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Die Ausstellung "Earshot" im Portikus
Die Kartographie von Geräuschwellen
Ein Mord an zwei Jugendlichen: Der Künstler und Audioanalyst Lawrence Abu Hamdan zeigt im Portikus eine fiktive Gerichtsverhandlung, die sich um ein wahres Verbrechen dreht. Der Fall Abu Daher und Nawara - eine Kartographie.
Bilder von Frequenzen hängen von der Decke herunter. Sie wirken so, als könnten sie jeden Moment auf den Besucher zufahren - wie in einer Schießstätte. Über den symmetrisch angeordneten Tafeln schwebt ein Bildschirm. Der Bildschirm erschließt sich erst, wenn man die kleine Wendeltreppe im Portikus hinaufsteigt.
Die Tafeln unten zeigen Spektogramme, bildliche Darstellungen des Frequenzspektrums eines Geräusches. Bei den gezeigten Tafeln handelt es sich um die Geräusche einer abgefeuerten Waffe. Sie zeigen unter anderem eine Schockgranate, ein Gummigeschoss und M16-Sturmgewehre. Das sind die üblichen Gewehre, die auch die israelische Armee verwendet.
"Die Tafeln stammen aus einer Analyse von Lawrence Abu Hamdan" so Fabian Schöneich, Kurator des Portikus'. Eine nichtstaatliche Organisation (NGO) habe Hamdan beauftragt einen Fall zu untersuchen. Es gehe um den Fall von Abu Daher und Nawara. Die beiden palästinensischen Jugendlichen wurden im Mai 2014 von israelischen Soldaten erschossen. Herr Hamdan habe eben das beweisen sollen. Denn eigentlich hätten die Soldaten keine scharfe Munition verwenden dürfen. Doch die Leichen der beiden Jugendlich wurden direkt von Angehörigen bestattet und so gab es nur eine Tonaufzeichnung von dem Vorfall. Diese habe Hamdan audioballistisch analysiert.
Er habe die akustischen Frequenzen unterschiedlicher Schusswaffen visualisiert und habe so beweisen können, dass die Soldaten scharfe Munition verwendet haben. "Die Spektogramme wurden auch in der Berichterstattung über den Vorfall verwendet", so Schöneich, "von dem Nachrichtensender CNN und anderen internationalen Narichtenagenturen".
Die Tafeln seien nach Entfernung der Geschosse angeordnet. Sie befänden sich genau dort, wo sie nach 0,01 Sekunden seien, hielte man die Zeit an. Zwei Linien trennen den Raum: Eine zeigt die Schallmauer an, die andere internationales Recht, also ab wann eine Waffe illegal ist.
Im Portikus werden sie gemeinsam mit dem Film "Rubber Coated Steel" gezeigt. Dieser wiederum zeigt eine fiktive Gerichtsverhandlung, die den Fall der beiden Jugendlichen verhandelt. Gezeigt wird eine Schießstätte. Die Schießziele zeigen Fotografien und Spektogramme aus dem Fall. Sie werden vor und zurück gefahren und ausgetauscht. Zu hören ist nur ein schwerer, dumpf wummernder, mechanischer Sound, als stünde man in der Schießstätte. Die fiktive Gerichtsverhandlung wird lediglich über Untertitel kommuniziert. Letztendlich eine Ausstellung über laute Gewalt – und dabei sehr sehr still.
Die Tafeln unten zeigen Spektogramme, bildliche Darstellungen des Frequenzspektrums eines Geräusches. Bei den gezeigten Tafeln handelt es sich um die Geräusche einer abgefeuerten Waffe. Sie zeigen unter anderem eine Schockgranate, ein Gummigeschoss und M16-Sturmgewehre. Das sind die üblichen Gewehre, die auch die israelische Armee verwendet.
"Die Tafeln stammen aus einer Analyse von Lawrence Abu Hamdan" so Fabian Schöneich, Kurator des Portikus'. Eine nichtstaatliche Organisation (NGO) habe Hamdan beauftragt einen Fall zu untersuchen. Es gehe um den Fall von Abu Daher und Nawara. Die beiden palästinensischen Jugendlichen wurden im Mai 2014 von israelischen Soldaten erschossen. Herr Hamdan habe eben das beweisen sollen. Denn eigentlich hätten die Soldaten keine scharfe Munition verwenden dürfen. Doch die Leichen der beiden Jugendlich wurden direkt von Angehörigen bestattet und so gab es nur eine Tonaufzeichnung von dem Vorfall. Diese habe Hamdan audioballistisch analysiert.
Er habe die akustischen Frequenzen unterschiedlicher Schusswaffen visualisiert und habe so beweisen können, dass die Soldaten scharfe Munition verwendet haben. "Die Spektogramme wurden auch in der Berichterstattung über den Vorfall verwendet", so Schöneich, "von dem Nachrichtensender CNN und anderen internationalen Narichtenagenturen".
Die Tafeln seien nach Entfernung der Geschosse angeordnet. Sie befänden sich genau dort, wo sie nach 0,01 Sekunden seien, hielte man die Zeit an. Zwei Linien trennen den Raum: Eine zeigt die Schallmauer an, die andere internationales Recht, also ab wann eine Waffe illegal ist.
Im Portikus werden sie gemeinsam mit dem Film "Rubber Coated Steel" gezeigt. Dieser wiederum zeigt eine fiktive Gerichtsverhandlung, die den Fall der beiden Jugendlichen verhandelt. Gezeigt wird eine Schießstätte. Die Schießziele zeigen Fotografien und Spektogramme aus dem Fall. Sie werden vor und zurück gefahren und ausgetauscht. Zu hören ist nur ein schwerer, dumpf wummernder, mechanischer Sound, als stünde man in der Schießstätte. Die fiktive Gerichtsverhandlung wird lediglich über Untertitel kommuniziert. Letztendlich eine Ausstellung über laute Gewalt – und dabei sehr sehr still.
12. Februar 2016, 14.48 Uhr
Tamara Marszalkowski
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