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Eintracht-Urgestein
Eintracht trauert um Kurt Schmidt
Eine Identifikationsfigur sei Kurt Schmidt für den Verein gewesen, sagt Eintracht-Präsident Peter Fischer. Der Schiedsrichterbetreuer war am Mittwochabend im Alter von 87 Jahren verstorben.
Der 28. Juni 1959 war für keinen Eintracht-Fan ein gewöhnlicher Tag, aber im Leben von Kurt Schmidt war er noch einmal etwas ganz Besonderes. Sein Verein hatte im Meisterschaftsendspiel von Berlin soeben den Lokalrivalen, die Offenbacher Kickers, bezwungen. Und im Überschwang stellte sich der Polizist Kurt Schmidt nach seiner Rückkehr aus Berlin (das Endspiel erlebte er inmitten des Damenhockeyteams auf der Tribüne) auf die Kanzel an der Bockenheimer Landstraße – und leitete den Verkehr nicht wie üblich mit einer Signalflagge, sondern mit der Fahne von Eintracht Frankfurt. Das ist bis heute legendär geblieben, auch wenn es ihm zunächst ein wenig Ärger einbrachte.
Doch schließlich bestellte der Polizeipräsident ihn zu sich und merkte mit einem Augenzwinkern an, so eine geschickte Fotomontage habe er ja noch nie gesehen. Damit war die Sache vom Tisch. In den Sechzigerjahren wurde Schmidt dreimal von den Frankfurter Bürgern zum höflichsten Polizisten der Stadt gewählt. Gerne zeigte er Besuchern die Zeitungsausschnitte der Prominenten-Seiten, auf denen er in einer Spalte mit Größen wie Hermann Josef Abs oder Theodor Adorno zu sehen ist.
Kurt Schmidt konnte sich ein Leben ohne die Eintracht nicht vorstellen. Und die Eintracht wäre umgekehrt, bei aller Professionalisierung und Kommerzialisierung durch die Jahrzehnte hindurch, ohne Kurt Schmidt ein Verein mit weniger Charme und weniger Herz gewesen. Den „Grandseigneur“ nannte man ihn intern; es gab kaum eine Chance, Schmidt nicht in akkurater Kleidung mit perfekt sitzendem Krawattenknoten anzutreffen.
Wenn Spieler oder Offizielle zu festlichen Anlässen nachlässig gekleidet erschienen, dann ärgerte ihn das. Wer ihm besonders imponierte im Lauf seiner Tätigkeit? Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld. Der setzte sich nach dem verlorenen Spiel in Frankfurt erst einmal in seine Kabine und trank eine Tasse Tee, bevor er sich von Schmidt zur Pressekonferenz begleiten ließ. Haltung wahren und Würde.
Schmidts Aufgaben bei der Eintracht waren vielfältig, als Betreuer des U23-Teams und der Schiedsrichter, als Helfer bei den Pressekonferenzen, als Ansprechpartner. „Es gibt kaum einen Job, den ich in diesem Verein noch nicht gemacht habe“, sagte er mal, nur um hinzuzufügen „außer Trainer und Präsident.“
Der in Praunheim geborene Kurt Schmidt, der auch selbst als Libero für die SG Praunheim spielte, infizierte sich als Sechsjähriger mit dem Virus Eintracht. Am 27. November 1932 sah er das Derby gegen den FSV, das die Eintracht mit 3:1 für sich entschied. Als Kind suchte er mit seinen Freunden Schlupflöcher im Zaun des Riederwald-Geländes, um sich die Spiele seiner Helden anschauen zu können. Im Jahr 1950 trat er dann als Mitglied bei der Eintracht ein und hatte nach seiner Pensionierung im Jahr 1969 diverse Ämter inne – vom Stadionsprecher über das Jugendausschussmitglied bis hin zum Pressesprecher. Der Verein dankte es ihm und ernannte Schmidt anlässlich seines runden Geburtstages im Vorjahr zum Ehrenmitglied. Davon gibt es nicht viele. Viel hat er erlebt, und viele Geschichten konnte er erzählen aus den vergangenen Jahrzehnten, über Spieler, Trainer, Schiedsrichter. Aber Kurt Schmidt war ein Gentleman – und schwieg diskret.
Von seinem Tode zeigte sich Vereinspräsident Peter Fischer tief betroffen: „Mit Kurt Schmidt verliert die Eintracht nicht nur einen unermüdlichen Arbeiter rund um den Verein, sondern auch eine große Identifikationsfigur. Seine fröhliche, mitreißende Art hat uns immer angesteckt. Kurt symbolisierte unsere Eintracht wie wenige andere.“
Doch schließlich bestellte der Polizeipräsident ihn zu sich und merkte mit einem Augenzwinkern an, so eine geschickte Fotomontage habe er ja noch nie gesehen. Damit war die Sache vom Tisch. In den Sechzigerjahren wurde Schmidt dreimal von den Frankfurter Bürgern zum höflichsten Polizisten der Stadt gewählt. Gerne zeigte er Besuchern die Zeitungsausschnitte der Prominenten-Seiten, auf denen er in einer Spalte mit Größen wie Hermann Josef Abs oder Theodor Adorno zu sehen ist.
Kurt Schmidt konnte sich ein Leben ohne die Eintracht nicht vorstellen. Und die Eintracht wäre umgekehrt, bei aller Professionalisierung und Kommerzialisierung durch die Jahrzehnte hindurch, ohne Kurt Schmidt ein Verein mit weniger Charme und weniger Herz gewesen. Den „Grandseigneur“ nannte man ihn intern; es gab kaum eine Chance, Schmidt nicht in akkurater Kleidung mit perfekt sitzendem Krawattenknoten anzutreffen.
Wenn Spieler oder Offizielle zu festlichen Anlässen nachlässig gekleidet erschienen, dann ärgerte ihn das. Wer ihm besonders imponierte im Lauf seiner Tätigkeit? Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld. Der setzte sich nach dem verlorenen Spiel in Frankfurt erst einmal in seine Kabine und trank eine Tasse Tee, bevor er sich von Schmidt zur Pressekonferenz begleiten ließ. Haltung wahren und Würde.
Schmidts Aufgaben bei der Eintracht waren vielfältig, als Betreuer des U23-Teams und der Schiedsrichter, als Helfer bei den Pressekonferenzen, als Ansprechpartner. „Es gibt kaum einen Job, den ich in diesem Verein noch nicht gemacht habe“, sagte er mal, nur um hinzuzufügen „außer Trainer und Präsident.“
Der in Praunheim geborene Kurt Schmidt, der auch selbst als Libero für die SG Praunheim spielte, infizierte sich als Sechsjähriger mit dem Virus Eintracht. Am 27. November 1932 sah er das Derby gegen den FSV, das die Eintracht mit 3:1 für sich entschied. Als Kind suchte er mit seinen Freunden Schlupflöcher im Zaun des Riederwald-Geländes, um sich die Spiele seiner Helden anschauen zu können. Im Jahr 1950 trat er dann als Mitglied bei der Eintracht ein und hatte nach seiner Pensionierung im Jahr 1969 diverse Ämter inne – vom Stadionsprecher über das Jugendausschussmitglied bis hin zum Pressesprecher. Der Verein dankte es ihm und ernannte Schmidt anlässlich seines runden Geburtstages im Vorjahr zum Ehrenmitglied. Davon gibt es nicht viele. Viel hat er erlebt, und viele Geschichten konnte er erzählen aus den vergangenen Jahrzehnten, über Spieler, Trainer, Schiedsrichter. Aber Kurt Schmidt war ein Gentleman – und schwieg diskret.
Von seinem Tode zeigte sich Vereinspräsident Peter Fischer tief betroffen: „Mit Kurt Schmidt verliert die Eintracht nicht nur einen unermüdlichen Arbeiter rund um den Verein, sondern auch eine große Identifikationsfigur. Seine fröhliche, mitreißende Art hat uns immer angesteckt. Kurt symbolisierte unsere Eintracht wie wenige andere.“
19. September 2013, 11.40 Uhr
cs
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