Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende

AIDS-Hilfe: Nicht nur Trauer, sondern auch Protest

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Am Dienstag findet der Internationale Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende bereits zum 22. Mal statt. In diesem Jahr will die AIDS-Hilfe Frankfurt vor allem auf das Thema Wohnungsnot aufmerksam machen.

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Vergangenes Jahr sind deutschlandweit 1398 Menschen an den Folgen ihres Drogenkonsums gestorben. Damit stieg die Zahl im Vergleich zum vorherigen Jahr um 9,6 Prozent an. Ein Zustand, auf den die AIDS-Hilfe Frankfurt nun hinweisen möchte: Kommenden Dienstag, den 21. Juli, findet zum 22. Mal der Internationale Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende statt.

In Frankfurt sind dazu mehrere Aktionen geplant, aufgrund der Corona-Krise habe man jedoch neu- und umplanen müssen, so Martin Weiß, Sozialarbeiter bei der AIDS-Hilfe und seit zehn Jahren im Bahnhofsviertel tätig. Der traditionelle Trauermarsch durch das Bahnhofsviertel, der vorbei an Einrichtungen der Drogenhilfe verlaufe und zum sogenannten Lesegarten an der Taunusanlage führe, müsse aus Sicherheitsgründen ausfallen, doch stattdessen habe man „etwas Besonderes geplant“, verrät Weiß.

Ab sofort sind auf dem Facebook- und Youtube-Kanal der AIDS-Hilfe Frankfurt Kurzinterviews mit Klientinnen und Klienten sowie im Bereich Drogen arbeitende Menschen zu sehen. Zusätzlich wurden fünf große Banner an der Hausfassade des La Strada in der Mainzer Landstraße 93 befestigt, um auf die verstorbenen Drogengebrauchenden aufmerksam zu machen. Am Dienstag wird dann von 10 bis 14 Uhr am La Strada ein Infostand aufgebaut, der die Möglichkeit zur Trauer und Andacht bieten soll. Um 14.30 Uhr startet eine Kundgebung mit Schweigeminute am Kaisersack, Kaiserstraße/Höhe Zugang B-Ebene Hauptbahnhof.

„Es geht bei dem Gedenktag jedoch nicht nur um Trauer, sondern auch um Protest“, sagt Weiß. Die Frage sei nämlich, wieso diese Menschen sterben mussten und wo der Frankfurter Weg dementsprechend weiterentwickelt werden sollte. Momentan zähle man jährlich rund 20 Tote in Frankfurt, die infolge ihres Drogenkonsums sterben mussten. Dies sei zwar im Vergleich zu anderen Städten eine geringe Zahl, so Weiss, doch auch hier sei „jeder einer zu viel“.

Aus diesem Grund wolle man in diesem Jahr den Fokus zusätzlich auf die Wohnsituation der Drogengebrauchenden legen. Diese sei sehr schwierig und habe sich durch die Corona-Pandemie nochmals verschärft. Weiß sagt: „Der Ratschlag ‚stay home – stay safe‘ ist für viele überhaupt nicht realisierbar. Eine angemessene Unterbringung ist wichtiger denn je.“ Viele der Betroffenen seien sehr vulnerabel und verletzlich, viele sehr immungeschwächt. Aus Angst vor einer Infizierung in einer der Sammel- und Notunterkünfte entschieden sie sich sogar zur Selbstisolation und zelteten im Wald. „Und dass in einem der reichsten Länder der Welt“, sagt der Sozialarbeiter.

>> Alle Informationen zum Programm am Dienstag, den 21. Juli, sind auf der Webseite der AIDS-Hilfe Frankfurt sowie auf Facebook zu finden.


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