Tag der gewaltfreien Kindererziehung

Kinderschutzbund: „Tiefer Eingriff in die Grundrechte der Kinder“

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Anlässlich des Tages der gewaltfreien Kindererziehung am 30. April rufen Kinderschutzbund und der Paritätische Wohlfahrtsverband Hessen zum Handeln auf: Sie befürchten aufgrund der Corona-Pandemie und der Ausgangsbeschränkungen einen Anstieg der Gewalt gegen Kinder.

jwe/sie /

„Kinderschützerinnen und Kinderschützer in ganz Deutschland zeigen sich befremdet darüber, dass über die Aufnahme des Spielbetriebs der Bundesliga oder die Eröffnung von Möbelhäusern engagiert diskutiert wird, während die Bedürfnisse von Kindern und ihren Familien nur eine untergeordnete Rolle spielen“, äußerte sich der Landesverband Hessen des Kinderschutzbundes am Mittwoch. Das Kinderrecht auf gewaltfreie Erziehung werde in der Corona-Pandemie zu wenig beachtet. Darauf wollen der Kinderschutzbund Landesverband Hessen und Paritätische Wohlfahrtsverband Hessen am 30. April, den Tag der gewaltfreien Erziehung hinweisen. „Wir greifen aktuell tief in die Grundrechte von Kindern ein: Wir isolieren sie von ihren Spielkameraden. Wir begrenzen sie in ihrem verbrieften Recht auf Bildung. Und wir enthalten ihnen ausreichend körperliche Bewegung vor. Auch das sind Formen der Gewalt. Es braucht eine Debatte darüber, wie wir Betreuungseinrichtungen und Schulen schrittweise öffnen können“, so Heinz Hilgers, Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB). Diese Debatte müsse die Bedürfnisse der Kinder im Blick haben und nicht nur die der Leistungsgesellschaft. Den am Dienstag von Kultus- und Familienministerien eingeschlagene Weg, ein Konzept für eine eingeschränkte Wiederaufnahme des Schul- und Kitabetriebs aufzustellen, solle von Bund und Ländern in ihrer Beratung am Donnerstag fortsetzt werden, so der Kinderschutzbund Hessen.

Mehrere Träger, die sich für Kinderschutz engagierten, berichteten laut Kinderschutzbund, dass die Jugendämter in Hessen weniger Inobhutnahmen als vor der Corona-Pandemie veranlassen würden. Im stationären, teilstationären und ambulanten Bereich gebe es demnach keine Neuaufnahmen. „Diese Rückmeldung alarmiert uns sehr, denn wir müssen davon ausgehen, dass Kinder in der aktuellen Situation verstärkt von Gewalt und sexuellem Missbrauch betroffen sind“, so Yasmin Alinaghi, Landesgeschäftsführerin des Paritätischen Hessen. Die häusliche Isolation führe dazu, dass mehr Übergriffe unentdeckt blieben. Die Jugendämter müssten deshalb verstärkt proaktiv handeln sowie uneingeschränkt erreichbar und ansprechbar sein. Das Recht des Kindes auf gewaltfreie Erziehung gilt seit dem Jahr 2000, seit 2004 wird in Deutschland immer am 30. April der Tag der gewaltfreien Erziehung begangen.

Ausbau telefonischer Beratung

So neu die Situation für viele Familien ist, so neu sind auch die Probleme, die damit einhergehen. Der Kinderschutzbund Frankfurt befürchtet, dass durch die Isolation in der Corona-Krise auch die gewaltfreie Erziehung von Kindern gefährdet wird. Das bestätigte auch Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Ariadne Sartorius im Gespräch mit dem JOURNAL FRANKFURT. Sie sagte: „In diesem Fall stimmt die Tatsache, dass auch jetzt wieder die Schwächsten oft am Härtesten getroffen werden. Bei einigen Familien fallen die pädagogischen und entlastenden Unterstützungsmaßnahmen weg, andere müssen auf engsten Raum zusammenleben. Dadurch kann auch ein erhöhtes Risiko an häuslicher Gewalt entstehen, wenn dann irgendwann die Nerven blank liegen. Hier sind die Aufrechterhaltung und baldige Wiederaufnahme von Hilfen ganz wichtig.“

Aus diesem Grund hat der Kinderschutzbund Frankfurt ein zusätzliches telefonisches Beratungsangebot etabliert. Das Beratungstelefon „Corona-Zeit mit Kind“ ist ein offenes Angebot für alle Familien in Frankfurt. Hier können sich ratlose Eltern Ratschläge für den Alltag mit Kindern holen, darüber hinaus beraten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wenn zu Hause Stress- und Überforderungssituationen entstehen.


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