Bis 16. Juni dürfen Bürger Wünsche zum Bebauungsplan des Kulturcampus Bockenheim einreichen. Mehrere Initiativen kritisieren, dass ihre Anregungen nicht berücksichtigt werden, und fordern einen höheren Wohnanteil.
Lukas Gedziorowski /
Zu Beginn des Projekts Kulturcampus Bockenheim waren die Ansprüche so hoch wie die Erwartungen: Ein Stadtteil für alle, kulturelle Einrichtungen als Zentrum. Und dabei sollten auch die Bürger beteiligt werden. Es fanden Bürgerdialoge und Planungswerkstätten statt, ein Konsensplan wurde erarbeitet. Nun ist der Bebauungsplanentwurf in der entscheidenden Phase, noch bis zum heutigen Montag können Bürger Anregungen beim Stadtplanungsamt einreichen, im Herbst sollen die Stadtverordneten über den B-Plan abstimmen. Doch mehrere Bürgerinitiativen sind mit dem Ergebnis nicht zufrieden - sie befürchten, dass aus den hehren Zielen nichts wird.
Am Freitag haben die Gruppen ihre Anregungen für den B-Plan vorgestellt. "Wir sind für eine deutliche Erhöhung des Wohnanteils und der kulturellen Nutzung", sagte Anette Mönich von der Projektgruppe Philosophicum. Bisher sind 40 Prozent der Bruttogeschossfläche fürs Wohnen vorgesehen, etwa 1200 Einheiten (mit je 100 Quadratmetern) sollen entstehen. Die Bürgerinitiativen halten 1800 Wohneinheiten für möglich. Mindestens 25 Prozent des Wohnanteils soll sozialer Wohnungsbau auf dem ersten Förderweg sein. Weitere 25 Prozent sollen durch das städtische Förderprogramm für Familien und Senioren vorgehalten werden.
Außerdem plädieren die Bürger dafür, dass Wohnen an der Senckenberganlage ermöglicht werden soll. Bislang wurde wegen des Straßenlärms von dieser Option abgesehen. Darüber hinaus solle geprüft werden, ob die Bestandsbauten des alten Campus - wie etwa das Juridicum - weiterhin genutzt werden können, bevor man sie abreißt. Mönich kritisiert, dass eine solche Prüfung nie stattgefunden habe. "Das bedeutet ein Auslöschen von Baukultur", sagte sie am Freitag.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die kulturelle Nutzung, denn die ist noch kaum geklärt. Weder der Standort der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK) noch das Offene Haus der Kulturen. Mönich will, dass die Universitätsbibliothek in Bockenheim bleibt. Die beiden Gebäudeteile seien mehrmals saniert worden. Außerdem sei er für die Studenten wichtig, von denen immer noch viele in Bockenheim lebten. "Die beiden Gebäude wirken sehr identitätsstiftend", so Mönich. Die HfMDK soll nach ihrer Vorstellung auf das gegenüber liegende Gelände des ehemaligen Labsaals ziehen. Dazu müsste allerdings der Vorvertrag, der mit dem Investor Lang&Cie besteht, aufgelöst werden. Das Unternehmen plant dort einen Neubau fürs Gewerbe. Die Bockenheimer Bürger wollen jedoch Büros nur in Ausnahmefällen zuzulassen und das Kerngebiet zu einem Sondergebiet Kultur mit Wohnanteil umzuwidmen.
Daniel Katzenmaier, Asta-Vorsitzender der Goethe-Universität, nannte den Kulturcampus einen "Etikettenschwindel" und sprach sich ebenfalls für den Erhalt der Bibliothek in Bockenheim aus, aber auch das Studierendenhaus und die Studentenwohnheime müssten in Bockenheim bleiben. Im Bebauungsplan müsse festgehalten werden, dass die Mieten nicht erhöht werden. Die Wohnheime gehörten zu den günstigsten des Studentenwerks.