Foto: OP-Teddy Paula © Max Kamann
Teddyklinik Frankfurt

Ein Krankenhausbesuch zum Kuscheln

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Der Teddy hat sich den Arm gebrochen oder sogar das Herz? Da muss aber dringend nachgesehen werden! In der Teddyklinik des Universitätsklinikums Frankfurt kümmern sich Studenten um Stofftiere.

Lukas Mezler /

Bereits zum 16. Mal öffnet die Teddyklinik mit der Unterstützung von vielen Studierenden ihre Pforten. Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren können spielerisch den Alltag in einem Krankenhaus erlernen. Anhand ihres mitgebrachten Kuscheltiers erfahren sie die medizinischen Schritte einer ärztlichen Untersuchung. So gewinnen Kinder Vertrauen und haben ein besseres Verständnis von medizinischen Abläufen. Das Angebot der Universitätsklinik Frankfurt erfreut sich Jahr für Jahr großer Beliebtheit – rund 2000 Kinder aus über 140 Kindergärten aus Frankfurt und Umgebung nehmen teil.

Im KOMM Studierendenhaus des Universitätsklinikums verwandeln Medizinstudierende gemeinsam mit Pharmaziestudierenden den Alltag eines Krankenhauses in ein kindgerechtes Erlebnis. Dabei werden Stofftiere und Teddybären zu kleinen Patienten, die von ihren Besitzerinnen und Besitzern zur Untersuchung, Diagnose und Behandlung gebracht werden. Mit viel Engagement und Liebe zum Detail entsteht eine täuschend echte Krankenhauswelt. Die kleinen Besucher werden in Gruppen durch verschiedene Stationen geführt. Diese reichen vom Behandlungszimmer, OP-Saal, einer neuen Röntgenstation, Blutentnahme, Labor bis zur Apotheke. Nächstes Jahr könnte ein MRT hinzukommen. Die Studierenden bauen die Maschinen in liebevoller Eigenarbeit zusammen. So konnte ein alter Overhead-Projektor als professionelles Teddy-Röntgengerät umfunktioniert werden.

Meist wissen die Kinder schon, was dem flauschigen Begleiter fehlt

Teddy und Gefährten werden wie im echten Krankenhaus einer Diagnose unterzogen. Hat der Plüschbär sich den Arm gebrochen, hat er Magenkrämpfe oder ein gebrochenes Herz? Das gilt es herauszufinden und entsprechend zu behandeln. Ist der Fall geklärt, helfen die Studierenden, den Patienten wieder fit zu bekommen. Im Falle eines gebrochenen Herzens hilft dann nur noch eine Transplantation. Auf Wunsch des Kindes wurde ein neues eingesetzt. Doch keine Sorge: Der Patient hat die Operation überlebt und ist wieder topfit.

Obergfell: „Wir haben multimorbide Patienten unter den Kuscheltieren“

Paula, der OP-Teddy, hat selbstgenähte Organe und soll den Kindern das menschliche Innenleben näher bringen. Ziel der Aktion sei es, Kindern die Angst vor Arztbesuchen und Krankenhäusern zu nehmen, sagt Jakob Obergfell. Er übernimmt die studentische Leitung und freut sich immer wieder über die kleinen Besucherinnen und Besucher: „Anamnese, Diagnostik, Therapie gehören zur Versorgung der Patienten dazu. Wir versuchen das im Teddybär-Stil umzusetzen und jedem Kind so viel Aufmerksamkeit wie möglich zu schenken.“ Die Erfahrungen, die Kinder mit ihren Kuscheltieren machen, seien sehr gut übertragbar auf die Realität. Die Stationen blieben in Erinnerung, ergänzt eine Medizinstudentin. Doch manchmal bleibt es nicht nur bei einem Wehwehchen: „Wir haben multimorbide Patienten unter den Kuscheltieren“, sagt Obergfell lächelnd.

Ein Teddy als Geschenk

Unterstützt wird das Projekt von zahlreichen Partnern und Sponsoren. Die Kinderhilfestiftung e. V. übernimmt die Finanzierung, die Rewe Group beteiligt sich mit frischem Obst, Getränken und OP-Masken. Der Malteser Hilfsdienst ist mit einem Rettungswagen zum Angucken und einem Sanitätsteam vor Ort. Weitere Beiträge kommen vom Bärentreff mit Fruchtgummis, dem Marburger Bund mit Pixie-Büchern und Mützen sowie von der Stiftung Giersch: Sie schenkt jedem Kind einen Teddybären. Auch das Aktionskomitee Kind im Krankenhaus beteiligt sich und informiert über seine Arbeit.

Ursprünglich aus Schweden stammend, hat sich die Idee mittlerweile in ganz Deutschland verbreitet. Seit 2008 ist die Teddyklinik eine feste Größe im Kalender des Universitätsklinikums Frankfurt. Hinter der Organisation steht ein motiviertes Team von Studierenden, das jedes Jahr neu zusammengestellt wird. Obergfell möchte den Kindern auch beim Abschied ein Lächeln ins Gesicht zaubern: „Ich versuche, jedes Kind mit „High five“ zu verabschieden.“

Info
Teddyklinik
Uniklinikum, Haus 18 A
Theodor-Stern-Kai 7, Frankfurt
14.-16. Mai: 9 bis 16 Uhr für angemeldete Kindergärten
17. Mai: Alle Kinder und Privatpersonen sind von 11 bis 15 Uhr eingeladen, ihre Patienten in der Teddyklinik vorzustellen.

Lukas Mezler
Lukas Mezler
Jahrgang 1997, Studium der Sozial- und Kulturanthropologie an der Goethe-Universität Frankfurt, EHESS in Paris. Seit Oktober 2024 beim JOURNAL FRANKFURT.
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