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Frankfurter Lesestoff

Der Mörder ist immer der Nachbar

In den Kriminalromanen von Rosa Ribas spielt Frankfurt eine Hauptrolle. Vor 20 Jahren kam sie aus Barcelona nach Deutschland. Heute lebt sie in Frankfurt. Ihr dritter Roman spielt am Frankfurter Flughafen.
Frankfurt startet eine Imagekampagne. Drei Agenturen wetteifern um den Auftrag. Die kleinste von ihnen setzt nicht auf das Klischeebild der Bankenstadt, sie möchte Frankfurt als das deutsche San Francisco vermarkten, als besonders tolerante Stadt. Ein Versuch, der einige Mitarbeiter der Agentur das Leben kosten wird. Rosa Ribas zweiter Frankfurt-Krimi heißt „Tödliche Kampagne“ und spielt im Milieu der Werbeagenturen. Wieder ermittelt Hauptkommissarin Cornelia Weber-Tejedor zwischen Bankentürmen und Bahnhofsviertel. Für ihr Erstlingswerk „Kalter Main“ hat die in Frankfurt lebende Spanierin in ihrer einstigen Heimat den spanischen Krimipreis 2007 für den besten Debütkrimi erhalten. Eine Freude für die Autorin mit katalanischen Wurzeln, die mit ihrem Mann im Frankfurter Nordend lebt.

Vor 20 Jahren ist Rosa Ribas nach Deutschland eingewandert. 1963 in El Prat de Llobregat, einer Industriestadt bei Barcelona, geboren, hat sie an der Universität in Barcelona Spanische Philologie studiert. In Spanien arbeitete sie unter anderem als (Sprach-) Lehrerin und lehrte an der Universität, bevor sie 1991 zuerst nach Berlin und dann, zwei Jahre später, nach Frankfurt zog. Das sei die „beste Entscheidung ihres Lebens“ gewesen, sagt sie. „Wenn ich in Barcelona geblieben wäre, würde ich heute nicht das Leben führen, das ich hier habe.“ Auch wenn Rosa Ribas die Mainstadt zum Schauplatz ihrer Verbrechen macht, hat sie sich selber hier nie bedroht gefühlt. Frankfurt habe sich vor allem aus Sicht einer Spanierin sehr positiv entwickelt, sagt sie. Es gebe viel Leben in den Straßen, die Stadt sei sehr „natürlich“, anders als in Berlin, wo sie das Stadtleben oft als sehr „gewollt“ empfinde.

Die Mörder und Verbrecher in den Kriminalromanen von Rosa Ribas sind keine Mafiabosse oder besonders einflussreich - sie sind die Nachbarn von nebenan, Putzfrauen, Gastarbeiter, Werbeleute. Und sie alle wohnen in Frankfurt. Mit ihren Krimis will die Autorin so nah wie möglich an der Realität bleiben. Sie habe keine Botschaft, sagt sie, aber natürlich eine besondere Perspektive als Ausländerin. „Ich werde oft daran erinnert, dass ich eben Spanierin bin. Das beginnt schon damit, dass ich mit einem Akzent spreche, da wird man automatisch gefragt, wo man denn herkommt.“ Spanische Wurzeln hat auch ihre Kommissarin Cornelia Weber-Tejedor, aber anders als ihre Erfinderin lebt sie bereits in der zweiten Generation in Deutschland. Und wie Rosa Ribas ist auch sie eine Beobachterin beider Kulturen, die sich ständig die Frage stellt „Wer bin ich eigentlich?“. Ein Gefühl, das sie selber kenne, das nicht selten hervorgerufen werde durch das Schubladendenken der anderen. „Wenn die Leute erfahren, dass ich Spanierin bin“, erzählt Rosa Ribas, „denken sie zum Beispiel, ich sei gläubige Katholikin, aber meine Eltern sind niemals mit mir in die Kirche gegangen.“

Alles was sie liest, hört oder sieht, könnte sich in ihren Büchern widerspiegeln, sagt die Krimiautorin. Oft schreibt sie in Cafés und während ihrer häufigen Bahnreisen. „Ich verarbeite Dinge, die ich in Zeitungen lese, oder Dialoge, die ich auf der Straße zufällig aufschnappe.“ Dass „Tödliche Kampagne“ von den Kritikern noch mehr gelobt wurde als ihr Erstling, hat ihr Mut gemacht. Zwischen zwei Krimis schreibt Rosa Ribas übrigens einen Roman. „Ich habe mich auf eine sehr traditionelle Art des Krimischreibens festgelegt, da bin ich formell sehr gebunden und brauche dann die Freiheit beim Schreiben eines Romans zwischendurch. Meine Romane spielen auch alle in Spanien und sind viel ‚mediterraner’.“

Rosa Ribas dritter Krimi ist in Spanien bereits erschienen, „En caida libre" (Im freien Fall) ist der spanische Titel. Im Oktober dieses Jahres wird die deutsche Übersetzung herauskommen, aber unter einem anderen Titel, da der Originaltitel bei Suhrkamp schon vergeben ist. Ort des Verbrechens ist diesmal der Frankfurter Flughafen, für Rosa Ribas „ein sehr spannender Mikrokosmos“. Davon gebe es noch viele in Frankfurt, die sich auch als Schauplatz für weitere Krimis eignen könnten, sagt sie, zum Beispiel die Oper oder die Messe, weil dort so viele Menschen aufeinander treffen. Und auch im Stadion könnte ein Verbrechen passieren. Dem gilt ohnehin Ribas’ besondere Aufmerksamkeit, denn sie ist Eintracht-Fan. Wie inzwischen auch ihr in Barcelona lebender Vater, der dort die deutsche Bundesliga im Fernsehen verfolgt. Allein deswegen dürfe die Eintracht nicht absteigen, sagt Rosa Ribas, denn „in Barcelona wird nur die erste, nicht aber die zweite Liga gezeigt“.
 
8. April 2011, 08.00 Uhr
pia/Annette Wollenhaupt
 
 
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