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Foto: Nicole Brevoord
Foto: Nicole Brevoord

Moderne Arbeitswelten

Was machen Schaukel und Flügel im Büro?

Das klassische Großraumbüro ist genauso out wie lauter Einzelbüros. Im Trend liegen flexible und platzsparende Lösungen, die auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnitten sind und dabei das Output steigern.
Die Nachfrage nach Büroraum in Frankfurt ist sehr stark und das, so José Martínez, Geschäftsführer der BNP Paribas Real Estate GmbH, noch ganz ohne Brexiteffekte. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum habe man im ersten Halbjahr 2017 35 Prozent mehr Flächen vermietet. Damit sei der Büroleerstand seit 2009 um 30 Prozent zurückgegangen. Während in Peripherielagen wie der City West oder in Niederrad die Büromieten bei durchschnittlich 15 Euro konstant geblieben seien, sind die Spitzenmieten seit 2009 insgesamt um 10 Prozent angestiegen und liegen bei derzeit 38,50 Euro. 68 Prozent der 2017 vermieteten Flächen hätten über einen modernen Standard verfügt, seien also mit hohen Decken, Doppelböden und Klimatisierung ausgestattet. Am gefragtesten seien nach wie vor Innenstadtlagen, am Gängigsten seien Büros mit 2001 bis 5000 Quadratmetern Größe. Da mehr als die Hälfte des derzeitigen Büroleerstands eine moderne Ausstattung hat, ist sich Martinez sicher, dass der Brexit nicht für einen Flächenengpass in Frankfurt sorgen wird. „Ich glaube nicht, dass wir ein Problem haben werden, die Leute unterzubringen.“ Betrachtet man die Büropreise, so ist Frankfurt im europäischen Vergleich ein recht günstiger Markt. Liegen am Main die Spitzenmieten bei besagten 38,50 Euro, so sind in London monatlich 140 € pro Quadratmeter zu entrichten und in Paris sind es immerhin noch 66 Euro. Mit dem Bau des Omniturm, der Marieninsel und des Global Towers wachse derzeit weitere Bürofläche in zentraler Lage nach.

Bürowelten sind keineswegs statisch. So liegt Co-Working derzeit im Trend. Freelancer arbeiten dabei auf einer Bürofläche, die mit aller Infrastruktur ausgestattet ist, an einzelnen Projekten oder auch im Team. Co-Working Spaces haben sich laut BNP Paribas seit 2006 weltweit verhundertfacht. Dieses Co-Working-Prinzip beeinflusst auch die Bürogestaltung. So ist es gar nicht mehr selbstverständlich, einen eigenen Schreibtisch zu haben. Der steht ohnehin im Krankheits- oder Urlaubsfall leer, reine Platz- und Ressourcenverschwendung also. Flexible Arbeitsplätze, Ruhezonen, Telefonzellen, Besprechungsecken, ja sogar Schlafkojen für ein kleines Nickerchen – sie alle lassen sich in Bestandsgebäude einbauen und dabei kann dennoch Bürofläche eingespart werden. „Man mobilisiert die Mitarbeiter, sie bekommen Laptops, arbeiten auch mal von zu Hause“, berichtet Martinez von seiner Erfahrung. Multiterritoriales Arbeiten liege im Trend. Büroflächen würden dementsprechend längst nach dem Ratioprinzip ausgewählt. So könne man bei 100 Arbeitsplätzen mit nur noch 80 Schreibtischen rechnen, ein weitestgehend papierloses Büro vorausgesetzt. „Durch Ratio kann man sich eine gute Bürolage leisten, weil man ja auch bis zu 30 Prozent Flächenersparnis hat“, so Martinez.

Wie ein solch modernes Büro aussehen kann, zeigt beispielsweise Sebastian Schäfer, Chef des Tech-Quartiers, das im zweiten Stock des Gebäudes Pollux – also am Rande des Europaviertels und nahe des Messeturms – angesiedelt ist. Auf der Bürofläche haben rund 80 Startups jeweils ein bis zwei Arbeitsplätze. In unmittelbarer Nähe zu zahlreichen Banken werden hier Programme und Services entwickelt, parallel zueinander oder auch gemeinsam. Die Bürogestaltung unterscheidet sich vom Standard, wie man ihn kennt. Da ist die Bembelbar, wo man sich ganz lässig begegnet, es gibt eine Arena für größere Meetings, da sitzt man auf Holzkisten, die sich zu Stehpulten umwandeln lassen. Ledersofas geben Raum für entspannte Gespräche, der weiße Flügel ermöglicht auch musikalische Zusammentreffen nach der Arbeit.



Wer sich entspannen möchte, kann eine Runde schaukeln und die Gedanken schweifen lassen. Und natürlich gibt es Schreibtische und Telefonkabinen, in denen ausgediente Businessclass-Flugzeugsitze stehen. Wer ungestört telefonieren will, beziehungsweise andere nicht belästigen möchte, der zieht sich hier zurück. Napcorners, kleine Holzkojen, in denen man sich entspannen kann, garantieren, dass man auch lange Arbeitstage übersteht.



Für 130 Euro im Monat mietet man im Tech-Quarter einen Hotdesk, einen Platz also, den man sich mit anderen teilt und für 240 bis 290 Euro erhält man einen festen Arbeitsplatz. „Doch die Gründer müssen sich bei uns bewerben. Wir legen Wert darauf, dass die Leute auch ein gewisses Potenzial haben“, sagt Schäfer. „Das Feedback der Mitglieder ist sehr positiv, es wird als produktive Atmosphäre wahrgenommen.“ Kommunikation untereinander soll im Büro genauso möglich sein, wie konzentriertes Arbeiten oder Diskretion. Für jedes Bedürfnis gibt es die richtige Fläche.

Während das Tech-Quartier eine ambitionierte Spielwiese ist, sieht die Umgestaltung in einem Konzern wie bei ING Biba wieder ganz anders aus. Hier werden sukzessive die Abteilungen umstrukturiert, nachdem vorher die Mitarbeiter nach ihren Bedürfnissen gefragt wurden. Kleine Loungebereiche für spontane Meetings oder auch als Ruhezone sind eines der Ergebnisse. Man braucht im Zweiergespräch ja auch nicht unbedingt gleich einen ganzen Konferenzraum. Die Mitarbeiter haben jeweils eine abschließbare Box mit Briefkastenschlitz. Darin befinden sich die wichtigen Unterlagen und Habseligkeiten. Diese bringt man immer zu dem Arbeitsplatz, der gerade frei ist.



Bepflanzte Trennwände sorgen für Privatsphäre, ermöglichen aber dennoch die Kommunikation mit Kollegen an den Nachbartischen. „Der Mensch braucht acht bis zwölf Wochen, bis er mit Veränderungen umgehen kann, sie auf der emotionalen und rationalen Ebene akzeptiert“, verrät eine Mitarbeiterin, die ihren Namen hier nicht lesen möchte. Man habe Coachings erhalten und dabei gelernt, wie man seine Sachen erfolgreich ausmiste, also keine Schreibtische mit gehorteten Unterlagen mehr brauche. Das sei eine schwere Umstellung gewesen, doch mittlerweile habe sie die Arbeitsweise auch für den Hausgebrauch anwenden können. Ausmisten sei kein Problem mehr. So sieht sie aus, die moderne Arbeitswelt.
 
22. August 2017, 10.26 Uhr
Nicole Brevoord
 
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig – Mehr von Nicole Brevoord >>
 
 
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