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Duschen auf der Fressgass

Duschen für den Tierschutz (c) PETA - kleinDie Tierrechtsorganisation PETA Deutschland hat sich für ihre Duschdemo genau den richtigen Tag ausgesucht. Bei 28 Grad in der Freßgass, hätte so mancher Passant gerne mitgeduscht. Doch bei der Aktion geht es nicht um reine Abkühlung. Die gemeinnützige Organisation will die Menschen auf den übermäßigen Wasserverbrauch durch die Tierwirtschaft und den Fleischkonsum aufmerksam machen. Um die Massen anzuziehen, hat sich PETA prominente Verstärkung geholt. Nina Christmann (Foto r.), Freundin des Eintracht-Spielers Patrick Ochs, kühlt sich hinter einem knappen Vorhang mit der Aufschrift „Wasch dein Gewissen rein - werde Vegetarier“ mitten auf der Frankfurter Fußgängerzone ab. Dabei leistet ihr eine ebenso hübsche PETA-Praktikantin aus England Gesellschaft.

Einstieg DuscheWenn sich eine einigermaßen prominente Person in der Öffentlichkeit auszieht, ist Fernsehandrang vorprogrammiert. Es ist jedoch fraglich, ob RTL sich für die Botschaft der Aktion interessierte, als viel mehr für die halbnackte Spielerfrau. Trotzdem sieht Anja Hägele von PETA die vorherigen Duschaktionen als Erfolg an: „In Amsterdam, Stockholm und Stuttgart haben wir auch schon geduscht. Die Reaktionen der Menschen waren immer positiv. Viele waren vor allem geschockt darüber, dass Fleischkonsum so viel Wasser verbraucht. Offenbar haben viele einfach nicht dieses Hintergrundwissen. Deswegen ist es umso wichtiger, die Gesellschaft zu informieren.“

Laut einer 2004 veröffentlichten Studie der unabhängigen Forschungseinrichtung Worldwatch Institute verbraucht die Produktion von einem Kilo Fleisch so viel Wasser, dass man ein Jahr lang täglich davon duschen könnte. Mit derselben Wassermenge könnte man fünfzehn Kilo Kartoffeln anpflanzen. Die Tierwirtschaft verbraucht mit Trinkwasser und Bewässerung der Futtermittel Unmengen an Ressourcen. Zusätzlich verschlechtern die Abwässer der Tiere, welche ungeklärt in den Wasserkreislauf geraten, die Qualität des Trinkwassers. Wasser ist zwar ein wertvolles Gut, jedoch ist es unwahrscheinlich, dass plötzlich jeder Mensch Vegetarier wird. Anja Hägele glaubt aber nicht, dass es möglich für die Tierwirtschaft ist, ihren Wasserverbrauch zu reduzieren. „Es hilft am meisten, wenn die Leute ihren Fleischkonsum herunterschrauben oder einfach gar kein Fleisch mehr essen. Als Tierrechtsschutzorganisation geht es uns vor allem auch darum, dass die Tiere nicht mehr ausgebeutet werden. Der Umweltaspekt ist dabei ein zusätzlicher Punkt, auf den wir aufmerksam machen wollen.“

Medienauflauf

Nina Christmann und die englische Praktikantin sind inzwischen mit ihren Flip Flops und blauen Bikinis vor laufenden Kameras unter die Dusche marschiert. Mit Schwamm und Bürste lassen sie das kalte Wasser über ihren Körper laufen und lächeln in die Kameras. Nina Christmann hat nach 45 Minuten Duschen trotz der Hitze eine Gänsehaut. Als ich frage, ob es nicht widersprüchlich sei, bei solch einer Aktion Wasser zu verbrauchen, erklärt mir Anja Hägele, dass die Dusche ein geschlossenes System hat: „Vom Freßgass-Brunnen wird das Wasser in das Duschsystem gefüllt und dann mit einer elektrischen Pumpe, die per Autobatterie läuft, nach oben in die Duschbrause gepumpt. Das benutzte Wasser läuft anschließend wieder in das Behältnis ab und schließt damit den Kreislauf. Mein Opa hat das alles entworfen", lacht die PETA-Aktivistin stolz.

Manche Passanten fühlen sich jedoch auch etwas bloßgestellt. So fragt sich ein Mann im Vorbeigehen: „Muss ich jetzt ein schlechtes Gewissen haben, weil ich eben ein totes Tier gegessen habe?“ Während Broschüren und Flyer ausgeteilt werden, wird auch eifrig diskutiert. Viele stehen einfach nur rum und glotzen. Mit „Vegetarischen Starter Kits" versuchen die Aktivisten für fleischlose Ernährung zu werben. Wenn man die Menschen aber auf ihre persönliche Ernährung anspricht, fühlen die meisten sich eher bedrängt und gehen weiter. Ein Mann fragt sogar, ob er bei den hübschen Mädels mitduschen könne. Da er nicht wirklich den Eindruck macht, dabei die Ziele der Duschaktion unterstützen zu wollen, weißt ihn Frau Hägele ab.

Polizei

Inzwischen hat diese aber andere Probleme. Zwei Polizisten sind aufmarschiert und wollen die Demo stoppen. „Wir haben aber eine Genehmigung vom Ordnungsamt“, versucht sie dem Polizeibeamten zu erklären. Nach einem kurzen Telefongespräch hat sich, wie es Anja Hägele ausdrückt, die „Diskrepanz“ jedoch wieder aufgelöst. „Die Stadt Frankfurt schickt nie Empfangsbestätigungen (wie es in anderen Städten wohl der Normalfall ist) raus, wenn man eine Demo anmeldet. Taucht ein Polizist vor Ort auf, weiß er natürlich nichts davon“, ärgert sie sich. Mit der Stadt Frankfurt hatte Anja Hägele offenbar schon mehrere Schwierigkeiten. Schließlich ist PETA in Frankfurt regelmäßig aktiv. „Im Winter haben wir auf der Zeil eine Demo gegen Pelze gemacht. Da hatten wir dann eine Fashionpolice, die Strafzettel an Pelzträger verteilt hat. Außerdem hatten wir bei verschiedenen Konzerten und bei der Tattoo-Convention natürlich immer unsere Infostände. Bei MacDonalds und Burger King haben wir auch schon erreicht, dass sie ihre Richtlinien zur Tierhaltung verbessern. Unser nächstes Ziel ist, das bei Kentucky Fried Chicken auch durchzusetzen.“

Close Dusche

Während sich Nina Christmann mit der Bürste den Rücken schrubbt (die findet sie übrigens viel zu hart), frage ich, ob sie auch aktives Mitglied bei PETA ist. Etwas überrascht antwortet sie: „Nein, aber könnte ich eigentlich mal machen.“ Schließlich ist das jetzt schon die zweite Aktion, bei der sie der Tierrechtsorganisation mit ihrer Bekanntheit hilft. Auch eine Kampagne zum Schutz der Straßenhunde in Istanbul unterstützt die Spielerfrau: „Dort wollen wir mit konkreten Vorschlägen zum Schutz der Hunde die Stadt Istanbul erreichen.“ Inzwischen hat sich der Kameraandrang wieder gelegt und die Mädchen schlüpfen nach einer geschlagenen Stunde unterm Brunnenwasser wieder in ihre kuscheligen Bademäntel. So abschreckend kann es allerdings nicht gewesen sein. Als Anja Hägele die Spielerfrau fragt, ob sie nicht auch in Wiesbaden mitduschen wolle, sagt sie prompt zu und meint dann noch: „Dann machen wir eine Sammeldusche!“
 
17. Juli 2009, 10.07 Uhr
Bettina Taylor
 
 
Fotogalerie:
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