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Auf heimischem Terrain: Zascha Moktan in der Batschkapp
Nun, der war auch zu erwarten gewesen, spielte sie doch wahrheitsgemäß vor heimischer Kulisse, in der Stadt, in der sie groß wurde und seinerzeit als Punkerin ihr Unwesen trieb. Inzwischen hat sie sich in eine andere, gediegenere Richtung entwickelt, wofür oberflächlich zunächst das elegante, eine Schulter freilegende rosa Kleid sprach, in dem sie auf die Bühne trat. Ihre ersten beiden Songs bewiesen sogleich auch den musikalischen Wandel: Der erste ein langsames, nur von Gitarre und Schlagzeug begleitetes souliges Stück, sowohl Stimmumfang als auch sichere Textinterpretation bezeugend, der zweite brachte Schnelligkeit, karibische Rhythmen und Blues, zwei Backgroundsängerinnen, Saxophon und Trompete und gute Stimmung auf die Bühne.
Der Auftakt war gleichzeitig ein Abbild des gesamten Konzerts: Auf ein molliges Lied folgte ein Motown-artiges zum Tanzen und Swingen, auf ein frecheres, spritziges ein nachdenkliches, ernstes. Beachtlich ist die Wandlungsfähigkeit Moktans, sie spielt gekonnt mit Tempi und Phrasen und wiederholt sich in keinem Song, sondern variiert kreativ Grundmotive ihres Musikstils und ihrer Kompositionstechnik. Mal klingt sie wie die Whitney Houston von „My love is your love“, mal markant wie Macy Gray, oft ausdrucksvoll wie Alicia Keys.
Übrigens Alicia Keys: Die hat Zascha Moktan, in Neu-Delhi geborene Tochter einer Deutschen und eines Nepalesen, vor drei Jahren in das Vorprogramm ihrer US-Tournee geholt, nachdem sie DVD-Aufnahmen Moktans aus dem Vorprogramm von Craig David gesehen hatte. Jahre davor hatte Moktan mit einer Jugendband den Titel der „Besten Hessischen Newcomer Band“ gewonnen. Etwas später fiel sie Nigel Kennedy, dem punkig-verrückten Geiger, auf, der ihr den Weg auf internationale Bühnen ebnete. Bis zum Durchbruch in Deutschland dauerte es aber doch einige Zeit. In einer ihrer angenehm mädchenhaft-humorvollen Ansprachen beklagte Moktan sich entsprechend über die deutschen Plattenfirmen, die ihre Musik als zu amerikanisch und damit hierzulande unverkäuflich abgestempelt hatten, und disste im Anschluss die ganze heimische Musikindustrie, die jungen, unabhängigen Künstlern Steine in den Weg legt. Und wies augenzwinkernd auf ihr im März erschienenes Album hin, das sie nach der Show gerne persönlich an den Mann bringen wollte. Soviel schon mal vorneweg: Abnehmer fanden sich einige.
Übrigens Vorband: Als solche fungierte Foy Vance, der zwar nur eine Person ist, aber gut und gerne auch als Ein-Mann-Band durchgeht. Er versäumte nicht, mehrmals auf seine irische Herkunft hinzuweisen und die Tatsache, dass Iren grundsätzlich bereit seien, überall zu spielen, solange sich ein Publikum findet. Der Belfaster, der schon mit Pete Townshend aufgetreten ist, beeindruckte dabei mit seiner stimmgewaltigen Darbietung, seinen kreativen Melodien und dem Jimi Hendrix-artigen Zahneinsatz beim Gitarrespielen, irritierend war allerdings seine unnatürlich bucklige Haltung und sein clowneskes Auftreten, das zu den ruhigen Songs so gar nicht passen wollte. Naja, die Iren eben…
Zurück zu Zascha Moktan. Nach anderthalb Stunden und einer Zugabe verabschiedete sich die Künstlerin von den ekstatischen und glückstrahlenden Fans, die sie gar nicht mehr von der Bühne lassen wollen. Zurecht - Moktan, unlängst zum Bayern 3-Newcomer des Monats gewählt, ist eine ausgezeichnete Musikerin. Musikstile werden zwar nicht neu erfunden, die Notwendigkeit der teilweise allzu üppigen und dann doch sehr amerikanischen Orchestrierung und des bisweilen auch überaus showhaften Auftretens kann dahinstehen, aber ihre Kompositionen sind hörbar und tanzbar und bemerkenswert auch durch ihre starke biographische Prägung. Umso schöner, dass diese Stimme (jedenfalls teilweise) aus Frankfurt kommt und noch dazu gerne nach Frankfurt zurückkommt. Noch dazu, am Ende soll es der Vollständigkeit doch erwähnt werden, wenn diese Stimme über ein derart schönes Äußeres verfügt wie Zascha Moktan.
Ein, da schadet eine Wiederholung keineswegs, abwechslungsreicher, ansprechender, und ja, sehr sympathischer Abend.
Gary Vanisian/Foto © Kinsler
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