Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs

Großes Kino: Bushido im Metropolis


Buah eh, voll krass. Bushido kommt ins CineStar Metropolis! Das lassen sich die Fans nicht zwei Mal sagen. Die Fans, das sind zumeist Jungs zwischen 14 und 16 Jahren, gerne mit Migrationshintergrund. Auch erkennbar an den kurzen Haaren - an den Seiten rasiert - und an der Sweaterkapuze, die lässig aus dem Jackenkragen hängt. Lauter kleine Bushido-Klone, die auf das Original warten und mühsam von der Security im Zaum gehalten werden müssen. Auch wenn der von Bernd Eichinger produzierte Film „Zeiten ändern Dich“ im Kino auch so gut läuft, den schlechten Kritiken zum Trotz, soll der Skandalrapper mit seiner Präsenz noch mal die Werbetrommel rühren. Doch aus einer Autogrammstunde wird nix, denn die Fans rasten aus. Als ich dazukomme, ist Bushido nicht gut drauf: „Das kackt mich hier alles ab! Das ist die unterirdischte Orga, die ich je erlebt habe.“ Der 31-Jährige steht oben auf der Empore und eine Etage tiefer kreischen seine Fans. Die notdürftig errichteten Absperrungen haben die Teenies nicht abhalten können, dazu müssen Rufe die aggressive Gesamtstimmung angeheizt haben. Jedenfalls ist Bushido geflohen, die Fans sind gefrustet und der Neuschauspieler erklärt der Presse, dass die Reaktionen ja zu erwarten seien. Er sei ja schließlich nicht Jeanette Biedermann. Ach so.

Doch wer ist Bushido? Einer der randalierenden Fans weiß es seit heute und redet frei raus: „Ich hasse ihn. Der macht immer einen auf Gangsterrapper und dann hat er Schiss vor seinen eigenen Fans.“ Der Junge wartet mit rund 200 anderen Jugendlichen immer noch im Foyer, obwohl der Film längst begonnen hat und Bushido schon durch einen Hinterausgang geflohen ist. Zuvor hat der Star aus dem Nähkästchen geplaudert. Bushido redet ohne Unterlass, ohne Punkt und ohne Komma, manchmal ohne Sinn oder Verstand. Wie er sich fit hält, wird er gefragt. „Ich hab ein natürliches Sixpack. Isch trink nur Cola und gehe nicht ins Fitnessstudio. Aber dafür esse ich manchmal 2 Tage lang nix.“ Am Hunger liegt es nicht, dass Bushido etwas abgenervt wirkt. „Ich hab Ravioli gegessen, die liegen mir schwer im Magen.“ Klingt banal, aber so ist Bushido. „Nur weil ich Leute polarisiere, ist jeder der Meinung, dass mein Leben nur aus Ficken, Drogen und Business Class Flügen besteht.“ Wie könnte man von jemandem mit Street Credibility auch annehmen, dass er nur von dem singt, was er kennt? Aber die Wahrheit ist eben eine andere: „Ich leb mit meinen zwei Labradoren und grill gerne im Garten mit meiner Mutter.“ Das ist er also, der Alltag eines Gangsta Rappers. „Gut, ich hab für die Klamotten, die ich anhab nix gezahlt.“ Wenigstens das passt zum Image.

Auf die schlechten Kritiken zu dem Film sagt Bushido nur: „Ich habe noch nie für irgendwas, was ich getan hab, positive Kritiken bekommen.“ Da ist er wieder, der vom Leben geschlagene und dadurch gestählte Ghettoboy. „Der Film zeigt das ganz normale Leben eines Jungen, der mit den tagtäglichen Problemen zu kämpfen hat.“ Dealen ist nun mal das völlig gängige Lebenskonzept der Teenies von heute, ist klar. „Gangbang hat in diesem Film nix verloren, auch nicht wie die Nasenscheidewand vom Koksen dünn wird.“ Vermutlich sind daher die Kritiken so schlecht, weil diese Elemente im Film fehlen. „Wenn Sie den Playboy gelesen haben, dann wissen Sie, dass ich viele hunderte Frauen hatte, von denen ich nicht mal den Namen kannte. Aber das weiß doch jeder. Das will im Film keiner sehen.“ Stimmt.
Was konnte man noch über Bushido an diesem Nachmittag erfahren? Dass seine Familie, vor allem seine Mutter, tabu ist. Und – und das wundert ehrlich – dass er Unhöflichkeit „nicht ab kann“. „Höflichkeit gehört zu den Grundprinzipien dieser Gesellschaft.“ Ich glaube, meinen Ohren nicht zu trauen, aber er sagt das wirklich. Aber in Bushidos Sprache ist Höflichkeit dann doch relativ: „Wenn einer kommt und nicht Hallo sagt, da hab ich keinen Bock drauf. Wenn einer unhöflich ist, dann diskutier ich nicht lang. Und wenn’s paar aufs Maul gibt, dann hat man es nicht besser verdient.“ Ein wenig aggro ist er dann doch.
 
8. Februar 2010, 18.15 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
Schreibzimmer 2024
Alle Schreibwerkzeuge parat
Im September und Oktober findet im Jungen Literaturhaus Frankfurt wieder die Schreibwerkstatt mit zwei Autorinnen statt. Noch bis zum 2. Juni können sich interessierte Jugendliche bewerben.
Text: Lisa Veitenhansl / Foto: © Esra Klein
 
 
 
 
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
5. Mai 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • Moving Targets
    Ponyhof | 19.00 Uhr
  • Pvris
    Zoom | 20.00 Uhr
  • Vierfarben Saxophon, Saxopon hochzwei und Tobias Rüger
    St. Bonifatius | 17.00 Uhr
Klassik / Oper/ Ballett
  • Welcome
    Bockenheimer Depot | 16.00 Uhr
  • Female Guitar
    Festeburgkirche | 19.30 Uhr
  • GRLPWR vol.2
    Orangerie im Günthersburgpark | 18.00 Uhr
Theater / Literatur
  • Ursula März
    Haus am Dom | 11.00 Uhr
  • Licht aus, Messer raus
    Stadttheater | 17.00 Uhr
  • Der kleine Horrorladen
    Staatstheater Mainz | 18.00 Uhr
Kunst
  • Ausgeschlossen
    Archäologisches Museum Frankfurt | 10.00 Uhr
  • Milli Bau. 5000 km bis Paris
    Kunstforum der TU Darmstadt | 13.00 Uhr
  • Christelle Oyiri
    Zollamt MMK | 11.00 Uhr
Kinder
  • Opernkarussell
    Neue Kaiser | 14.00 Uhr
  • Rückwärts
    Theaterhaus | 11.00 Uhr
  • +family MitMachKonzert – für kleine und große Ohren
    Orangerie im Günthersburgpark | 11.00 Uhr
und sonst
  • Frankfurter Automobilausstellung
    Klassikstadt | 10.00 Uhr
  • SV Wehen Wiesbaden – Holstein Kiel
    Brita-Arena | 13.30 Uhr
  • Pflanzenmarkt
    Freilichtmuseum Hessenpark | 09.00 Uhr
Freie Stellen