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Foto: © Cobra Film
Foto: © Cobra Film

„Frankfurt schaut einen Film“

Tatort FfM

Eine Stadt sucht einen Mörder: Die neue Veranstaltungsreihe „Frankfurt schaut einen Film“ startet mit Doris Dörries Krimiklassiker „Happy Birthday, Türke!“ Am Sonntag zeigen neun Filmtheater den in Frankfurt vor 30 Jahren gedrehten Krimi.
Es war das Jahr 1992, als die seit ihrer Komödie „Männer“ (1985) zu Popularität gelangte Regisseurin Doris Dörrie Jakob Arjounis ersten Kriminalroman um Privatdetektiv Kemal Kayankaya an Frankfurter Originalschauplätzen verfilmte: „Happy Birthday, Türke!“ Damals schwelten in der Stadt Diskussionen um ein mögliches Filmhaus und überhaupt eine stärkere Förderung der hessischen Szene. Frankfurt war als Drehort noch ein eher unbeschriebenes Blatt. Dörries Plan sah vor, nicht nur wenige Außenaufnahmen, sondern einen Großteil des Films direkt „on location“ zu realisieren. Dass u.a. hohe Hotelkosten das Budget in die Höhe trieben, konnte sie nicht von ihrem Vorhaben abbringen.

Zeitsprung in die Gegenwart: Eine mittlerweile vielfältige Frankfurter Filmtradition der Öffentlichkeit sichtbar zu machen, darin liegt eine der Hauptaufgaben von Svetlana Svyatskaya, seit 2021 städtische Referentin für Film, visuelle Medien und Digitalisierung, bei der sie vom Team des Film- und Kinobüros Hessen unterstützt wird. So entstand die Idee für „Frankfurt schaut einen Film“: eine gemeinsame Feier des Ortes und des Kinos, um das mittlerweile kriselnde Medium auch wieder stärker ins breite Bewusstsein zu rücken. Man wolle, so die Referentin, „den Gedanken hervorheben, wie toll es ist, Filme gemeinsam zu sehen“. Nachdem sich „Frankfurt liest ein Buch“ längst als populäre Aktion zur gemeinschaftlichen Erinnerung an literarische Klassiker etabliert hat, lag es nah, dieses Konzept auch fürs Kino anzuwenden. Svyatskaya gibt zu, von der seit 2016 existierenden Hamburg-Reihe „Eine Stadt sieht einen Film“ inspiriert worden zu sein. Nur gibt es Hansestadt-Filme wie Schiffe im Meer. Aber Frankfurt-Filme?

Anfangs zog man noch ein Werk von Rainer Werner Fassbinder oder Alexander Kluge in Betracht, beides verdiente Namen der Frankfurter Filmhistorie. Das hätte den Publikumskreis jedoch möglicherweise einschränken können, denn: „Die Veranstaltung lebt von ihren Gästen und ihrer Vielfalt. Gemeinsam suchten wir einen Film, der breitflächig interessant und facettenreich ist.“ Angesichts des 30. Geburtstags von „Happy Birthday, Türke!“ bot sich gleich ein doppelter Anlass. Nach der Wende, Anfang der Neunzigerjahre, lieferte der Roman neben gut gemachter Crime-Unterhaltung auch eine Replik auf rassistisch motivierte Brandanschläge und Übergriffe in Deutschland. „Es ergibt einen interessanten Bogen: Wie hat man damals über diese Themen gesprochen, und wie spricht man heute darüber? Was hat sich im Diskurs, in der Öffentlichkeit, im Stadtbild und im Zusammenleben verändert?“ Doris Dörrie selbst reizte weniger das Krimi-Setting (um eine Mordermittlung) als – neben dem Drehort Frankfurt – die Figurenzeichnung. Vor allem der Protagonist, Privatermittler Kemal Kayankaya, wie sie dem JOURNAL FRANKFURT damals mitteilte: „Das ist jemand, der zwischen den Stühlen sitzt. Solche Leute interessieren mich, die nicht irgendwie in ein normales Raster passen.“

Von dem Vorhaben, ihre Regiearbeit im Rahmen von „Frankfurt schaut einen Film“ zu präsentieren, zeigte sich die Regisseurin, gerade mit ihrer neuen Komödie „Freibad“ in den Kinos, sofort begeistert. Bei voraussichtlich fünf Vorführterminen wird sie an dem Tag anwesend sein. Es erwies sich als Glücksfall, dass der ebenfalls angekündigte Produzent Gerd Huber alle den Film betreffenden Dokumente aufbewahrte und zudem noch eine zweistellige Zahl an Filmkopien besitzt. Diese und das Material spendete er dem Archiv des DFF. Im Foyer des Filmmuseums wird es eine kleine Ausstellung des Archivmaterials geben.

Hansa Czypionka trifft man inzwischen fast nur noch in TV-Krimis an. Daniela Fend vom Filmbüro Hessen: „Er kommt aus Berlin für vier Stunden, um eine Lesung aus Roman und Drehbuch in Orfeo's Erben zu halten. Davor gibt es noch ein Gespräch im CineStar Metropolis mit vielen der Darstellerinnen und Darsteller.“ Dafür haben Şiir Eloglu, Özay Fecht, Lambert Hamel, Doris Kunstmann und Ömer Simsek zugesagt. Mit Ausnahme der Astor Film Lounge und des CineStar in der Mainzer Landstraße sind alle Frankfurter Kinos an den insgesamt neun Veranstaltungen beteiligt. Zusätzlich werden eine Hörfilm-Vorführung im Dialogmuseum und drei Stadtführungen angeboten, zwei davon vorab. So verspricht die Erstausgabe von „Frankfurt schaut einen Film“ ein spannendes Projekt zu werden, mit dem man zugleich die Veränderungen im Stadt- und Gesellschaftsbild verfolgen wie auch die Frankfurter Kinos als kulturelle Diskursorte wahrnehmen kann. Gerne mehr davon.

„Frankfurt schaut einen Film“ findet am 30.10. statt. Alle Termine & Infos: www.film-hessen.de

>> Wer noch mehr über Frankfurts Filmgeschichte erfahren will, kann an der Führung der Frankfurter Stadtevents teilnehmen, die anlässlich des Filmfestes stattfindet. Alle Infos dazu finden Interessierte hier.
 
26. Oktober 2022, 11.05 Uhr
Gregor Ries
 
 
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