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Foto: Detlef Kinsler
Foto: Detlef Kinsler

Der temporäre elektronische Salon

Oliver Leicht als Grenzgänger im Yachtklub

Am Samstag, 28. April startet „Der temporäre elektronische Salon“ im Yachtklub in seine zweite Saison. Oliver Leicht, Mitglied der hr-Bigband und leidenschaftlicher musikalischer Grenzgänger, erklärt im Interview die Idee der Reihe.
JOURNAL FRANKFURT: Am Samstag findet im Yachtklub wieder „Der temporäre elektronische Salon“ statt. Seit wann gibt es die Veranstaltungsreihe, wer hat sie sich einfallen lassen und welche Idee steckt hinter dem Salon?

Oliver Leicht: Ich bin schuld an Name, Format und Beteiligten. (lacht) Es gab eine erste Veranstaltung auf dem Pop Up Boat, auf dem ich mit Efrat Alony im September 2016 aufgetreten bin. Das Boot lag nach Beendigung der Veranstaltungen des Jüdischen Museums noch am Kai und Monique Behr, die Kuratorin des Programms, fragte die Verantwortlichen, ob sie das noch angemietete Boot noch einmal nutzen könne. Eine Tonanlage war noch da und ich wollte schon immer mal was mit Elektronik probieren. Die zwei geplanten Abende mit Kabuki (Beats & Sounds) und Lars Bartkuhn (Gitarre, Samples) und A Coral Room wurde auf einen eingedampft, am Ende spielten wir alle zusammen.

Bei diesem einen Termin ist aber dann geblieben...

Es war mehr geplant, aber der Ausbau des Bootes zögerte sich heraus. Zwischenzeitlich kam über die Bistro-Bar Bidlabu der Kontakt zum Yachtklub zustande und das Betreiberkollektiv dort wollte das mit mir ausprobieren. So wurde „Der temporäre elektronische Salon“ geboren.

Der Titel suggeriert es ja, die Idee ging hier mehr von der elektronischen Musik aus...

...und weniger vom Jazz, ja. Was ich nicht haben wollte: ein DJ legt auf und ich spiele alles was ich jemals geübt habe darüber. Das finde ich langweilig. Der Ansatz sollte eher so sein: Lass’ uns zusammen was basteln und sehen wo die Reise auf dem Hintergrund der elektronischen Musikgeschichte hingeht. Durch die Beteiligten sind ganz schön unterschiedliche Einflüsse da.

Elektronik heißt hier...

...aus meiner Sicht Clubmusik jeglicher Couleur, von Techno- und House-Anfängen über Drum’n’Bass zu Hip-Hop, alles, was elektronisch produziert wird. Da gehört für mich aber auch alles von Kraftwerk bis Herbie Hancock hinein, auch viele Grenzgänger, die zwischen elektronischer Musik, Neuer Musik und klassischer elektronischer Musik hin- und her wanken, aber auch ein Sänger wie David Sylvian.

Was viele vielleicht mit Elektronik nicht verbinden, ist etwas, was beim Salon wichtig ist und mit Jazz assoziiert wird – die Improvisation...

Ich hatte nach einem Jahr die Rückmeldung von allen beteiligten Musikern, dass sie alle draufstehen, das zu machen und das Interessante für sie ist, dass man echt nie sagen kann, wohin die Reise an den Abenden geht. Je nachdem welche Leute da sind, wie die Stimmung ist, läuft es auch ganz verschieden ab. Das ist cool. Jetzt am Samstag heißt es „Der Salong tanzt“, da geht es mehr in Richtung Tanzfläche, dienstags gibt es keine Grenzen, da kann es auch einmal eine halbe Stunde Ambient Music geben, einfach Klanglandschaften erforschen.

Der Yachtklub gehört ganz sicher zu den ganz besonderen Locations in Frankfurt...

Es war ein großes Glück, dass es geklappt hat mit dem Yachtklub, weil die Atmosphäre im Club gut ist und das Publikum sehr gemischt ist, vom Alter wie von den Interessen her. Wichtig war uns, dass es als Reihe stattfindet, dabei ohne intellektuellen Überbau auszukommen und trotzdem qualitativ hochwertige Livemusik anzubieten.

Wie wird denn das Interplay mit DJ Michael Rütten (Soulsearching) aussehen?

Das kann ich noch nicht sagen, das werden wir dann sehen. Ich stehe sehr darauf, nicht so als Hingucker aufzutauchen, sondern ich verstehe meinen Beitrag dann eher als einen Live Remix, dass man sich einklinkt in das, was läuft und das DJ-Set einfach ergänzt. Und die Leute tanzen dann dazu.

Zurück zur Namensgebung... Das Temporäre erklärt sich von selbst, wie passt der Salon (zumal wenn man die klassische Bedeutung im Sinn hat) ins Bild?

Das Wort Salon transportiert für mich auch den gemütlichen Teil, ob beim Tanzen oder beim Entspannen, beim einfach nur zuhören, wohlfühlen. Deshalb auch die Atmosphäre mit den Lampen und den Teppichen. Um diese Stimmung geht es mir.

Mit den „Naxos Hallenkonzerten“ starten Sie an Pfingsten eine weitere ungewöhnliche Konzertreihe im imposanten Industrieambiente von Willy Pramls Theater im Ostend...

Da lässt es sich leicht dazu hinüberleiten, denn auf der Suche nach einem Winterquartier für den Salon hatte ich mit Willy Praml gesprochen und er wollte schon immer gerne etwas Musikalisches im Programm haben, brauchte aber jemanden, der ihm das managt. Das mit dem Salon haben wir aber schnell verworfen, weil es zu gefährlich gewesen wäre mit Anwohnerbeschwerden. Ab 22 Uhr muss da alles in Zimmerlautstärke sein, das macht keinen Sinn.

Dann kam mit Leonhard Dering ein klassischer Pianist ins Spiel...

Den hat Willy Praml mit ins Boot geholt. Dering hat bei einem Theaterstück eine Schubert-Sonate gespielt, sie kannten sich aber auch vorher schon. Er ist auch sehr umtriebig. Wir haben dann zusammen mit dem Theaterkollektiv das Konzept ausgearbeitet. Ich stehe als Kurator mit im Programm, bin auch bei der ersten Veranstaltung mit dabei, habe mich da aber wegen des Zeitaufwandes zurückgezogen und Leonhard Dering macht die Hallenkonzerte federführend.

Liegt hier mit Ravel und Dvořák beim Debüt der Fokus stärker auf der Klassik?

Grundsätzlich geht es schon darum, auch hier die Stile zu mischen, auch der Klassik den Ruch des Verstaubten nehmen, dabei – hier spielt die Halle mit hinein – neue Räume für die Klassik erschließen. Was passieren soll und kann, ist relativ weit gefächert.

>> Der temporäre elektronische Salon, Frankfurt, Yachtklub, 28.4. und dann jeden ersten Dienstag im Monat ab 1.5., 22 Uhr, Eintritt: 7,–

>> Naxos Hallenkonzerte, Frankfurt, Naxoshalle, 20.5., 11 Uhr, Eintritt: 18,–
 
24. April 2018, 15.29 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
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