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Ver.di: "Wir werden den Druck erhöhen"
Journal Frankfurt: Der Tarifkonflikt im hessischen Einzelhandel dauert schon seit fast einem Jahr. Sie sind dieser Woche für eine Demo nach Essen gefahren. Was haben Sie bis jetzt erreicht?
Bernhard Schiederig: Seit der Kündigung der Tarifverträge im Frühling 2007 bis jetzt haben wir über 4500 Streikaktionen durchgeführt. Bis März 2008 gab es jedoch keine markanten Ergebnisse. Wir versuchen jetzt den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen und bleiben weiterhin bei einer Gehaltserhöhung von 6,5% – rückwirkend auf 2007. Zudem wünschen wir für die Filialen- und Discounteinzelhandel einen Sicherheitstarifvertrag, der Rahmenbedingungen zum Schutz der Mitarbeiter schaffen soll. Zum Beispiel hat sich die Zahl auf Schlecker-Filialen erhöht, die meistens in die späten Abendstunden von einem einzigen Arbeiter besetzt sind. Es sollte also eine Regelung geben, die Abends eine Mindestbesetzung festlegt, die aber auch Sicherheitsmassnahmen für eine risikofreie Geldentsorgung schafft und den Opfern eine psychologische Betreuung sichert.
Warum dauert der Konflikt schon so lange?
Erst haben die Arbeitgeber eine lange Zeit jeglichen Kontakt verweigert. Dann haben sie eine Erhöhung der Löhne von 1,7% angeboten. Im Gegenzug sollten aber alle Zuschläge gekürzt werden. Das ist doch eine reine Zumutung. Wir fordern eine spürbare Gehaltserhöhung. Schließlich bekämpfen wir die Armut in der Arbeit. Unter dem Vorwand einer Tarifverhandlung versuchen die Arbeitgeber lediglich die Bedingungen weiterhin zu verschlechtern.
Scheint eine endlose Gelegenheit zu werden, vor allem da es im Gegensatz zu den Tarifverhandlung im öffentlichen Dienst keine Zeitbeschränkung gibt und die Regierung gar nicht eingreifen kann und darf ...
Die letzte große Demo-Aktionen haben anscheinend die Arbeitgeber doch verunsichert. Rewe hat erstmals ein vernünftigeres Angebot gemacht: Eine Gehaltserhöhung von 3%, wobei die Zuschläge immerhin von Montag bis Freitag erhalten bleiben und eine Erhöhung des Weihnachtsgeldes von 12,5% – in Form von Gutscheinen. Natürlich können wir dieses Angebot nicht annehmen aber es ist ein erster Schritt. Andere Firmen werden auch bestimmt bald den selben Weg einschlagen.
Was müssen wir in den nächsten Tagen erwarten oder anders gefragt: wann werden Sie ihre Einkäufe erledigen?
Na, die Streiks verschlechtern zwar den Betriebsablauf, die Läden konnten jedoch bis jetzt nicht vollkommen lahmgelegt werden, unter anderem wegen Streikbrechern. Ich habe das Nötige für Ostern schon vergangene Woche eingekauft. Sonst würde ich unter der Woche vor 18.30 Uhr oder am Samstag vor 14 Uhr einkaufen gehen.
Morgen findet eine riesige Streikversammlung vor dem Real in Raunheim statt. Und wir hoffen sehr auf einen Durchbruch bei den Verhandlungen in Nordrhein-Westfalen am 26. März.
Interview: Ghislain de La Chaise
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