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37 Grad
Eine Reise ins Ungewisse
„Abgetaucht. Wenn Menschen den Kontakt abbrechen" – in Tina Solimans „37 Grad“-Film am Dienstagabend im ZDF ist die Frankfurterin Tanja die Protagonistin.
Am 3. April wird sie abends vor dem Fernseher sitzen. Mit Freundinnen. „Die werden wahrscheinlich noch aufgeregter sein als ich“, meint Tanja. „Aber ich gehe dann am nächsten Tag wohl mit wackligen Füßen zur Arbeit, denn im Büro wissen nur vier Leute davon, dass ich diesen Film gemacht habe.“ Die Rede ist von der aktuellen Folge der ZDF-Doku-Reihe „37 Grad“, „Abgetaucht. Wenn Menschen den Kontakt abbrechen", die an diesem Dienstagabend um 22.15 Uhr ausgestrahlt wird. Mit Tanja als Protagonistin. Vor fast fünf Jahren hat sie den Kontakt zu ihrer Mutter abgebrochen. Weil die die Bedürfnisse ihrer Tochter nie akzeptiert habe und sie nicht einfach um ihrer selbst willen lieben wollte. Im Beitrag von Tina Soliman und Kameramann Torsten Lapp erzählt Tanja schonungslos sich selbst und anderen gegenüber, was sie der Mutter so nie mitteilen konnte. Aber sie versteht „Abgetaucht“ nicht als Botschaft an die Eltern, sondern hat sich der Auseinandersetzung mit der Situation für sich selbst gestellt. Wie einer Reise ins Ungewisse. Und die nahm ihren Anfang am 24. März vor einem Jahr, als die Frankfurter TV-Jounalistin bei einer vom JOURNAL FRANKFURT präsentierten Lesung ihr Buchdebüt „Funkstille“ vorstellte.
„Ich hatte Karten für eine Veranstaltung, zu der ich nicht gehen konnte und wollte sie umtauschen“, erklärt Tanja. Also blätterte sie im Frankfurter Stadtevents-Flyer.
„Ich habe nur den Begriff gesehen, Funkstille. Das hat mich sofort angesprochen.“ Sie begriff instinktiv, dass es das Thema war, das sie seit einiger Zeit beschäftigte.“ Bei Solimans eindringlich geschilderten „Fallstudien“ wurde es Tanja, die sich ins hinterste Eckchen des Raumes verkrümelt hatte, immer mulmiger. „Im zweiten Teil der Lesung wurde ich dann immer trauriger. Weil dann das Kapitel kam, das mich betraf: die Mutter-Tochter-Beziehung.“ Schon in der Pause ging Tanja aus einem Impuls heraus auf Tina zu. „Ich weiß nicht, was mich gerissen hat, wusste auch nicht, wie ich sie ansprechen sollte. Also deutete ich nur auf das Buch und wollte es signiert haben. Wie blond war das denn“, dachte sie. Was sie erst Wochen später bemerkte: Die Autorin hatte ihre E-Mail-Adresse dazu geschrieben. „Tanja hielt mir ihr Buch hin, sah mich an, völlig aufgelöst und sagte: Nichts!“, erinnert sich Tina Soliman. „Aber in ihrem Blick lag das ganze Drama, das Schweigen auslösen kann. Ich wusste gleich, dass ich mit Tanja für die 37 Grad-Dokumentation reden würde.“
Auch Tanja erkannte die Chance, fühlte, dass sie Tina als „Reiseleiterin“ vertrauen können würde, brauchte aber gut zwei Monate, bis sie das erste Gespräch suchte. Über das Jahr verteilt wurden dann Interviews geführt, daheim in Bornheim, in ihrer Geburtsstadt, mit Freunden, bei einem Fotoshooting und auf Sylt gedreht. Ein absoluter Höhepunkt: Tanias erster Fallschirmsprung in Kassel-Calden. „Das hatte auch Symbolcharakter, mich so hoch zu bewegen, bis auf 3.800 Meter.“ Ein Sprung in die Tiefe. Mit nicht berechenbarem Ausgang. Wie das Filmprojekt. „Aber das ist ja auch genau das Positive. Nicht zu wissen, was einen erwartet“, machte sich Tanja Mut. Loslassen lernen hieß jedenfalls die Losung. Wie konsequent ihr das gelingen würde, überraschte sogar Tanja. Denn der Bruch mit der Mutter bleibt trotz nochmaliger Kontaktaufnahme bestehen. „Entweder ich verbiege mich weiter, mache immer das, was diese andere Person von mir will oder ich akzeptiere einfach, dass ich so bin wie ich bin und dass das auch gut ist so.“
>> „Abgetaucht. Wenn Menschen
den Kontakt abbrechen", ZDF 37
Grad, 3.4., 22.15 Uhr
Mehr zum Thema unter www.journal-frankfurt.de/funkstille
„Ich hatte Karten für eine Veranstaltung, zu der ich nicht gehen konnte und wollte sie umtauschen“, erklärt Tanja. Also blätterte sie im Frankfurter Stadtevents-Flyer.
„Ich habe nur den Begriff gesehen, Funkstille. Das hat mich sofort angesprochen.“ Sie begriff instinktiv, dass es das Thema war, das sie seit einiger Zeit beschäftigte.“ Bei Solimans eindringlich geschilderten „Fallstudien“ wurde es Tanja, die sich ins hinterste Eckchen des Raumes verkrümelt hatte, immer mulmiger. „Im zweiten Teil der Lesung wurde ich dann immer trauriger. Weil dann das Kapitel kam, das mich betraf: die Mutter-Tochter-Beziehung.“ Schon in der Pause ging Tanja aus einem Impuls heraus auf Tina zu. „Ich weiß nicht, was mich gerissen hat, wusste auch nicht, wie ich sie ansprechen sollte. Also deutete ich nur auf das Buch und wollte es signiert haben. Wie blond war das denn“, dachte sie. Was sie erst Wochen später bemerkte: Die Autorin hatte ihre E-Mail-Adresse dazu geschrieben. „Tanja hielt mir ihr Buch hin, sah mich an, völlig aufgelöst und sagte: Nichts!“, erinnert sich Tina Soliman. „Aber in ihrem Blick lag das ganze Drama, das Schweigen auslösen kann. Ich wusste gleich, dass ich mit Tanja für die 37 Grad-Dokumentation reden würde.“
Auch Tanja erkannte die Chance, fühlte, dass sie Tina als „Reiseleiterin“ vertrauen können würde, brauchte aber gut zwei Monate, bis sie das erste Gespräch suchte. Über das Jahr verteilt wurden dann Interviews geführt, daheim in Bornheim, in ihrer Geburtsstadt, mit Freunden, bei einem Fotoshooting und auf Sylt gedreht. Ein absoluter Höhepunkt: Tanias erster Fallschirmsprung in Kassel-Calden. „Das hatte auch Symbolcharakter, mich so hoch zu bewegen, bis auf 3.800 Meter.“ Ein Sprung in die Tiefe. Mit nicht berechenbarem Ausgang. Wie das Filmprojekt. „Aber das ist ja auch genau das Positive. Nicht zu wissen, was einen erwartet“, machte sich Tanja Mut. Loslassen lernen hieß jedenfalls die Losung. Wie konsequent ihr das gelingen würde, überraschte sogar Tanja. Denn der Bruch mit der Mutter bleibt trotz nochmaliger Kontaktaufnahme bestehen. „Entweder ich verbiege mich weiter, mache immer das, was diese andere Person von mir will oder ich akzeptiere einfach, dass ich so bin wie ich bin und dass das auch gut ist so.“
>> „Abgetaucht. Wenn Menschen
den Kontakt abbrechen", ZDF 37
Grad, 3.4., 22.15 Uhr
Mehr zum Thema unter www.journal-frankfurt.de/funkstille
3. April 2012, 11.06 Uhr
Detlef Kinsler
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