Missbrauchsfall Bergisch Gladbach

„Wir geben den Kampf gegen Pädokriminelle nie auf“

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Am Dienstag wurden unter der Leitung der Polizei Köln in zwölf Bundesländern, auch in Hessen, die Wohnungen von 50 Tatverdächtigen durchsucht. Ihnen wird der Besitz und die Verbreitung von kinderpornographischem Material vorgeworfen.

Ronja Merkel /

Die im Oktober des vergangenen Jahres in Bergisch Gladbach begonnenen Ermittlungen gegen ein Pädophilen-Netzwerk gehen weiter: Inzwischen wird unter der Leitung der Polizei Köln bundes- und sogar europaweit ermittelt. Am Dienstag hat die Polizei in zwölf Bundesländern die Wohnungen von insgesamt 50 Tatverdächtigen, darunter 48 Männer und zwei Frauen, durchsucht. Den Tatverdächtigen wird der Besitz und die Verbreitung von kinderpornographischem Material vorgeworfen; Hinweise darauf, dass die Beschuldigten selbst Kinder misshandelt haben, gebe es derzeit nicht, sagte Kriminaldirektor Michael Esser, Leiter der „Besonderen Aufbauorganisation“ (BAO) Berg, am Mittwoch.

Deutschlandweit waren am Dienstag rund 1000 Polizisten und Polizistinnen im Einsatz, darunter viele Spezialeinsatzkräfte. Da während des Einsatzes keine Kinder unmittelbar in Gefahr gewesen seien, habe die Maßnahme innerhalb eines Tages durchgeführt werden können, so Esser. Mit Blick auf die Anzahl der Tatverdächtigen war der Einsatz am Dienstag die bisher größte Maßnahme in den laufenden Ermittlungen; die BAO Berg habe inzwischen, so der Ermittlungsleiter, „eine Größenanordnung angenommen, in der wir bisher keine vergleichbaren Zahlen aus anderen Verfahren haben“.

Der zuständige Kölner Oberstaatsanwalt Markus Hartmann, Leiter der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime (ZAC NRW), sagte, man begegne einem neuen Deliktsbild, bei dem „nicht der einzelne Tatverdächtige, der einzelne Täter irgendwo für sich eine Bilddatenbank betreibt“. Stattdessen entwickelten sich online vernetzte Strukturen; inzwischen sei sicher, dass es sich um ein international agierendes Pädophilen-Netzwerk handelt.

„Wir geben den Kampf gegen Pädokriminelle nie auf“, betonte Michael Esser. Man nutze sämtliche technischen und rechtlichen Möglichkeiten, um möglichst viele Tatverdächtige zu identifizieren und das „Leid der missbrauchten Kinder so schnell wie möglich zu beenden“. „Wer sich Kinderpornographie verschafft, muss sich immer bewusst sein, dass jedes Bild ein Missbrauchsopfer zeigt“, sagte der Ermittlungsleiter den Medien. „Wir akzeptieren keine Verharmlosung. Keiner der Tatverdächtigen soll ruhig schlafen können.“

39-jähriger Hesse angeklagt

Im Zusammenhang mit den Ermittlungen der BAO Berg hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt bereits im Juli dieses Jahres Anklage gegen einen 39-jährigen Mann aus dem Rheingau-Taunus-Kreis erhoben. Der Mann soll von Januar 2014 bis Oktober 2019 in 62 Fällen vier Kinder teils schwer sexuell missbraucht haben. Bei den Kindern soll es sich um die beiden leiblichen Töchter und die Stieftochter des Tatverdächtigen sowie eine Freundin seiner Tochter gehandelt haben. Die leiblichen Töchter waren zum Tatzeitpunkt 11 Monate beziehungsweise fünf bis zehn Jahre alt, die Stieftochter vier bis sieben Jahre. Das vierte Opfer war zum Zeitpunkt des Missbrauchs zwölf Jahre alt.

Der 39-Jährige soll den Missbrauch teilweise fotografiert und gefilmt haben; die Aufnahmen soll er über verschiedene Messengerdienste an zahlreiche Pädophile weitergegeben haben. Weiterhin wird dem Mann vorgeworfen, sich selbst über besagte Messengerdienste fast 5000 kinderpornographische Schriften verschafft zu haben. Bei der Durchsuchung der Wohnräume des Angeklagten im Oktober des vergangenen Jahres wurden zudem 4000 weitere kinderpornographische Dateien gefunden.


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