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Goodbye Dalai Lama

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Der Dalai Lama im Gespräch

Heute war der letzte Veranstaltungstag mit dem Dalai Lama in Frankfurt. Morgen wird ihm von der Universität Marburg die Ehrendoktorwürde verliehen, danach reist er in die Schweiz, um am 7. August nach einer langen Europareise wieder in sein Exil in Indien zurückzukehren. Es muss reichlich strapaziös gewesen sein für den 74-jährigen Friedensnobelpreisträger, während all der Tage hochkonzentrierte Vorträge zu halten und immer im Mittelpunkt zu stehen. 8000 Menschen waren allein heute Vormittag in die Commerzbank-Arena gekommen, um ein von Gert Scobel moderiertes Gespräch mit dem Benediktinerpater Anselm Grün, dem amerikanischen Zen-Meister Bernard Glassman und seiner Heiligkeit, den 14. Dalai Lama, zu sehen.
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v.l.: Benediktinerpater Anselm Grün, Zen-Meister Roshi Bernard Glassman un der Dalai Lama

Zuvor wurde von den Organisatoren nochmals um Spenden gebeten. Der Hintergrund: Auch wenn insgesamt etwa 52.250 Menschen an den vier Tagen im Stadion waren, immerhin deutlich mehr als die erwarteten 40.000 Besucher, so gebe es doch ein vorläufiges Einnahmedefizit von 150.000 Euro. Ursprünglich hatte der Dalai Lama ganze sechs Tage im Stadion auftreten sollen, was man aufgrund seiner zur Planungszeit schlechten Gesundheit dann auf vier Tage verkürzt hat. Doch das Stadion, die ganze Security und Technik haben ihren Preis: auf 1,9 Millionen Euro haben die Veranstalter die Kosten geschätzt.
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Zu Beginn des letzten Tages in Frankfurt stimmte ein weiblicher Mönch die Besucher der Commerzbank-Arena mit gesungenen Mantras ein. Eine klare Stimme, die hypnotisierte und tief berührte. Auch heute dauerte es wieder, bis der Dalai Lama die Bühne betrat. Zuvor wurden auf der Bühne hektisch und dennoch akribisch Tische und Sessel zurechtgerückt. Alles sollte perfekt sein. Die Gesprächsgäste waren schon da, nur der Platz des Dalai Lama war noch leer. Applaus setzt ein, als er hereinkommt und sich entschuldigt. Sein Zuspätkommen hänge nicht mit Faulheit zusammen, auch sei er schon um drei Uhr auf gewesen, aber er habe noch ein Interview mit einer chinesischen Delegation der Deutschen Welle geführt, was das Publikum nun mit tosendem Beifall quittiert. Der Dalai Lama lächelt und kichert, wie könnte man ihm etwas übel nehmen. scobel250Es folgt eine sehr homogene Gesprächrunde. Gert Scobel (kleines Foto) fragte, wie man auch in turbulenten Zeiten den inneren Frieden beibehalten könne. Zunächst müsse man Frieden schließen mit allem, was in einem sei, sagte der Autor und Benediktinerpater Anselm Grün. Nur durch Frieden erlange man Freiheit. Friede entstehe durch die Macht der Liebe, nicht durch Gewalt. Der Zen-Meister Bernard Glassman jüdischen Ursprungs plädierte dazu für einen nach außen gerichteten, sozial engagierten Buddhismus, mit dem er selbst versuche Frieden zu gewinnen. So sei er mit dem sich für den Nahost-Konflikt einsetzenden Richard Gere nach Palästina gereist. Dort hätten sie mit Leuten aller Interessengruppen gesprochen. Das sei der Weg zum Frieden: sich für andere zu öffnen, zuzuhören, es auf sich wirken zu lassen und mitzufühlen. Daraus entstünden Lösungen. Auf die religionsübergreifenden Tugenden kam der Dalai Lama zu sprechen, so seien alle Glaubensphilosophien sich in der Bedeutung von Genügsamkeit, Selbstdisziplin und Mitgefühl einig. Um destruktive Emotionen zu verringern, müsse man sich selbst verringern, also den Egoismus überwinden.
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All das klang in seiner Schlichtheit sehr weise und sehr schön, aber betrachtet man die vielen Konflikte auf buddha250der Welt, dann scheint es den meisten Menschen leider unmöglich zu sein, solche Lehren zu beherzigen. Doch der Dalai Lama kann zweifelsohne auf seine Weise dazu beitragen. Er selbst zeigt mit seiner Ausstrahlung, wie es ist, in sich Frieden zu haben. Der Mann scheint völlig mit sich im Reinen. Nach meinem Besuch im Stadion, habe ich vielleicht nicht die Erleuchtung, aber eine leise Ahnung, wie man sie erlangen kann. Wieder zu Hause, lese ich im Internet, dass der Dalai Lama in einem Interview gesagt hat, man müsse mehr hohe Positionen mit Frauen besetzen. Da diese mehr Mitgefühl besäßen, sollten sie viel häufiger in wichtige Entscheidungen eingebunden werden und wichtige Ämter bekleiden. Die Einstellung gefällt mir und Tenzin Gyatso, wie der Dalai Lama eigentlich heißt, muss es wissen. Immerhin wird er von seinen Anhängern als Inkarnation des Buddhas des Mitgefühls, Avalokiteshvara, betrachtet.
 
2. August 2009, 17.43 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
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