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Dosch@Berlinale 2012 – Teil 2: Im Himmel, oder was?

Tom Hanks kam nicht, Sandra Bullock fehlte, aber immerhin Angelina Jolie schaffte es, zur Berlinale anzureisen. Für Andreas Dosch immer noch kein Grund zum Jubeln. Ein hessisch geförderter Film über Nazis vom Mond war da schon eher nach seinem Geschmack.
Nö, Tom Hanks war doch nicht da. Völlige Fehlinformation. Sandra Bullock auch nicht. Mit Angelina Jolie habe ich jetzt schon 15 Kaffee getrunken („Brad is okay“. „Yes, I am a political person.“ „No, I don't like Eisbein.“) – genausogut hätte man mir eine Koffeeinspritze verabreichen können. Dann hätte sich die Gute in meinen Augen vielleicht in Nina Hoss verwandelt.
Aber das sind Insider-Jokes. Sorry. Zurück zu meinem eigentlichen Thema.
Also: Berliner sind kleine, mickrige Männchen mit kurzen Gliedmaßen und einer hohen Toleranzschwelle. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass sie sich ohne zu murren in sträflich enge Sitzreihen zwängen, um sich dem Amüsement hinzugeben. Sowohl der „Friedrichstadtpalast“ als auch das (frisch renovierte!) „Haus der Berliner Festspiele“ bieten eine nicht vorhandene Beinfreiheit auf, dagegen würde jeder Economy-Class-Bomber Komfort-Preise gewinnen. Nun sind beide Gebäude zwar ausdrücklich renommiert, aber keine ausgewiesenen Kinosäle – der Berlinale taugen sie als Auffangbecken für den Andrang geschuldete Wiederholungsvorstellungen. Das ist schon schlimm genung. Aber wie muss es erst sein, wenn man sich mehrstündige Theatervorstellungen oder Revuen in dieser geballten Ungemütlichkeit antun muss, und dann auch noch horrende Ticketpreise dafür zahlt? Meine Alternative: Flucht in die erste Reihe. Lieber Genickstarre als Beinlähmung. Und seine Ruhe hat man da vorne meistens auch.
Nicht so jedoch bei dem einzigen Frankfurt-Film, der dieses Jahr das Festival beglückt. Na ja, nicht ganz: die Main-Skyline muss in diesem sympathisch durchperfektionierten Trash-Machwerk mal wieder für New York herhalten. Wer mit den lokalen Verhältnissen vertraut ist, erkennt aber unschwer den Messeturm und so weiter. Dem Spanier neben mir in der (beim CineStar recht großzügig gestalteten) Sitzreihe wird es eher nicht aufgefallen sein. Was ich jedoch durchaus amüsiert zur Kenntnis nahm, sind folgende Dinge: „Iron Sky“, von Hessen Invest mit Geldern gefördert (und daher teilweise in unserer wunderschönen Mini-Metropole entstanden), ist blanker Unsinn – Nazis vom Mars wollen sich die gegenwärtige Zivilisation Untertan machen – , besticht aber durch eine professionelle Herangehensweise seiner finnischen Macher, die zum Glück davon absehen, den Blödsinn total zu übertreiben und die (größtenteils deutschen) Darsteller wohl angewiesen haben, auf seriös zu mimen, so dass der ganze Humbug nie zu gewolltem Klamauk verkommt. Die Trickeffekte inklusive einer langgezogenen Finalschlacht im Weltall sind auch nicht von Pappe, sondern im Gegenteil erste CGI-Sahne. Gut, George Lucas würde vielleicht lachen – aber wohl an anderen Stellen als das Publikum, das sich durchaus gut vergnügt hat. Der im Frankfurter Raum beheimatete Dokumentarfilmer Thomas Frickel war mit seiner Satire „Die Mondverschwörung“ aus dem letzten Jahr (im JOURNAL entsprechend gewürdigt) zwar schon früher an dem Mondnazi-Thema dran. Diese durchgeknallten Finnen haben jedenfalls eine patente Sause daraus gezaubert. Bloß Udo Kier, der den Über-Führer gibt, wirkt, als hätte er in Ffm. das beste Koks der Welt bekommen. Okay, so kennt man ihn.
Ach ja, bezüglich Publikum: Die Besucherauslastung bei „Iron Sky“ war mega, das Kino bis zum Anschlag voll – und das in einer „Pressevorstellung“. Ich persönlich habe den Verdacht, dass ganz besonders die profesionellen Gäste geradezu hecheln nach leichter Kost: mal kein Krieg, keine Beziehungskonflikte, keine „surrealen Traumrückblenden“, kein „freies Format“, sondern bloß konventionell erzählte Kost. Oder noch besser: albernes Science-Fiction-Gedöns. Man kann ja dann wieder rausgehen und sich wichtigeren Dingen zuwenden. Aber besser, als sich in der Kälte die nicht vorhandenen Gliedmaßen abzufrieren. Obwohl letztere Bemerkung wohl nur auf den Berliner an sich zutrifft.
Apropos: I love Eisbein!
 
13. Februar 2012, 17.13 Uhr
Andreas Dosch
 
 
Fotogalerie:
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