird jedoch nicht auf eine Leinwand projiziert: Zu sehen ist er auf dem weißen Saharasand. Unterlegt wird der Film nicht etwa mit Musik, sondern nur mit Geräuschen. „Diese Töne habe ich mit einem befreundeten Musiker entwickelt“, erklärt Gabríela Friðriksdóttir. „Wir nennen das Stück „the weather“ – es gibt einen Gong, man hört Wasser rauschen, dazu spielen eine Klarinette, eine Flöte und eine Geige. Aber nicht nach Noten, sondern mehr ursprüngliche, kehlige Laute. Es klingt manchmal wie der hohle Kopf eines getrockneten Fisches“, beschreibt die Künstlerin die Klänge. Dazu kommen vom Band gelesene Gedichte, die eine eigene Geschichte erzählen. „Es ist ein bisschen wie ein Prosastück, das einen Einblick in die menschliche Seele gewährt. Es gibt dunkle und fröhliche Gedanken und trägt sowohl Schönheit als auch Bitterkeit in sich.“
„Die gesamte Installation hat etwas Prähistorisches – die Lehmarbeiten, der Film, der Sand, dazu passen die alten Handschriften perfekt“, so die Künstlerin. Als ihr angeboten wurde, diese in ihre Arbeit zu integrieren, habe sie sofort zugesagt. Allerdings lag das letzte Wort nicht beim Árni Magnússon Institute, das die Handschriften aufbewahrt, sondern beim isländischen Premierminister. „Diese Manuskripte und unsere Sprache sind das einzige kulturelle Erbe, das wir haben“, erklärt Gabríela Friðriksdóttir. „Wir haben keine alten Bauwerke oder viel bedeutende, alte Kunst.“ Das bedeute allerdings auch, dass sie viele Kompromisse eingehen musste, sagt die Künstlerin. „Am liebsten hätte ich die alten Manuskripte ja direkt in den Sand gelegt, so dass die Besucher sich gemütlich hinsetzen und darin blättern könnten.“

Die Ausstellung „Crepusculum“ wird am Mittwoch, 28. September, eröffnet und läuft bis zum 8. Januar 2012.
 
26. September 2011, 12.00 Uhr
Kim Herschmann
 
 
Fotogalerie:
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