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Ein Galerist greift an

Meuterei im Frankfurter Kunstverein (Update)

Bislang war es ruhig um den Leiter des Frankfurter Kunstvereins. Nun aber fordert ein Galerist die Entlassung von Holger Kube Ventura. Kulturdezernent Felix Semmelroth hält das für anmaßend.
Am 12. Dezember tagen die Mitglieder des Frankfurter Kunstvereins. Bis vor wenigen Tagen war eine typische Vereinssitzung zu erwarten. Bericht des Vorstands, Entlastung des Vorstands, Sonstiges. Nun aber liegt Spannung in der Luft. Denn Michele Sciurba, förderndes Mitglied im Verein, hat einen Antrag nachgeschoben, der es in sich hat. Der entscheidende Satz ist dieser: "Die Mitgliederversammlung möge beschließen: Der Direktor Dr. Holger Kube Ventura wird entlassen." Ob es soweit kommt, ist derzeit aber fraglich. Barbara Bernoully aus dem Vorstand entfährt am Telefon ein knappes "Das ist ein Witz!". Dann spricht sie noch davon, dass der Vorstand sich gewiss nicht in die künstlerische Arbeit des Direktors einmischen werde - erst recht nicht, weil dieser sich nichts vorzuwerfen habe.

Das sieht der Antragsteller Michele Sciurba naturgemäß anders. Der Galerist nennt die eigenen Ausstellungen "einseitig und anachronistisch", sie lockten auch kein Publikum an. Der Kunstverein müsse lokale wie auch internationale Besucher anziehen - beides gelinge derzeit nicht. "Man kann ja trefflich über Kunst streiten, aber wenn ich in der Ausstellung 'Metapher des Wachstums' abgeschnittene Fingernägel auf weißer Leinwand sehe, dann denke ich mir: irgendwann reicht's auch." Herr Sciurba will bei anderen Mitgliedern ein ähnliches Stimmungsbild eingeholt haben. "Ich denke keineswegs nur selbst so." Das Fass zum Überlaufen gebracht habe ein Brief des Direktors, der in wenigen Zeilen eine Schau des Frankfurter Künstlers Volker Reiche abschlägig beschied. Der sei "zu unpolitisch" soll die Antwort Holger Kube Venturas auf Sciurbas Anliegen gewesen sein. "Das trifft nun überhaupt nicht zu", sagt Michele Sciurba und verweist auf eine Zeitungsseite, die die FAZ Volker Reiche eingeräumt habe.

Das, soviel sei an dieser Stelle gesagt, verwundert jedoch auch nicht weiter, hat Volker Reiche doch nicht nur jahrelang den Comicstrip "Strizz" in der FAZ veröffentlicht, als Autor fungiert der stellvertretende Feuilletonchef Andreas Platthaus, der auch die Texte zu einem Buch Reiches im B3-Verlag beisteuerte. Und am B3-Verlag wiederum ist Michele Sciurbas Firma Art Virus Ltd. beteiligt. Damit hört das Beziehungsgeflecht noch nicht auf. Neben dem Entlassungsantrag will Michele Sciurba auch Damen in den Vorstand des Vereins heben, mit denen er bereits länger zusammenarbeitet. Die Kunststudentin Laura Heil etwa, die als Kuratorin für Art Virus tätig ist. Oder die Bankkauffrau Giuseppa Müller, in deren Kasseler Vermögensverwaltungsgesellschaft Michele Sciurba als Geschäftsführer fungiert. Auf diese Verflechtungen angesprochen, reagiert der Kunsthändler entspannt: "Das sind Damen, deren Sachverstand ich schätze. Es geht mir vor allem darum, einen demokratischen Prozess in diesem Verein in Gang zu setzen. Manche Personen sitzen schon 18 Jahre in diesem Vorstand!"

(Update) Beim Kulturdezernat kann man derlei Kritik nicht nachvollziehen: "Ich habe Herrn Kube Ventura nicht nur nichts vorzuwerfen, sondern kann sagen, dass er den Kunstverein qualitativ entscheidend nach vorne gebracht hat", sagt Kulturdezernent Felix Semmelroth (CDU). In seinen Ausstellungen habe der Verein unter der Leitung Kube Venturas nicht nur Kunst und Politik ins Spannungsverhältnis gesetzt, sondern auch erhebliche Publikumserfolge feiern können. "Hier will jemand seine Eigeninteressen durchsetzen." Der Direktor des Kunstvereins habe neben seiner künstlerischen Arbeit auch die finanziellen Pfründe des Hauses auf solide Füße gestellt, auch Mittel des Kulturfonds seien für eine Fotografie-Ausstellung eingeworben worden. "Sollte dieser Antrag beschlossen werden, so müssen auch wir uns als Stadt fragen lassen, inwieweit die künstlerische Unabhängigkeit des Kunstvereins gegeben ist", sagt Felix Semmelroth.
 
7. Dezember 2011, 11.37 Uhr
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