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Jobs

Häftlinge und Studenten

Knasttheater auf dem Schiff

Ab November stehen Häftlinge mit Studenten auf der Theaterbühne. Ort des Geschehens: ein umgebautes Schiff am Nizzapark. Projektleiterin Maja Wolff erklärt schon mal, wohin die Reise geht - und der Justizminister hofft, dass er seinen Job behält.
20 Strafgefangene der Justizvollzugsanstalt Frankfurt am Main IV und Studierende der Sozialen Arbeit an der Fachhochschule Frankfurt erarbeiten gemeinsam ein Musiktheaterstück, angelehnt an die Oper „Carmen“ von Georges. Das klingt zwar ungewöhnlich, aber bislang nicht weiter spektakulär. Schließlich gab es bereits im vergangenen Jahr die erfolgreiche Inszenierung des Stücks „Die Zauberflöte – Mozart hinter Gitter“. Allerdings knüpfen die beiden Projektleiterinnen Maja Wolff und Ulrike Pfeifer in diesem Jahr nicht nur an dieses letzte Projekt an, sondern gehen ein ganzes Stück weiter. Denn während „Die Zauberflöte“ auch für Gäste von außerhalb ausschließlich in einigen wenigen Frankfurter JVA zu sehen war, liegt der diesjährige Aufführungsort mit einem für vier Wochen im Nizzapark ankernden Binnenschiff-Container eindeutig außerhalb der Gefängnismauern.

Zum Start der Umbauarbeiten an diesem Schiff, einem sogenannten Schubleichter, also ein Art schwimmender Fracht-Container ohne eigenen Antrieb, der bereits auf den Namen MS Germania getauft wurde, wurde das Projekt vorgestellt.

Dass dabei neben den Projektleiterinnen Wolff und Pfeiffer, die man beide aus Schauspielerin und Aushängeschild des Grüne Soße Festivals bzw. von der Band Kick la Luna kennt unter anderem auch der Anstaltsleiter der JVA Frankfurt am Main IV Uwe Röhring, sowie der hessische Justizminister Jörg Uwe Hahn anwesend waren, liegt vor allem an der Einmaligkeit des Theater-Projekts.

Denn obwohl JVA-Leiter Röhring betont, dass „vor allem Häftlinge mit eher kurzen Haftzeiten von drei oder vier Jahren“ am Projekt beteiligt sind, ist schnell klar, dass ein solches Theaterstück nur unter strengen Sicherheitsauflagen zu bewerkstelligen ist. „Als ich erstmals von Wollfs Vorschlag höre, das Theaterstück auf einem Schiff zu inzenieren, wäre ich fast vom Stuhl gefallen. Doch umso länger ich darüber nachdachte, umso mehr Sinn hat das Ganze für mich gemacht.“

Auch Justizminster Hahn muss zugeben, dass ihm das Projekt zunächst einiges Kopfzerbrechen bereitet hat und es vor allem dem „beharrlichen Drängen“ der beiden Projektleiterinnen zu verdanken ist, dass es in dieser Form genehmigt wurde. „Ich hoffe doch, dass nichts passiert und ich meinen Job behalten werde“, gibt er scherzend zu Protokoll. Später erzählen jedoch sowohl Wolff als auch Röhring von den umfassenden Sicherheitsvorkehrungen, bei denen unter anderem auch die Wasserschutzpolizei eingebunden wurde und beruhigt Hahn: „Ich bin mir sicher, dass Sie ihren Job behalten werden."

Nun beginnt also zunächst der Umbau des von einem Frankfurter Bauunternehmer für die Zeit des Projekt gesponsorten Schubleichters in eine voll funktionale Theaterbühne. Wolff: „Gerade erst gestern konnten wir das erste mal an Deck kochen, da hatten wir hier unser erstes Chilli.“ Möglich sei dies alles nur gewesen, weil es den Organisatoren gelungen sei etliche Partner wie die Goethe-Universität Frankfurt oder die Werkstatt Frankfurt „mit ins Boot zu holen“.

Röhring betonte außerdem den enormen Nutzen des Projekts für sämtliche Mitwirken, der weit über den Kulturaspekt hinausgehe. Für die Studenten, biete die Inszenierung wertvolle Studenten Einblicke in das Leben hinter Gittern, sowie die pädagogische Erfahrung mit Theater und Oper. Für die Häftlinge ist „Carmen“ jedoch eine einmalige Plattform den grauen Gefängnisalltag zu verlassen und einfach etwas ganz Anderes zu tun und zu lernen. Gerade für Resozialisierung und Wiedereingliederung der Gefangenen in die Gesellschaft biete das Projekt großes Potential. Wie sehr sich die Häftlinge für die Inszenierung des Theaterstücks begeistern, wird deutlich, wenn Röhring berichtet wie Häftlinge, die an der Inszenierung mitgewirkt hatten, zum Zeitpunkt der Aufführung aber bereits wieder entlassen waren, eigens für das Theaterstück „freiwillig wieder in den Knast zurückgekommen sind.“

Tickets gibt es voraussichtlich ab dem 4. Oktober, Infos unter untenstehender Webseite.
 
7. September 2011, 11.00 Uhr
Timo Geißel
 
 
Fotogalerie:
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