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Fast wie beim ersten Mal

Selig in der ausverkauften Batschkapp

Mannheim-Darmstadt-Frankfurt – drei Konzerte in drei Tagen im Radius von nur 80 Kilometern. Aber im Falle von Selig ging das gut
Frankfurts kleine Gudd Stubb (die große ist bekanntlich die Festhalle) war schon „nach wenigen Stunden ausverkauft“, wo sich ein nervös tänzelnder und dabei immer ein wenig arhythmisch agierender Sänger Jan Plewka in der „Kapp“ angesichts der tollen Stimmung trotz kalter Jahreszeit bald zu Wort meldet: „Ich muss mich mal zu großen Worten herablassen“ (wahrscheinlich meinte er hinreißen lassen): „Ich bin ein Frankfurter!“. Die Situation ist geklärt und die Frage „Seid ihr bei mir?“ schnell beantwortet.

Im Gegensatz zum Auftritt während der Comebacktournee 2009 im Wiesbadener Schlachthof hat man diesmal nicht das Gefühl, dass das Gros der Konzertbesucher vor allem auf die alten Hits wartet. Und auf die Frage, wer denn beim ersten Selig-Konzert anno Schnee auch schon in der Batschkapp gewesen ist, melden sich ausgerechnet die zu Wort, die aussahen, als seien sie zu Beginn der Karriere der Hamburger Mitte der Neunziger gerade mal 10, 12 Jahre alt gewesen. Selig ist also kein nostalgischen Unternehmen, sondern hat mit der selben Selbstverständlichkeit wie beim ersten Mal wieder neue, junge Fans „eingesammelt“. Das Heer der Sinnsuchenden, der ewig Verlassenen, nach Liebe lechzenden Romantiker mit zwischenzeitlich auch mal zynischen Anwandlungen ist in den Jahren nicht geringer geworden. Und so singt das wogende Fanvolk auch sämtliche Songs der beiden neuen, schon im Titel programmatisch verklärten Alben „Und endlich unendlich“ und „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ mit wie die alten Hits. Ein seltenes Phänomen, das wir mal dem Charisma des Sängers und dem originären Sound der Band zuschreiben wollen, ob der nun das Klischee des „German Grunge“ oder des alternativ von der Band angebotenen „Hippie-Metal“ erfüllt.

Die Band präsentiert sich wieder als verschworene Einheit nach dem alten Credo „Wir könnten die Besten sein“ und die Musiker gehen auf der Bühne fast so liebevoll miteinander um wie mit ihren Fans, die sich gerne zum Mitmachen animieren lassen. Denn gerade wenn Plewka zum Singen, Schreien, Klatschen auffordert, wirkt das nicht wirklich wie die typische Rockstar-Masche. Der Mann möchte – wenn er sich in Trance-ähnliche Zustände singt – gerne seine Fans bei sich wissen und freut sich wie ein kleines Kind, wenn sie mit (ihm) spielen. Die Songs des am Ende fast zweistündigen Programms („Heute ist Nikolausitag – da spielen wir länger, ihr bleibt doch da?!“) werden heraus gehauen. Fast brachial klingt so manches Riff, aber die Musik groovt dennoch durchgängig. Man könnte am Sound mäkeln, an dem deutlichen Plus an Durchgängigkeit in der Musik, den Stadion-Rock-Momenten. Die psychedelischen Motive, ob von Gitarre oder Orgel und E-Piano, gehen mitunter unter. Aber keiner der zahlenden Besucher stört sich daran. Klar, was als zweite Zugabe und ganz zum Schluss kommen muss und was dann doch aus dem ansonsten homogenen Set heraus sticht und ganz besonders bejubelt wird ist „Der Herzenskleber“ wie Plewka „das Lied, das wir immer spielen werden“ ankündigt. „Ohne Dich“ – mit einem Chor der Wissenden. Wie gerne hätte ich das rein akustisch oder gar a cappella gehört. Der Dynamik wegen.
 
7. Dezember 2010, 10.22 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
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