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Everything, Everything in the Court of the Crimson King –

Überraschenden Einsichten bei Konzert der Newcomer im Ponyhof

Wenn man von einer Band erst mal nur ein paar wenige Titel dank myspace und youtube kennt, weil es noch gar kein komplettes Album gibt, mag man sich auf dünnem Eis bewegen, sich zu einer längeren Konzertvorschau zu entscheiden und dann noch zu einem Fazit wie " Everything, Everything klingen nicht wie every thing else“ hinreißen zu lassen. Da muss man dann einfach seiner langjährigen Erfahrung und der eigenen Intuition trauen. Im Falle von Everything, Everything im Ponyhof lag ich da auch vollkommen richtig.

Noch sind die vier Jungs aus Manchester keinem Hype à la The xx (schüchterne Menschlein vor ausverkaufter Batschkapp mit intimer Musik gemacht für intime Wohnzimmerkonzerte) ausgesetzt. Trotzdem liegt man nicht falsch, wenn man wie die Veranstalter wirbt: Aller Voraussicht nach werden wir Everything, Everything nie mehr mit nur 80 weiteren Eingeweihten zu sehen bekommen. Wie also präsentieren sie ihren viel zitierten Stil-Wirrwarr (hier durchaus als Kompliment gemeint) auf der Bühne? Durchaus souverän, sehr emotional und ziemlich selbstbewusst, dabei sympathisch und schlicht im Auftritt.

Gleich beim Opener wird eine Besonderheit der Band deutlich – der Gesang. Gitarrist Alex steht da noch am Keyboard, die sich ständig wiederholenden Pattern in gedämpftem Glockenklang, dazu später schwebende Klänge, schaffen eine fast meditative Stimmung zu Beginn. Sänger Jonathan, der bald im Wechsel Keyboards und zweite Gitarre übernimmt, singt dazu vollkommen konzentriert, die Hände über Kreuz an den Körper gepresst, sein engelsgleiches Falsett, das hier ganz anders als bei Mika oder Rufus Wainwright (Verzeihung!) nicht mal im Ansatz tuntig klingt. Bassist Jeremy und Drummer Mike setzen die Chorstimmen, zusammen klingt das oft eher nach einem klassischen britischen Boy choir, eine jahrhundertealte Tradition.

Von Tanzbarkeit und einer (angeblichen) Nähe zu Bloc Party war öfters auch zu reden. Während Gitarren, Bass und Keyboards oft sehr Artifizielles, Prog- und Art Rock-ähnliches spielen, dass allerdings auch wie in „Suffragette Suffragette“ von massiven Riffs durchbrochen wird, sind die Drums eher straight, sorgen für stabile Backbeats, sind nah an R&B, Disco und Dance. Keine Ahnung, was die jungen Fans und vor allem auch die jungen Mädels an der Musik fasziniert. Aber eigentlich auch egal, Hauptsache, sie geben einer solchen, eher extravaganten Band eine echte Chance.
Für jemand, der – nach Beat und Psychedelia – mit Gruppe wie Yes, Genesis & Co. groß geworden ist, ergeben sich da überraschende Assoziationen. Der hohe Gesang erinnert tatsächlich mitunter an Jon Anderson, nur fehlt ihm hier gänzlich die kitschige Eso-Komponente, bei einem Stücke wie „MY KZ, UR BF“ (sprich „My Keys, Your Boyfriend“) musste ich unwillkürlich an einem meiner Lieblingsbands aller zeit, Gentle Giant denken, traute mich aber vor aller Ehrfurch nicht, dass auch in meine Vorschau zu schreiben und beließ es bei: „So könnten auch die Enkel von Yes und King Crimson klingen.“ Nach dem Konzert wäre ich jetzt mehr so vorsichtig.

Jonathan nach dem grandiosen Auftritt drauf angesprochen, entgegnete nur: „Bist Du derjenige, der diesen Vergleich immer wieder bloggt?“ Ne, sorry, aber wenn´s da noch andere Menschen mit dieser Einschätzung gibt, besorgt euch doch mal die CDs... Wenig später kommt Wolf, einer der Chefs des Ponyhofs an den Tresen, meint nur, die Musiker haben vorhin über die Konzertvorschauen geguckt und sind dabei im Journal an King Crimson hängen geblieben. Und rate mal, welche CD sie vor dem Konzert in der Garderobe gehört haben? „In The Court Of the Crimson King“, das Debüt von Robert Fripp & co. aus dem Jahre 1969, also über 40 Jahre alt und damit schätzungsweise doppelt so alt wie die Youngster, die – bewusst oder unbewusst – eine epochale Ära britischer Musik fortsetzen. Time will tell...
Fotos: Detlef Kinsler
 
27. Januar 2010, 10.26 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
Fotogalerie:
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