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Foto: © Bernd Kammerer
Foto: © Bernd Kammerer

Peter Feldmann über den Queen-Besuch

"Ich habe gegen das Protokoll verstoßen"

In einem exklusiven Gespräch im Anschluss an den Besuch von Queen Elizabeth II. verriet uns Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD), wie er die britische Königin erlebt hat und wie streng das Protokoll war.
Warum wurde ihr Büro für den Queenbesuch geräumt?
Das waren die VIP-Räumlichkeiten für die Königin. Hier konnte sie kurz etwas trinken und sich ausruhen. Sie war ja den ganzen Tag schon unterwegs. Es war klar, dass sie dann eine Minute braucht, um sich zu sammeln, auch für das Bankett.

Was ist in der Paulskirche vor sich gegangen?
Verschiedene Gruppen aus Kunst, Wirtschaft und Kultur waren eingeladen. Ich konnte über die Geschichte der Paulskirche berichten, das Parlament, das sich nach der demokratischen Revolution dort getroffen hat. Was sie interessiert hat, war das Gemälde im Eingangsbereich. Dies karikiert den Versuch der damaligen deutschen Demokraten den König zum Kaiser zu machen, der aber empört die Kaiserwürde ablehnt, weil er sie von revolutionären Demokraten bekommt. Da hat man schon gemerkt, dass das monarchisch-royale Verständnis von Demokratie in England und dem damaligen Deutschland doch ein radikal anderes war. Bei uns hat sich die Monarchie gegen die Demokratie gestellt.

Wir sind anschließend in den Plenarsaal gegangen. Dort gab es drei Dinge, die die Queen interessiert haben: die ganze Galerie von Fahnen der Bundesländer, die Goldene Bulle, die Frankfurt zum Krönungsort machte und unseren damaligen Aufschwung als Messestadt mit begünstigte. Außerdem das sogenannte „Englische Monument“, ein Geschenk englischer Flüchtlinge an den Rat der Stadt Frankfurt. Damals mussten Engländer aus religiösen Gründen aus England nach Frankfurt flüchten, nachdem die katholische Queen Mary Tudor an die Macht gekommen war.

Wie haben Sie sich auf den Queenbesuch vorbereitet, da gab es doch sicher protokollarische Regeln?
Das ist schon etwas Spezielles, wenn man jemandem nicht einfach die Hand geben darf und mit „Your Majesty“ und „Your Royal Highness“ die Gäste ansprechen soll. Ich muss an dieser Stelle unserem Bundespräsidenten ein Kompliment machen. Er hat mit seiner Natürlichkeit Mut gemacht, jetzt nicht zu förmlich mit der Situation umzugehen. Und manchmal sind kleine charmante Regelverstöße auch etwas, dass das Leben gegenseitig leichter macht …

Wie haben Sie denn gegen Regeln verstoßen?
Ich bin nicht überall protokollarisch einen halben Schritt hinter der Königin gegangen, sondern habe, wenn ich etwas erläutert habe, mich einfach neben sie gestellt. Da hat der Protokollchef schon die Stirne gerunzelt, aber sie fand es normal. Ich glaube nicht, dass sie nur eine Sekunde drüber nachgedacht hat, ob das jetzt angemessen sei.

Gab es ein Geschenk für die Queen?
Sie hat explizit darum gebeten, dass wir keine großen Geschenke machen. Wir hatten eine Reihe von Ideen. Ein Geschenk war zugelassen, unser bester jugendlicher Englischschüler hat ihr ein Buch über Anne Frank geschenkt, die ja in unserer Stadt aufgewachsen ist.

Was haben wir im Kaisersaal verpasst?
Wir haben versucht, den Kompromiss zwischen den Erwartungen, die ein englisches Königshaus hat und dem, was wir als Lokalkolorit setzen konnten, zu finden. Grüne Soße mit dem entsprechenden Kalbfleisch aus der Region und natürlich auch mit Apfelwein – allerdings nicht pur, sondern als Sorbet. Der Ministerpräsident machte die Begrüßung. Ich habe einen Toast auf das Königshaus ausgesprochen und übergeleitet zum Goldenen Buch. Wir sind anschließend gemeinsam auf den Balkon gegangen: Die Frankfurter waren begeistert und sehr vergnügt, wie fast immer. Frankfurter feiern eben gerne und dieser Tag war wirklich etwas Besonderes. Es war eine sehr ausgelassene, friedlich-freundliche Atmosphäre, das Kennzeichen unserer Stadt insgesamt.

Was bedeutet so ein Besuch für Frankfurt?
Sehr viel, weil es tatsächlich neben dem Tag der Deutschen Einheit im Herbst, zu dem über eine Million Menschen in Frankfurt erwartet werden, eines von den großen Ereignissen dieses Jahr für unsere Stadt war. Damit zeigen wir, dass wir nicht etwa eine kalte Bankerstadt sind, sondern wie lebenslustig wir sein können. Dass wir auch die Gelegenheiten zum Feiern in dieser Stadt gerne annehmen. Das Wetter hat natürlich eine große Rolle gespielt, die Frankfurter waren insgesamt sehr begeistert.

Was ist ihr Eindruck von der Queen, wie werden Sie es ihrer Tochter schildern?
Dass sie charmant ist, dass sie völlig natürlich ist. Sie hat eine wunderbare Bodenständigkeit. Ihre Begleitung hat mir erzählt, dass sie wohl in der britischen Armee war, dass sie dort teilweise Maschinen zerlegte mit den eigenen Händen. Sie ist schon eine zupackende Frau.

Wo saßen Sie denn am Tisch?
Ich saß mit Prinz Philip zusammen Er war sehr neugierig auf die Stadt. Auf dem Weg zum Römer fragte mich die Queen, seit wann ich im Amt bin und ob ich der Favorit des Frankfurter Establishment gewesen sei. Meine Antwort: „Nein, ich war der Underdog. Frankfurter Wähler und Demokraten machen es halt so, wie sie es wollen.“ Sie hat es mit einem schmunzelden Vergnügen aufgenommen. Auch er hat viel nachgefragt, etwa zu unserer Goethe-Universität, die keine aristokratische, sondern eine bürgerschaftliche Gründung war, zu unserem friedlichem Umgang mit Migranten. Ich hatte bei Beiden das Gefühl, das Interesse an den Dingen, die um sie herum passieren, ist äußerst stark. Das ist sicher Teil des Geheimnisses ihrer Ausstrahlung.

Hat der Duke of Edinburgh auf Deutsch oder Englisch gesprochen?
Überwiegend Deutsch. Er ist von sich aus immer wieder ins Deutsche verfallen. Ich glaube, es macht ihm Freude Deutsch zu sprechen. Er ist ja hier in Hessen groß geworden und pflegt die Sprache entsprechend.

Ihr Fazit des Tages?
Ein Riesenerfolg für die Stadt. Frankfurt hat sich als eine sehr warmherzige, internationale Stadt, die lebenslustig, ja lebensgierig ist, präsentiert.

>> Einen ausführlichen Bericht zum Queen-Besuch finden Sie hier.
 
26. Juni 2015, 10.58 Uhr
Nicole Brevoord
 
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig – Mehr von Nicole Brevoord >>
 
 
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