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Drogenreferat Frankfurt

Stadt veröffentlicht Cannabis-Studie – Kritik bleibt bestehen

Die wegen gefälschter Einsendungen zunächst zurückgenommene Frankfurter Cannabis-Studie wurde nun wieder veröffentlicht. Die Kritik etwa am Studiendesign hat jedoch Bestand.
Die Stadt Frankfurt hat ihre Cannabis-Studie erneut ausgewertet und veröffentlicht. Zur Erinnerung: Eigentlich sollte das Ergebnis der Umfrage, bei der 10 000 Fragebögen an zufällig ausgewählte Erwachsene geschickt wurden, schon im Juni erscheinen. Eine Aktivistengruppe namens „Rote Kiffer Fraktion“ vervielfältigte jedoch den Fragebogen 500 Mal, füllte die Kopien den eigenen Vorlieben entsprechend aus und sandte sie in ebenfalls gefälschten Rücksendeumschlägen an das auswertende Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) in Hamburg. Ein Bekennerschreiben ging unter anderem an das JOURNAL.

Am 26. Juni räumte das Drogenreferat den Schwindel ein und gab an, dass wohl 350 „sehr clever gemachte Kopien“ unter den 3001 Rücksendungen gewesen seien. Nun gab die Stadt bekannt, alle Fälschungen nach „umfangreicher Überprüfung“ ausfindig gemacht und aus dem Datensatz entfernt zu haben. In die Auswertung flossen demnach 2607 ausgefüllte Fragebögen.

Laut Studie hohe Zustimmung für eine Legalisierung

Wie aus den Ergebnissen der Studie hervorgeht, befürworten 65,8 Prozent der Befragten uneingeschränkt oder eher die kontrollierte Abgabe von Cannabis für den Genuss an Erwachsene, wobei das etwas mehr für Männer (70,6 Prozent) als für Frauen (60,5 Prozent) gelte. Starke Unterschiede gibt es etwa beim Alter: Die 25- bis 34-Jährigen stimmen zu 78,2 Prozent einer Legalisierung absolut oder eher zu, während die 65- bis 79-Jährigen nur zu 52,1 Prozent zustimmen.

Hoch ist auch die Akzeptanz laut Studie für Hilfesysteme bei Suchtproblemen. 87,6 Prozent würden bei einem problematischen Cannabis-Konsum einer Person aus dem Freundes- oder Familienkreis sicher oder wahrscheinlich eine Hilfe-Einrichtung empfehlen. 92,9 Prozent würden wiederum bei problematischem Cannabis-Konsum sicher oder wahrscheinlich eine Suchtberatungsstelle aufsuchen oder einer Person empfehlen.

Cannabis-Studie: schulische Prävention sehr wichtig

Mehr als die Hälfte gab jedoch an, ganz sicher oder wahrscheinlich nicht zu wissen, wo eine in Frage kommende Einrichtung in Frankfurt zu finden ist. Dies betrifft vor allem Personen ohne Schul- oder mit Hauptschulabschluss, nämlich 63,8 Prozent. Im Umkehrschluss geben 63,6 Prozent an, sicher oder wahrscheinlich ein Beratungsangebot in einer Cannabis-Verkaufsstelle anzunehmen, falls es zur Legalisierung kommen sollte – hierbei etwa besonders junge Erwachsene bis 25 Jahre oder Personen, die in den vergangenen 30 Tagen Cannabis konsumiert haben.

91,3 Prozent hält eine schulische Prävention über die Risiken des Cannabiskonsums ab der siebten Klasse für sehr oder eher sinnvoll, wenn Cannabis legalisiert wird. 91 Prozent wünschen sich überdies entsprechende Fortbildungen für die Hausärzteschaft. Auch stimmen 90,6 Prozent absolut oder eher für eine Abgabe nur an Volljährige. Die Sorge, dass eine Legalisierung von Cannabis zu vermehrtem Konsum führen könne, lässt sich laut Studie nicht erhärten: 61 Prozent geben an, auch nach einer Legalisierung kein Cannabis konsumieren zu wollen, und 11,7 Prozent würden ihren bisherigen Konsum beibehalten. Diese und weitere Ergebnisse würden sich laut Studienmachern etwa mit empirischen Daten aus den USA und Kanada decken, die schon seit längerem Erfahrungen mit Cannabis-Legalisierung haben.

Artur Schroers, Leiter des Drogenreferats, erwartet, wie einer Mitteilung der Stadt zu entnehmen ist, positive Auswirkungen von der Entkriminalisierung und Legalisierung. Bereits Konsumierende müssten keine Strafverfolgung fürchten und es gebe qualitativ hochwertigere Produkte. Auch erhoffe er sich eine Enttabuisierung des Themas, wenn offener und ehrlicher kommuniziert würde.

Kritik an Aussagekräftigkeit der Cannabis-Studie bleibt

Da jedoch die Studie nicht überarbeitet und erneut durchgeführt, sondern lediglich der Datensatz neu ausgewertet wurde, bleiben die vormaligen Kritikpunkte weiterhin bestehen. So wurden etwa Fragen gestellt zur Sinnhaftigkeit von Warnhinweisen oder Aufklärungsprogrammen, obwohl diese längst Bestandteile des Eckpunktepapiers des Bundes sind, das als erster Schritt der Entkriminalisierung gelten soll.

Moritz Post, Journalist und einer der 10 000 Teilnehmer, bemängelte den Sinn der Studie. „Der Mehrwert der Befragung ist höchst fragwürdig: Auf der einen Seite fragt die quantitative Studie Einstellungen und Meinungen von zufällig ausgewählten Bürger:innen ab, von denen der Großteil sich nicht mit Suchtprävention auskennen wird. Auf der anderen Seite sieht das Eckpunktepapier der Bundesregierung klare Regelungen zu Beratungs- und Präventionsangeboten vor, die die Kommunen umzusetzen haben. Dennoch fragt das Drogenreferat nach zahlreichen Aspekten, die nicht im Bereich der Wirkungsmacht von Kommunen liegen“, teilte er dem JOURNAL mit.

Er bezweifelte, ob aus der „quantitativen Studie qualitativ hochwertige Hilfs- und Informationsangebote entwickelt werden“ könnten. Die Umfrage wirke wie zielloser Aktionismus und verschwendetes Steuergeld.
 
7. September 2023, 12.11 Uhr
Till Geginat
 
Till Geginat
Jahrgang 1994, Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe Universität Frankfurt, seit November 2022 beim JOURNAL FRANKFURT. – Mehr von Till Geginat >>
 
 
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