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Foto: Nils Bremer
Foto: Nils Bremer

Ausstellungsreihe Tropical Underground

Tropische Untergründe und ein ganz anderes 1968

Gleich mehrere Institutionen widmen sich einem ganz anderen Umschwung – nämlich die Gegenkultur zur Militärdiktatur in Brasilien. Zentral sind dabei Fotografien von Eduardo Viveiros de Castro im Weltkulturen Museum.
Vor die Aktion hat Gott die Theorie gesetzt. Und so sitzen also zur Pressekonferenz acht Leute auf einem Podium und lesen ihre Sätze vor zu "Tropical Underground", einer Ausstellung, einer Filmreihe, einer Tagung. Das ist, ganz ehrlich, erstmal ein bisschen langweilig.

Das ändert sich jedoch schlagartig, nachdem man den Weg vom Museum Angewandte Kunst zum benachbarten Weltkulturen Museum vollführt hat. Dort schälen sich von grellen Wänden die Fotografien von Eduardo Viveiros de Castro heraus, wie Guckkästen in eine andere Welt. Davor steht der 1951 in Rio de Janeiro geborene Ethnologe und erklärt sprachgewaltig das Unrecht, dass den indigenen Völkern angetan wurde.



Eduardo Viveiros de Castro mit den Kuratoren von "Tropical Underground" Vinzenz Hedinger und Paula Macedo Weiss.

Er erzählt, wie manche Stämme zwei Drittel ihrer Bevölkerung verloren, verstorben im vergeblichen Kampf gegen die unbekannten Keime, die die Mitarbeiter der brasilianischen Regierung mitbrachten. Sie bauten Straßen, bauten Poststationen und hegten die Eingeborenen in Häuser ein. "Es ging darum sie zu zivilisieren und zu brasilianisieren." Vordem erstreckten sich die Gebiete der Ureinwohner über weite Strecken, nun wurden sie konzentriert, sie verloren ein Land, auf das sie keinen Anspruch erhoben. Und die Krankheiten? "Natürlich wollte das niemand – aber man dann eben doch", sagt Eduardo Viveiros de Castro.





Die Ausstellung "Variationen des wilden Körpers" zeigt Fotos der Arawetße, Kulinam Yanomami und Yawalapititi im Amazonas-Gebiet. Sie wird am Freitagabend eröffnet und ist bis zum März im Weltkulturen Labor zu sehen.

Die Aufnahmen sind nur ein Hinweis auf den Schaffensreichtum brasilianischer Kultur. Eine Gegenreaktion, so sagt Kurator Vinzenz Hedinger vom Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität, zur Ende der 60er-Jahre immer repressiver agierenden Militärdiktatur Brasiliens. "Wenn wir an 1968 denken, wollen wir nicht nach Paris blicken, sondern ins Amazonas-Gebiet." Unterstrichen wird dieser Ansatz, der vom Eurozentrismus wegführen soll, mit einer Tagung im Mai im Museum Angewandte Kunst.

Auch das Filmmuseum beteiligt sich. Bereits im November wurden Filme des Cinema Marginal gezeigt, am 30. November geht es weiter mit dem Film "O Bandido da Luz Vermelha" von Rogério Sganzerla, ein "Western über die Dritte Welt" wie es heißt. Zuvor spricht der Medienwissenschaftler Martin Schlesinger über den Einfluss dieser Kinorichtung. Die Filme des Programms im Kino zu sehen ist eine einmalige Angelegenheit – auf DVD gibt es sie oft nicht, die Rollen lagern nicht selten bei den Regisseuren selbst. Am Film- und Vorlesungsprogramm ist auch das Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ beteiligt. Und bei dieser Vielzahl der beteiligten Institutionen erklärt sich denn auch das volle Podium bei der Vorstellung des Programms. Eva Raabe vom Weltkulturen Museum bringt es dort dann auf den Punkt: "Eine Ausstellung muss man gesehen haben, damit sie unter die Haut geht." Also nichts wie hin.

 
17. November 2017, 11.17 Uhr
Nils Bremer
 
 
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