Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs

Erotik-Verlegerin Christine Janson:

"eBooks sind eine Sache der Gewohnheit"

Christine Janson verlegt Erotikbücher - und zwar gänzlich elektronisch über Amazon und Co. Sie sagt: eBooks sind die Zukunft, das gedruckte Buch wird etwas für Liebhaber werden. Ein Interview.
Journal Frankfurt: Frau Janson, Sie haben seit drei Jahren einen reinen eBook-Verlag - sehen Sie die Elektronik im Aufwind?
Christine Janson: Die Zukunft gilt den Lesegeräten. Es ist eine ähnliche Entwicklung zu sehen, wie bei den Handys. Sie waren anfangs unhandlich und die, die eines hatten, wurden komisch angeschaut. Heute ist es alltäglich. Es zeigt sich auch: Der Siegeszug der Elektronik lässt sich nicht aufhalten. Lesegeräte wie der Kindle sind handlicher geworden, ihre Technologie ist besser geworden und immer mehr Menschen schätzen, wie praktisch es ist, Bücher nur noch digital zu haben.

Das gedruckte Buch verschwindet gänzlich?
Nein, aber es wird seltener werden, wodurch sein Wert in gewisser Weise steigen wird. Liebhaber des gedruckten Buches wird es immer geben.

Wie eine Vinylschallplatte.
So ähnlich. Es ist einfach eine Sache der Gewohnheit.

Wann hatten Sie ihre erste Berührung mit den eBooks?
Das war 2009, damals kamen grade die ersten Geräte mit dieser Technologie auf den Markt. Ich war mehr als skeptisch, nein: als studierte Germanistin wollte ich mit diesen Geräten zunächst gar nichts zu tun haben. Dann hab ich es mir aber doch angeschaut - und kurze Zeit später meinen eBook-Verlag gegründet.

Ein gedrucktes Buch kann ich verschenken, ich kann es weiterverkaufen - da hat das eBook doch deutliche Nachteile. Müsste es preislich nicht noch günstiger sein?
Die meisten eBooks sind um einiges günstiger als ihre gedruckten Pendants. Trotz der Tatsache, dass in Deutschland eBooks mit 19 Prozent besteuert werden, das gleiche gedruckte Buch aber mit 7 Prozent. Trotz der Tatsache, das die eBook-Plattformen bis zu 50 Prozent des Verkaufspreises einbehalten. Für den Verleger bleibt da nicht viel übrig.

Was bleibt übrig?
Meine Bücher kosten inzwischen 6,99 Euro, davon bleiben vielleicht 2,50 Euro, davon geht ein Teil natürlich an den Autor. Eine gewisse Auflage muss man da schon erreichen, damit sich der zeitliche Aufwand überhaupt lohnt. Da ergeht es mir nicht anders als anderen Verlagen.

Sie machen keine gedruckten Bücher?
Nein. Mir ging es darum, klein und überschaubar zu sein. Für den Druck und den Vertrieb hätte ich Mitarbeiter einstellen müssen, das entfällt bei den eBooks. Als idealistischer Mensch wollte ich außerdem Bücher machen, die man nicht überall findet. Das geht eigentlich nur mit eBooks.

Die Bücher, die Sie machen, sind nun auch nicht grade die Bücher, die man gerne in der Buchhandlung um die Ecke bestellt. Es handelt sich schließlich um teilweise sehr explizite erotische Literatur.
Das stimmt, und keiner weiß, was man da grade aufregendes liest in seinem Reader. Was ich auch merke ist, dass sich auch die Leserschaft wandelt, es sind mehr Frauen, die sich trauen, erotische Literatur zu lesen als Männer.

Woran liegt das?
Sicherlich auch an der Verbreitung der Lesegeräte, am Anfang waren es doch eher die Männer, die sich einen eReader angeschafft haben, da haben die Frauen aufgeholt.

Wie reagieren Sie darauf?
Ein Detail ist zum Beispiel die Cover-Gestaltung, setzte ich anfangs auf leichtbekleidete Damen, Sex sells, versuche ich da mittlerweile vielfältiger zu werden. Das Buch, das sich am Besten verkauft hat, war übrigens eines, das einen nackten Mann auf dem Cover zeigte.

Die Erotik als erfolgversprechende Nische?
Ich sah von Anfang an Erotik als meine Nische, es war ein Thema, das mir Freude macht, ich hatte vorher selbst für andere Verlage erotische Bücher geschrieben.

Welche erotischen Bücher funktionieren gut?
Nach Shades of Grey funktionieren SM-Geschichten natürlich ganz gut, also Sadomaso, aber verpackt in einer romantischen Geschichte.

Würden Sie die Verlagsneugründung anderen empfehlen?
Es ist ein Geschäft, das wächst, aber viel langsamer als ich es mir bei der Verlagsgründung gewünscht hatte. Insofern: Ja, es macht Spaß, man kann seine eigenen Bücher umsetzen, aber man bezahlt viel Lehrgeld und braucht einen langen Atem.

Wer macht das Rennen: Amazon oder Apple?
Ich glaube Amazon. Sie haben mit die besten Lesegeräte und ein einfach funktionierendes Shopsystem. Apple hat nicht nur für mich den Nachteil, dass dieser Konzern viel zensiert. Erotik ist dort nicht gerne gesehen.

>> Der Verlag stellt sich vor
Lesung, 12.10., 20.15 Uhr, Venusbergbar, Uhlandstraße 21,Frankfurt, Eintritt: 10 Euro, Voranmeldung unter Telefon 43058231
 
10. Oktober 2013, 09.34 Uhr
Interview: Nils Bremer
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
Von Verbrechen in der Kolonial- und NS-Zeit bis hin zu Rassismus unserer Tage: Auch im Mai stehen viele Filmpremieren und Klassiker in den Frankfurter Kinos auf dem Programm. Eine Werkschau des Filmkollektivs widmet sich der sowjetischen Kinematografie.
Text: Gregor Ries / Foto: Filmausschnitt aus „Das leere Grab“ © Salzgeber
 
 
 
 
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
4. Mai 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • Anneke van Giersbergen
    Colos-Saal | 20.00 Uhr
  • Philipp Dittberner
    Das Bett | 20.00 Uhr
  • Ulf Kleiner, Hanns Höhn und David Meisenzahl
    Stadtkirche | 19.30 Uhr
Nightlife
  • Gibson loves Saturdays
    Gibson | 23.00 Uhr
  • JoyDance
    Brotfabrik | 21.00 Uhr
  • Milk'n'Cream
    Orange Peel | 23.00 Uhr
Klassik / Oper/ Ballett
  • Otello
    Staatstheater Mainz | 19.30 Uhr
  • Hereinspaziert: KiezPalast
    Alte Oper | 20.00 Uhr
  • Das Schloss am Ende der Straße
    Die Kammeroper Frankfurt im Palais Livingston | 20.00 Uhr
Theater / Literatur
  • Mein Lieblingstier heißt Winter
    Schauspiel Frankfurt | 20.00 Uhr
  • Circus Gebrüder Barelli
    Festplatz am Ratsweg | 20.00 Uhr
  • Der junge Mann / Das Ereignis
    Theater Willy Praml, Naxoshalle | 20.00 Uhr
Kunst
  • Tod und Teufel
    Hessisches Landesmuseum | 11.00 Uhr
  • Bibel ist divers – QR-Code Safari durch das BIMU
    Bibelhaus Erlebnis Museum | 10.00 Uhr
  • A Gathering of Stories and Memories
    Frauen Museum Wiesbaden | 12.00 Uhr
Kinder
  • Sneaker-Design-Werkstatt
    Schirn Kunsthalle Frankfurt | 14.00 Uhr
  • Shoot’n’Shout
    Hessisches Staatstheater Wiesbaden, Wartburg | 19.30 Uhr
  • Der Mistkäfer
    Staatstheater Mainz | 10.00 Uhr
und sonst
  • Nacht der Museen
    Innenstadt | 19.00 Uhr
  • Tag der offenen Tür
    Universitätsklinikum | 11.00 Uhr
  • Frankfurter Riesling Tag
    Gesellschaftshaus Palmengarten | 14.00 Uhr
Freie Stellen