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Erinnerungen an Anne Frank

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Heute wäre Anne Frank 80 Jahre alt geworden. Vor dem Haus, in dem Anne Frank ihre ersten Lebensjahre verbrachte, wird eine Glasstele aufgestellt. Darin ein Foto von Anne, spielend mit zwei Freundinnen im Garten. Außerdem wird eine Fotowand an der Station Dornbusch installiert, mit Edith Frank und ihren beiden Töchtern an der Hand auf der Straße. Geht man zum Ausgang der Station, kommen sie einem entgegen – so als ob sie noch lebendig wären. Die Erinnerung soll wachgehalten werden.

„Unser Kastanienbaum steht von unten bis oben voller Blüte und ist viel schöner, als im vergangenen Jahr“, schreibt Anne Frank im Mai 1944 in ihr Tagebuch: Schon fast zwei Jahre halten sich ihre Familie und sie zu diesem Zeitpunkt versteckt. Der Kastanienbaum ist das einzige, was sie von der Welt noch sieht.

Im Sommer elf Jahre früher fühlen sich die Eltern, Edith und Otto Frank, in Frankfurt nicht mehr sicher. Eigentlich sind Anne und ihre Schwester Magot sehr glücklich und haben viele Freunde. Doch die wachsende Diskriminierung zwingt die Familie, ihre Heimat zu verlassen. Sie ziehen nach Amsterdam und Otto Frank gründet mit dem jüdischen Hermann van Pels eine Firma. Anne besucht eine neue Schule und die Familie findet ihr zweites Glück. Doch das währt nicht ewig.

Am 10. Mai 1940 fällt die deutsche Wehrmacht in die Niederlande ein. Wenige Tage später gibt es auch hier neue Regeln: Juden dürfen keine Firmen besitzen, nur jüdische Schulen besuchen und müssen Sterne tragen.
Zwei Jahre später, am 12. Juni 1942, hat die Lage sich verschlechtert. Es ist Annes 13.Geburtstag und sie kriegt ein Tagebuch geschenkt, ohne das wir ihre Geschichte nie erfahren hätten. Zu dieser Zeit erreichen Gerüchte das Land: Alle Juden müssen nach Deutschland, in Arbeitslager gebracht werden. Die Familie erhält einen Aufruf, wie 1000 andere Juden in Amsterdam, doch die Eltern haben vorgesorgt und ein Versteck vorbereitet. Auch für die Van Pels mit ihrem Sohn Peter findet sich noch Platz, später stößt sogar noch ein Bekannter namens Fritz Pfeiffer dazu. Den Alltag müssen sie aufgeben. Später schreibt Anne: „Die sorglose, unbekümmerte Schulzeit kommt niemals zurück“. Viel zu endgültige Worte für ein junges Mädchen.

Das Geschäft läuft normal weiter und vier Mitarbeiter, dessen Namen nicht vergessen werden sollten, halfen den Untergetauchten über diese schwere Zeit hinweg: Miep Gies, Johannes Kleimann, Victor Kugler und Bep Voskuijl. Juden zu helfen wird schwer bestraft, dennoch zögern sie nicht, als Otto Frank sie fragt. Sie versorgen die Familien mit Essen, Kleidung, Geschenken an Festtagen und Informationen, wobei sie manche schlechte Nachricht verschweigen. Miep Gies lebt heute noch und feierte am 15. Februar ihren 100. Geburtstag. „Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht daran denke, was damals passiert ist.“, erzählt sie. „Doch ich bin kein Held, sondern habe nur getan, was in dieser Zeit notwendig erschien.“

Anne schmückt ihr Zimmer mit Postkarten von Filmstars – das stimmt sie fröhlicher. Eine Abwechslung zum Kastanienbaum vor dem Fenster und ihren sieben Mitbewohnern. 24 Stunden am Tag leben sie auf engstem Raum zusammen. Einfach ist das nicht.

Fleißig schreibt das Mädchen mit den schwarzen Locken weiter, doch ihre Einträge zeugen von brutaler Ehrlichkeit: „Wir nehmen an, dass die meisten Menschen ermordet werden. Der englische Sender spricht von Vergasung, vielleicht ist das noch die schnellste Methode zu sterben.“

Am 4. August 1944 stürmen SS-Offiziere das Versteck und die Familien werden deportiert. Sie wurden verraten, doch von wem weiß man bis heute nicht sicher. Die beiden männlichen Helfer werden ebenso verhaftet, die beiden Frauen retten derweil die Aufzeichnungen Annes. Wenig später werden die Untergetauchten schon nach Ausschwitz-Birkenau gebracht. Im Oktober 1944 trennen die Nazis die Schwestern von ihrer Mutter und bringen sie nach Bergen-Belsen. Dort trifft Anne ihre alte Schulfreundin Hannah Goslar wieder und spricht ein letztes Mal mit ihr: „Das war nicht dieselbe Anne, die ich gekannt hatte. Sie war ein gebrochenes Mädchen und fing sofort an zu weinen: ‚Ich habe keine Eltern mehr’, sagte sie.“, erzählt Hannah später.

Zwei Monate vor Kriegsende sterben Margot und nur einen Tag später auch Anne an Typhus. Auch ihre Mutter schafft es nicht. Der einzige Überlebende der Acht ist ihr Vater: Er wird am 27. Januar in Ausschwitz befreit. Von dem Tod seiner Töchter erfährt er erst im Juli.

Die vier Helfer haben alle überlebt und Miep Gies übergibt Annes Vater die Tagebuchaufzeichnungen. 1947 zahlt er einem Verlag sogar Geld, damit Annes größter Wunsch erfüllt wird: Ihre Geschichte zu veröffentlichen.
 
12. Juni 2009, 13.09 Uhr
Melina Kalfelis
 
 
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