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Interview

Die Radiomacher der Jugend

Marko Eichmann (links) ist Programmchef von planet radio. Jan Vorderwülbecke sein Gegenspieler. Er ist Chef bei YouFM. Hier diskutieren sie über Facebook und GEZ-Gebühren.
JOURNAL FRANKFURT: Planet radio gibt’s seit 1997. YouFM seit 2004. Beide sind Jugendsender. Mit planet radio ist der Bereich doch eigentlich abgedeckt. Könnte man das HR-Gewächs nicht einstellen?
Jan Vorderwülbecke: Die Programme lassen sich schwer miteinander vergleichen. Einzig das Jugendsegment eint uns. Unsere Hörer sind zwischen 14 und 29 Jahre alt. Aber wir sprechen noch eine andere Zielgruppe an, weil wir Inhalte bieten. Wir geben unseren Hörern einen gesellschaftlichen Zugang, während planet radio das über die Nachrichten abbildet.

Marko Eichmann: Es ist immer einfach, wenn man sagt, öffentlich-rechtliche Sender bieten Inhalte und private nicht.

Die Media Analyse offenbart zwei Mal im Jahr die neuen Hörerzahlen. planet radio schneidet meistens besser ab.
Eichmann: Immer. Auch, als der YouFM-Vorgänger hr-xxl zwischen 1997 und 2004 am Start war.

Die letzte im September ergab 130.000 zu 63.000 Hörer. Spiegeln diese Zahlen die Realität wider?
Vorderwülbecke: Das ist eine Währung, die zählt. Sie bildet die Realität mit einer geringen Fehlertoleranz ab, die aber für beide Angebote gilt. Und da müssen wir ganz klar sagen, dass planet vor uns liegt. Dafür gibt es auch Gründe.

Die wären?
Vorderwülbecke: Wer seit 1997 auf dem Markt ist, hat so-zusagen die erste Hörergeneration. YouFM ist seit 2004 auf dem Markt. Und wenn man davon ausgeht, dass alle fünf Jahre eine neue Generation entsteht, mit einem eigenen Verständnis von einem jungen Programm, dann hat planet uns mindestens eine Generation voraus, die sie für sich alleine hat.

Eichmann: Aber man darf nicht die Füße stillhalten, denn ein neuer Player ist aufgetaucht: Das Internet.

Welche Vorteile sehen Sie für das Radio bei Facebook oder Twitter?
Vorderwülbecke: Es ist ein weiterer Kanal, über den wir sofort ein Feedback bekommen. Daraus können wir Rückschlüsse ziehen, was bei dem Publikum gut ankommt und was nicht.

Eichmann: Facebook ist ein Lerning-by-Doing-Projekt. Wir haben mehr als 180 000 Freunde. Deshalb muss man da vorsichtig mit umgehen. Da schreiben die Leute auch über Moderatoren: „Hey Dani, ich mag dich überhaupt nicht“. Damit muss man lernen umzugehen.

Vorderwülbecke: Außerdem können wir Highlights im Programm, für die die Gebührenzahler einmal gezahlt haben, erneut zur Verfügung stellen.

Apropos Gebührenzahler. Herr Eichmann, wie empfinden Sie denn Ihre GEZ-finanzierte Konkurrenz?
Eichmann: Ob sie mit fairen Mitteln arbeiten, ist schwer zu sagen. Wenn ich mir anschaue, was da draußen für Plakate hängen, ist das heftig. Da denke ich oft: „Wow, jetzt habe ich dieses Plakat gerade auch noch mitfinanziert mit meinen GEZ-Gebühren.“ Sollte das nicht lieber in die Berichterstattung fließen?

Vorderwülbecke: Es wird sehr wohl darauf geachtet, dass die Gebührengelder vorrangig ins Programm fließen. Aber wir können ja nicht nur gutes Programm machen und darauf hoffen, dass Leute uns zufällig finden, sondern wir müssen darauf hinweisen.

Eichmann: Die Plakat-Aktion für den Herbst war echt heftig. Ich freue mich immer, wenn ich bunte YouFM-Männchen sehe, aber ich weiß auch, was das alles kostet.

Vorderwülbecke: Aber in diesem Wettstreit sind wir eng aneinander. Am Ende des Tages versuchen wir die Hörer, mit zwei unterschiedlichen Angeboten optimal zu versorgen. Hessen ist ein Paradebeispiel für das duale System, das nebenher gut existieren kann.

Was würden Sie denn anders machen, wenn Sie Programmchef des jeweils anderen Jugendsenders wären?
Eichmann: Mir wäre wichtig, zu erfahren, was meine Hörer da draußen wollen. Ich habe manchmal das Gefühl, dass die da in einem Hessischen-Rundfunk-Elfenbeinturm sitzen.

Vorderwülbecke: Wir sind genauso vernetzt mit unseren Hörern, wie planet. Der öffentlich-rechtliche Auftrag beinhaltet, dass wir mal für alle da sind und eben auch mal für Teile der Hörer. Wenn sich das planet nicht leisten kann oder will, ist das okay.

Und was würden Sie anders machen?
Vorderwülbecke: Ich würde Inhalte ins Programm holen. Wir haben auch eine publizistische Macht. Und wenn ich ein Programm habe, in dem außerhalb der Nachrichten quasi nur Unterhaltung und Spaß ein Thema ist, dann verzerrt es die Wirklichkeit.

Eichmann: Die Berichterstattung zu aktuellen Themen ist aber auch eher ein zartes Pflänzchen im Programm. Das hört sich so an, als seid ihr das monothematische Arte-Programm.

Vorderwülbecke: Natürlich erklären wir nicht im Detail die Finanzkrise in Griechenland. Aber wir brechen das Thema herunter. Und das wäre auch eine Idee, die bei planet funktionieren würde. 
 
27. Dezember 2011, 11.00 Uhr
Interview: Julia Lorenz
 
 
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