Griesheim: Angriffe auf Polizeieinsatzkräfte

Polizeipräsident Bereswill: „Ziehen unsere Schlüsse aus diesem Ereignis“

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Die Angriffe auf Polizeieinsatzkräfte am Karfreitag in Griesheim haben Konsequenzen: Die Polizei Frankfurt hat eine Arbeitsgruppe eingerichtet und ihre Präsenz vor Ort erhöht. Die Stadtverordnete Birgit Puttendörfer (SPD) warnt vor einer Stigmatisierung des Stadtteils.

Johanna Wendel /

Die Frankfurter Polizei hat unter der Leitung der Polizeidirektion Süd eine Arbeitsgruppe für den Stadtteil Griesheim eingerichtet. Damit reagiert sie auf die Angriffe, die am Karfreitag auf Beamtinnen und Beamte verübt wurden. Wegen Verstößen gegen die Corona-Kontaktsperre hatte die Polizei drei Streifenwagen in die Ahornstraße geschickt. Dabei wurde eine Streife kurz nach Verlassen ihres Fahrzeuges von etwa 20 Personen angegriffen: Unter anderem wurde ein Beamter mit einer fünf Kilo schweren Hantelscheibe beworfen sowie die Scheibe eines Einsatzwagens mit einem Stein beschädigt. Mehrere Männer waren laut Polizei außerdem mit Steinen, Dachlatten und Eisenstangen bewaffnet. Nach Anordnung der Durchsuchung durch die Staatsanwaltschaft konnten später in einer Wohnung sechs Tatverdächtige im Alter von 23 bis 31 Jahren festgenommen werden; laut Polizei waren sie im Besitz mehrerer Waffen, darunter eine Schreckschusspistole, Schwerter, Schlaghölzer, Dolche und Schlagringe. Die Polizei leitete anschließend ein Strafverfahren wegen tätlichen Angriffs auf Polizeikräfte, versuchter gefährlicher Körperverletzung, besonders schweren Fall des Landfriedensbruchs und gemeinschädlicher Sachbeschädigung ein.

Die Angriffe auf die Polizeistreifen haben die Frankfurter Polizei nun veranlasst, „umfangreiche Maßnahmen für eine nachhaltige Verbesserung der dortigen Situation“ einzuleiten und eine Arbeitsgruppe unter der Leitung der Polizeidirektion Süd einzurichten. Dort bündle die Polizei seit vergangener Woche alle polizeilichen Maßnahmen für den Bereich Griesheim und koordiniere sie zentral. Ziel sei eine nachhaltige Verbesserung der Sicherheit und des Sicherheitsgefühls für die Bewohnerinnen und Bewohner sowie „das Aufhellen“ der örtlichen kriminellen Strukturen, um damit einhergehende Straftaten zu verhindern. Bereits unmittelbar nach den Vorfällen habe die Polizei ihre Präsenz vor Ort erhöht und mehr Kontrollen durchgeführt und damit einen der drei Schwerpunkte der Arbeitsgruppe bereits umgesetzt. Insgesamt stütze sich die Polizei in ihrer Arbeit außerdem auf die Säulen Ermittlung und Prävention.

Bei der Prävention wolle man städtische Vertreter aus dem Bereich der Jugend- und Sozialarbeit einsetzen und so „Jugendliche und Heranwachsende vor Begehung weiterer Verstöße bewahren.“ Die Polizei wolle für die Bewohnerinnen und Bewohner „jederzeit vor Ort ansprechbar sein“ und in den sozialen Medien mit Informationen zur Verfügung stehen. „Wir ziehen unsere Schlüsse aus diesem Ereignis und wollen der Problematik vielschichtig und mit einem ganzheitlichen Ansatz begegnen“, so der Frankfurter Polizeipräsident Gerhard Bereswill.

SPD-Stadtverordnete Puttendörfer: „Keinen ganzen Stadtteil stigmatisieren“

Birgit Puttendörfer, Stadtverordnete der SPD-Fraktion aus Griesheim, mahnte vergangene Woche, dass das Griesheim von heute nicht mit dem Griesheim von vor knapp 30 Jahren zu vergleichen sei. Über das werde in den Medien noch immer im Kontext mit „regelmäßig brennenden Autos, Banden und sogar Mord“ berichtet. „An Ostern wurde Griesheim jedoch wieder schmerzlich an diese Ereignisse von vor 30 Jahren erinnert, als Polizisten brutal von mehreren jungen Leuten angegriffen wurden“, so Puttendörfer. Die Angreifer vom Karfreitag hätten aber nicht nur aus der Ahornstraße oder Griesheim gestammt, sondern auch aus anderen Straßen oder Stadtteilen. Man könne keinen ganzen Stadtteil stigmatisieren, sagte die SPD-Politikerin. Die soziale Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten habe dem Stadtteil ein anderes Image verschafft: „Ich bin immer wieder empört, wenn Leute Griesheim als ‚Bronx‘ bezeichnen, oder von einer ‚No-Go-Area‘ sprechen. Um dauerhaft allen Anwohnerinnen und Anwohnern ein sicheres Zuhause bieten zu können und einen Ort zu schaffen, an dem sich alle wohlfühlen, müssen alle Ämter, Behörden, die Polizei, aber auch die Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers zusammenkommen und zusammen ein Konzept erarbeiten“, so Puttendörfer. Um das zu schaffen, müsse die Ursache der wieder aufkeimenden Probleme konsequent angegangen werden. Dazu gehöre auch, den Jugendlichen Perspektiven aufzuzeigen.

Johanna Wendel
Johanna Wendel
Jahrgang 1993, Technikjournalismus-Studium an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, seit Januar 2019 beim Journal Frankfurt.
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