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"Diskussionen" ums Clubsterben

Unkelbach: "Die Gema ist ein Dinosaurier"

In der Diskussionsrunde „Club-Killer GEMA?“ im Travolta machten Clubinhaber, Urheber und der Vorsitzende der DEHOGA Hessen ihrem Verdruss Luft. Der Gema-Vertreter kam kaum zu Wort.
In den letzten Monaten machte die Gema mit ihrer Tarifreform immer wieder Negativ-­‐Schlagzeilen. Viele kleine und sogar größere Clubs sind – sollte die Reform ab 1.4.2013 tatsächlich greifen – in ihrer Existenz gefährdet. „Herr Baier, wenn sie Landwirt wären, würden sie dann eigentlich die Kuh schlachten, die sie melken wollen?“, fragt Jürgen Lenders (FDP), Mitglied des Landtages, den Bezirksdirektor der Gema.
Applaus aus dem Publikum.

Dass die Frankfurter Diskotheken durch höhere Tarife in Schwierigkeiten geraten könnten, bestreitet Jürgen Baier: „Rund 60 Prozent aller Veranstaltungen werden sogar günstiger.“ In der Tarifordnung sei festgeschrieben, dass maximal zehn Prozent der Einnahmen durch Eintritt von der Gema verlangt würden. Die tatsächliche Belastung der allabendlichen Einnahmen des Clubs beschränke sich also lediglich auf ein bis zwei Prozent. Auch für schlecht laufende Abende habe man eine annehmbare Lösung: So soll es für unerwartet schlecht besuchte Veranstaltungen eine Angemessenheitsprüfung geben. Doch alle Clubs über einen Kamm zu scheren, ist keine gute Lösung, „es gibt doch tausend unterschiedliche Einnahmemodelle“, gibt Florian Rentsch (FDP), Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, zu bedenken. Eine gute Alternative sei doch, am Ende des Jahres zu schauen, wie viel der jeweilige Betreiber eingenommen habe und dann eine einkommensgerechte Abrechnung mit der Gema zu machen. Die aktuellen Bemühungen der Gema seien jedoch absolut praxisfern und nicht im Interesse der Künstler. „Entweder sterben die Clubs oder es entsteht eine Subkultur, dann gibt es keine öffentlichen Veranstaltungen mehr“, so Rentsch.

Vorwürfe aus dem Publikum kommen von den Urhebern selbst: „Es kommt nichts bei den Kleinen an, augeschüttet wird nur an die Großen und Bekannten.“ Hinzu kommt, laut Klaus Unkelbach, Clubinhaber von Monza, MTW und Robert Johnson, der fehlende Innovationsdruck durch die Monopolstellung der Gema. Die Technologie, um die faire Geldausschüttung an Urheber zu erreichen, sei allemal vorhanden. „Die Gema ist ein Dinosaurier.“ Auf dem Markt gebe es längst passendes Equipment um genaue Wiedergabelisten von jedem Veranstaltungsabend zu erstellen. Kritik erntet die Gema auch für den schwachen Versuch mit sogenannten Hitboxen ihre Erhebungsmethoden zu modernisieren. So gibt es bundesweit 120 dieser Art, die in ausgewählten Clubs jede Woche stichprobenartig eine Stunde Musik aufnehmen, die anschließend bei der Gema ausgewertet und statistisch hochgerechnet wird. Die Genauigkeit dieser Methode sei dahingestellt.

Den Clubbetreibern und Urhebern gehe es vor allem um Fairness. Um eine ausgeglichene Lösung, die beide Seiten glücklich macht. Wenn die Gema wirklich nur im Sinne der Urheber handelt, müsse sie die Wünsche der Clubbesitzer respektieren, denn ohne das eine funktioniere das andere nicht. Dass Baier die Verhandlungsbereitschaft der Gema vehement betont, heizt die Stimmung nur noch weiter an. „Diese Tariferhöhung muss weg, sonst kommen wir nicht an einen Verhandlungstisch“, betont Clubbetreiber Unkelbach. Gegen generelle Tariferhöhungen sei nichts einzuwenden, solange sie verhältnismäßig seien.

Der Erkenntnisgewinn der Veranstaltung ist eher mau. Dass Clubbetreiber auf der einen und die Gema auf der anderen Seite desselben Problems stehen, ist nur noch klarer geworden. Die Gema ist bereit für Verhandlungen. Der deutsche Hotel und Gaststättenverband (Dehoga) wiederum, vertreten durch ihren Präsidenten Gerald Kink, ist nicht bereit über ein Angebot zu verhandeln, dass derart "maßlos in die Frankfurter Clublandschaft eingreift". Der hessische Wirtschaftsminister schlägt wiederum eine Reform der Gema vor. Und die Urheber wollen einfach nur gerechte Auszahlungen und mehr Demokratie für Mitglieder in der Gema. Die Fronten haben sich also nur weiter verhärtet. Aber schön, dass Herr Baier und Herr Kink sich endlich unterhalten konnten.

Bereits am 4.Oktober soll die nächste Verhandlung zwischen der Dehoga und der Gema stattfinden.
 
2. Oktober 2012, 11.27 Uhr
Annika Schlendermann
 
 
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