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Die Woche (XV)

Papst Benedikt und Horst Köhler

Deutschland hat weitere fünf Jahre einen Sparkassenpräsidenten. Moment, darf man so über einen reden, den der Spiegel zum König der Bürger erhoben hat? Dessen Wahl in den Medien als so sicher galt wie das Amen in der Kirche? Dessen Amtsführung derart tadellos, dessen Volksliebe so uneingeschränkt ist?
Dabei hätte es einen ja irgendwie schon interessiert wie sich der Chef des Internationalen Währungsfonds zu einem Menschen wandeln konnte, der in der Bild-Zeitung Sätze spricht wie diesen: "Ich hoffe sehr, dass aus der Wirtschaft selbst noch der Anstoß für eine offene Debatte über Fehlverhalten und Sozialkompetenz kommt." Vielleicht hat er ja auch nur sehr aufmerksam den Artikel gelesen, der Jürgen Habermas vor fünf Jahren in der Zeit veröffentlichte:
Man möchte der von politischer Leidenschaft geprägten Biografie einer Gesine Schwan, die sich immer wieder ins Getümmel gestürzt hat, dann doch ein anderes Gewicht beimessen als der geradlinigen Karriere eines höheren Staatsbeamten. Wenn man Köhler als Politiker betrachten will, kann man ihn allenfalls mit der umstrittenen Strategie des Weltwährungsfonds in Zusammenhang bringen.

Was dann gottseidank niemand mehr tat, weder hierzulande noch auf seinen zahlreichen Auslandsreisen. Das alles ist aber ungefähr so egal, wie dass Wolfsburg Deutscher Meister wurde (was selbst in Wolfsburg niemanden interessiert). Also überlassen wir es Herrn Grebe über dieses Amt zu sprechen: "Jetzt kommt ein Grußwort für Hartz-IV-Empfänger, sie fühlen sich oft überflüssig, mir geht es da ganz ähnlich."
Womit wir bei dem anderen Thema der vergangenen Woche wären. Einer überflüssigen Peinlichkeit aus den Häusern Lehmann, Steinacker und Koch.

Gewiss, man muss einen Mitpreisträger nicht mögen. Man kann sogar damit drohen, den Preis nicht anzunehmen, wenn dieser den Preis bekommt. Damit sich das irritierte Publikum aber vollends wie im Kulturkindergarten wähnt, muss die Jury schon sagen: na, gut, ihr habt recht, dann bekommt der Schriftsteller, der ja eh nur unsere Verlegenheitswahl war, eben keinen Preis. Es stimmt schon, was Jens Berger schreibt:
Wären Karl Kardinal Lehman und Peter Steinacker selbst vom Preis zurückgetreten, wie es ihr muslimisches Pendant Sezgin tat, es wäre eine weitere Posse unter vielen gewesen. Der eigentliche Skandal am hessischen Religionsstreit ist es allerdings, dass die Preisverleiher den „Argumenten“ der beleidigten Christenführer folgten und den muslimischen Preisträger Kermani ausschlossen.

Mittlerweile ist auch ganz vergessen, worum es eigentlich ging. Genau: um das Kreuz und diesen Artikel Kermanis in der NZZ, hier der Kernsatz:
Kreuzen gegenüber bin ich prinzipiell negativ eingestellt. Nicht, dass ich die Menschen, die zum Kreuz beten, weniger respektiere als andere betende Menschen. Es ist kein Vorwurf. Es ist eine Absage. Gerade weil ich ernst nehme, was es darstellt, lehne ich das Kreuz rundherum ab.

Liest sich doch eigentlich tolerant, oder? Weil es kein Vorwurf ist. Und im Spiegel äußert sich Kermani so: "Ich verlange auch nicht von Karl Lehmann, dass er sagt, Mohammed war ein Prophet. Dann wäre er ein Muslim, und wir könnten zusammen nach Mekka pilgern."

Das alles ist natürlich besonders schade, weil es sich bei Kermani und Steinacker, ohnehin bei Salomon Korn (, der in dieser "Debatte" angenehm ruhig blieb) und auch bei Kardinal Lehmann um gemäßigte Vertreter ihrer Religionen handelt, also eigentlich um Menschen, denen man den gemeinsamen Dialog durchaus zugetraut hätte. Daraus ist nichts geworden. Bleibt uns also nur, uns an die Worte zu halten, mit denen Horst Köhler seine gestrige Siegesrede krönte: "Gott halte seine Hand schützend über uns alle und unsere gemeinsame Welt. Gott segne unser Deutschland."

Foto: andre.ballensiefen/flickr/cc-by
 
24. Mai 2009, 16.37 Uhr
Nils Bremer
 
 
Fotogalerie:
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