Es ist beinahe so etwas wie ein feierlicher Moment, als Karlheinz Böhm die Bühne des Frankfurter Volkstheaters betritt. „Franz“, möchte man rufen, wie seinerzeit auch seine Sissi immer, aber das wäre jetzt doch deplatziert. 80 Jahre alt ist Böhm, ein Mann mit großer Präsenz nach wie vor, nicht in der brachialen Art, die einen Curd Jürgens ausgezeichnet hätte, sondern feiner. Wie ein Kaiser eben. Oder ein König. Deswegen ist er auch hier. Gemeinsam mit der Schauspielerin Elisabeth Trissenaar liest Böhm aus dem Briefwechsel zwischen König Ludwig I. von Bayern und seiner Geliebten, der Tänzerin Lola Montez. Eine skandalumwitterte Affäre, im prüden Bayern ohnehin. Dazwischen werden Tonausschnitte eingespielt, in der die desillusionierte Lola in ihrem New Yorker Exil gegen alles wettert, was ihr Leben hat Scheitern lassen: Die Männer, den Ränkeführer Metternich, der sie als Hochstaplerin und Spionin denunzierte, die Jesuiten. „In Bayern betätigte ich mich als Hebamme der Freiheit“, ruft sie. Schade nur, dass das Kind, das sie zur Welt gebracht hat, von niemandem geliebt wurde. Mehr als 300 Briefe schrieben sich Lola und Ludwig. Böhm liest Lolas Texte, Trissenaar die des Königs. Es geht um Treue, Eifersucht, Verzehrung und Sehnsucht. „Die Welt hat nicht die Macht, mich von dir zu trennen“, schreibt er. Und irrt sich. „Mein Leben ist ein Drama über die Desillusionierung der Frau“, so erzählt sie einem New Yorker Zeitungsjungen. Mag sein. Lola stirbt in New York und wird unter falschem Namen beerdigt. Karlheinz Böhm und Elisabeth Trissenaar werden mit tosendem Applaus verabschiedet. Ganz zum Schluss winkt er noch einmal ins Publikum. Auf Wiedersehen in „Sissi“.