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Ein rätselhaftes Vermächtnis
Die Tagebücher des Johann Christian Senckenberg
Johann Christian Senckenberg gehörte zu den wichtigsten historischen Persönlichkeiten Frankfurts. Mit seinen Tagebüchern hinterließ er ein rätselhaftes Vermächtnis, das dank Know-how, Engagement und moderner Technik nun der Öffentlichkeit zugänglich wird.
Was wäre Frankfurt ohne Johann Christian Senckenberg? 1707 erblickte er in der Hasengasse das Licht der Welt, studierte, wurde Botaniker, Naturforscher, Arzt und Stifter, gründete das Frankfurter Bürgerhospital und auch den Botanische Garten und die Universitätsbibliothek haben wir ihm zu verdanken.
Im Jahre 1730, jenem Jahr, als der junge Senckenberg sein Studium an der Universität Halle begann, beginnen auch die sich als Dauerleihgabe der vor genau 250 Jahren errichteten Dr. Senckenbergischen Stiftung in der Universitätsbibliothek schlummernden und zunehmend verblassenden Tagebucheinträge des großen Frankfurters. Mit ihnen hinterließ Senckenberg der Stadt eines der wohl rätselhaftesten Dokumente der Frankfurter Stadtgeschichte.
Insgesamt rund 40.000 Seiten umfassen die aus Zettelsammlungen zu 53. Bänden und über 600 Mappen mit weiteren Aufzeichnungen zusammengefassten Schriften Senckenbergs. Fast ein halbes Jahrhundert, von 1730 bis zu seinem Tod im Jahre 1772, hielt Senckenberg in seinen nahezu täglichen Aufzeichnungen akribisch alles fest, was er hörte, beobachtete und erlebte, was er erforschte und entdeckte, was ihn beschäftigte. Lange Zeit jedoch blieben die Aufzeichnungen des Forschers nahezu unangetastet. „Sie zu lesen und auszuwerten erweist sich aufgrund Senckenbergs Handschrift äußerst schwierig“, erklärte Dr. Kosta Schopow, Vorsitzender der Administration der Dr. Senckenberg Stiftung. Denn Senckenberg bediente sich einer ganz eigenen Sprachmixtur, schrieb ein „Kauderwelsch“ aus Deutsch, Französisch, Latein und Griechisch, teilweise gar in Dialekt, je nachdem, welche Begrifflichkeiten ihm gerade treffender erschienen und verwendete eine Vielzahl eigener Abkürzungen, was das Lesen der Senckenbergschen Tagebücher für Otto-Normalleser gänzlich unmöglich macht. Bis jetzt.
Bereits vor zweieinhalb Jahren beschloss die Dr. Senckenberg Stiftung, anlässlich des 250-jährigen Stiftungsjubiläums, die Tagebücher aus den Jahren 1762 und 1763 entschlüsseln zu wollen. „Die Bücher“, so Schopow, „waren lange Zeit eine schwere Last, weil sie niemand lesen konnte. Doch wir erhofften uns, in den Aufzeichnungen Hinweise darauf zu finden, was Senckenberg damals motivierte, die Stiftung zu gründen. Und so begaben wir uns auf die Suche nach jemandem, der sich in der Lage sah, die Bücher zu entschlüsseln.“ Und wie es der Zufall so wollte, stieß Schopow auf Dr. Veronika Marschall. Marschall, die Germanistik, Kunstgeschichte und Latein studiert hat, begab sich ans Werk, entschlüsselte Senckenbergs Handschrift, transkribierte und übersetzte die fremdsprachigen Passagen. Sie entdeckte wortwörtlich aufgezeichnete Korrespondenzen zwischen Senckenberg und seinen Zeitgenossen, persönliche Reflexionen zum politischen Welt- und Stadtgeschehen in der damaligen Zeit, Beobachtungen, Gedanken, Erlebnisse und Forschungsergebnisse. Auch seine persönlichen Schicksalsschläge wie der Tod seiner drei Ehefrauen und der gemeinsamen Kinder vertraute Senckenberg dem Papier an.
Aufbauend auf diesen Ergebnissen werden nun bis 2016 die rund 13.000 Tagebuch-Seiten aus den Jahren 1730 bis 1742 digitalisiert, in eine heute lesbare Form gebracht und online der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. „Aufgrund ihres Umfangs und der Lückenlosigkeit sind die Senckenberg-Tagebücher eine wertvolle Quelle, um die Lebenswelt einer Freien Reichsstadt im 18. Jahrhundert zu erforschen. Sie liefern eine Fülle von Informationen zu Senckenberg als Persönlichkeit und gleichzeitig zum Mikrokosmos der Stadt Frankfurt“, so Roland Kaehlbrandt, Vorstandsvorsitzender der Polytechnischen Gesellschaft, die, neben der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung das rund 587.000 Euro teure Projekt über die kommenden drei Jahre mitfinanziert.
Wer ein bisschen in Senckenbergs Tagebüchern „herumschmökern“ möchte, kann dies auf der hierfür eigens eingerichteten Webseite unter sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/senckenberg
Im Jahre 1730, jenem Jahr, als der junge Senckenberg sein Studium an der Universität Halle begann, beginnen auch die sich als Dauerleihgabe der vor genau 250 Jahren errichteten Dr. Senckenbergischen Stiftung in der Universitätsbibliothek schlummernden und zunehmend verblassenden Tagebucheinträge des großen Frankfurters. Mit ihnen hinterließ Senckenberg der Stadt eines der wohl rätselhaftesten Dokumente der Frankfurter Stadtgeschichte.
Insgesamt rund 40.000 Seiten umfassen die aus Zettelsammlungen zu 53. Bänden und über 600 Mappen mit weiteren Aufzeichnungen zusammengefassten Schriften Senckenbergs. Fast ein halbes Jahrhundert, von 1730 bis zu seinem Tod im Jahre 1772, hielt Senckenberg in seinen nahezu täglichen Aufzeichnungen akribisch alles fest, was er hörte, beobachtete und erlebte, was er erforschte und entdeckte, was ihn beschäftigte. Lange Zeit jedoch blieben die Aufzeichnungen des Forschers nahezu unangetastet. „Sie zu lesen und auszuwerten erweist sich aufgrund Senckenbergs Handschrift äußerst schwierig“, erklärte Dr. Kosta Schopow, Vorsitzender der Administration der Dr. Senckenberg Stiftung. Denn Senckenberg bediente sich einer ganz eigenen Sprachmixtur, schrieb ein „Kauderwelsch“ aus Deutsch, Französisch, Latein und Griechisch, teilweise gar in Dialekt, je nachdem, welche Begrifflichkeiten ihm gerade treffender erschienen und verwendete eine Vielzahl eigener Abkürzungen, was das Lesen der Senckenbergschen Tagebücher für Otto-Normalleser gänzlich unmöglich macht. Bis jetzt.
Bereits vor zweieinhalb Jahren beschloss die Dr. Senckenberg Stiftung, anlässlich des 250-jährigen Stiftungsjubiläums, die Tagebücher aus den Jahren 1762 und 1763 entschlüsseln zu wollen. „Die Bücher“, so Schopow, „waren lange Zeit eine schwere Last, weil sie niemand lesen konnte. Doch wir erhofften uns, in den Aufzeichnungen Hinweise darauf zu finden, was Senckenberg damals motivierte, die Stiftung zu gründen. Und so begaben wir uns auf die Suche nach jemandem, der sich in der Lage sah, die Bücher zu entschlüsseln.“ Und wie es der Zufall so wollte, stieß Schopow auf Dr. Veronika Marschall. Marschall, die Germanistik, Kunstgeschichte und Latein studiert hat, begab sich ans Werk, entschlüsselte Senckenbergs Handschrift, transkribierte und übersetzte die fremdsprachigen Passagen. Sie entdeckte wortwörtlich aufgezeichnete Korrespondenzen zwischen Senckenberg und seinen Zeitgenossen, persönliche Reflexionen zum politischen Welt- und Stadtgeschehen in der damaligen Zeit, Beobachtungen, Gedanken, Erlebnisse und Forschungsergebnisse. Auch seine persönlichen Schicksalsschläge wie der Tod seiner drei Ehefrauen und der gemeinsamen Kinder vertraute Senckenberg dem Papier an.
Aufbauend auf diesen Ergebnissen werden nun bis 2016 die rund 13.000 Tagebuch-Seiten aus den Jahren 1730 bis 1742 digitalisiert, in eine heute lesbare Form gebracht und online der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. „Aufgrund ihres Umfangs und der Lückenlosigkeit sind die Senckenberg-Tagebücher eine wertvolle Quelle, um die Lebenswelt einer Freien Reichsstadt im 18. Jahrhundert zu erforschen. Sie liefern eine Fülle von Informationen zu Senckenberg als Persönlichkeit und gleichzeitig zum Mikrokosmos der Stadt Frankfurt“, so Roland Kaehlbrandt, Vorstandsvorsitzender der Polytechnischen Gesellschaft, die, neben der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung das rund 587.000 Euro teure Projekt über die kommenden drei Jahre mitfinanziert.
Wer ein bisschen in Senckenbergs Tagebüchern „herumschmökern“ möchte, kann dies auf der hierfür eigens eingerichteten Webseite unter sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/senckenberg
10. Juli 2013, 11.57 Uhr
Miriam Mandryk
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