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Zwischenruf von Susanne Schröter
Die Verlockungen des Terrors
Was treibt Freiwillige dazu, sich in den Dienst des Islamischen Staates zu stellen? Dazu ein Zwischenruf von Susanne Schröter, Leiterin des Frankfurter Forschungszentrums globaler Islam und Direktorin des Instituts für Ethnologie.
Mehr als 20 000 ausländische Freiwillige kämpfen in den Milizen des sogenannten Islamischen Staats (IS), davon 700 aus Deutschland. In vielen Ländern haben dschihadistische Führer dem selbst ernannten Kalifen Abu Bakr al-Baghdadi die Treue geschworen und sich damit einem transnationalen Terror-Netzwerk angeschlossen. Sowohl in islamisch geprägten als auch in westlichen Ländern sind junge Menschen beseelt von der Idee, mit Feuer und Schwert ein Weltreich zu errichten, in dem „Gottes Wort das höchste ist“. Auch in Deutschland wächst die Anschlagsgefahr.
Unter dem Druck dieser Verhältnisse sah sich die Politik im vergangenen Jahr genötigt schnell zu handeln und entwickelte eine Reihe von Präventions- und Deradikalisierungsmaßnahmen. Das Land Hessen richtete 2015 eine Beratungsstelle gegen Salafismus ein, die von der Berliner Organisation „Violence Prevention Network“ geführt wird. Thomas Mücke, der Leiter der Einrichtung, setzt auf eine nicht-konfrontative Begleitung sogenannter gefährdeter Jugendlicher, die er in der pädagogischen Arbeit mit Rechtsextremisten erprobt hat. Ob diese Herangehensweise Erfolge zeitigen wird, lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht ermessen.
Ausländische Experten haben hier eine weitaus längere Erfahrung. Um von ihnen zu lernen, hat das „Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam“ am 3. Juli zu einer internationalen Konferenz eingeladen, auf der neben dem hessischen Beispiel Konzepte aus Frankreich, Dänemark, Belgien, Großbritannien, Kanada, den USA, Pakistan und Saudi Arabien vorgestellt und diskutiert wurden. Dabei zeigte sich, dass auch in diesen Ländern bislang eher Hypothesen als gesicherte Daten zu den Ursachen islamistischen Extremismus vorliegen. Einige Experten halten islamfeindliche Ausgrenzungen und die sozio-ökonomische Marginalisierung muslimischer Jugendlicher für das entscheidende Moment der Radikalisierung, andere fokussieren auf die Attraktivität islamistischer Weltbilder und Lebensentwürfe oder die gemeinschaftsbildenden Aspekte des Salafismus. Kontrovers wird die Frage debattiert, inwieweit ein auf Exklusivität bedachter konservativer Mainstream-Islam für das Phänomen mitverantwortlich gemacht werden muss. Aus den unterschiedlichen Einschätzungen erfolgen unterschiedliche, nicht immer miteinander kompatible Präventionsstrategien. In einigen Programmen setzt man auf eine Intensivierung der Sozial- und Jugendarbeit, in anderen auf eine Stärkung der muslimischen Gemeinden und in wieder anderen auf Demokratieerziehung oder auf die Förderung eines toleranten Islam. Evaluiert werden all diese Maßnahmen in der Regel nicht, und ihre Bewertung basiert primär auf der persönlichen Überzeugung des jeweiligen Experten. Das ist nicht unproblematisch, denn eines ist gewiss: In keinem der auf der Konferenz präsentierten Länder ist es bislang gelungen, den Zustrom junger Menschen in die salafistisch-dschihadistischen Zirkel zu stoppen oder wenigstens signifikant zu senken.
Unter dem Druck dieser Verhältnisse sah sich die Politik im vergangenen Jahr genötigt schnell zu handeln und entwickelte eine Reihe von Präventions- und Deradikalisierungsmaßnahmen. Das Land Hessen richtete 2015 eine Beratungsstelle gegen Salafismus ein, die von der Berliner Organisation „Violence Prevention Network“ geführt wird. Thomas Mücke, der Leiter der Einrichtung, setzt auf eine nicht-konfrontative Begleitung sogenannter gefährdeter Jugendlicher, die er in der pädagogischen Arbeit mit Rechtsextremisten erprobt hat. Ob diese Herangehensweise Erfolge zeitigen wird, lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht ermessen.
Ausländische Experten haben hier eine weitaus längere Erfahrung. Um von ihnen zu lernen, hat das „Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam“ am 3. Juli zu einer internationalen Konferenz eingeladen, auf der neben dem hessischen Beispiel Konzepte aus Frankreich, Dänemark, Belgien, Großbritannien, Kanada, den USA, Pakistan und Saudi Arabien vorgestellt und diskutiert wurden. Dabei zeigte sich, dass auch in diesen Ländern bislang eher Hypothesen als gesicherte Daten zu den Ursachen islamistischen Extremismus vorliegen. Einige Experten halten islamfeindliche Ausgrenzungen und die sozio-ökonomische Marginalisierung muslimischer Jugendlicher für das entscheidende Moment der Radikalisierung, andere fokussieren auf die Attraktivität islamistischer Weltbilder und Lebensentwürfe oder die gemeinschaftsbildenden Aspekte des Salafismus. Kontrovers wird die Frage debattiert, inwieweit ein auf Exklusivität bedachter konservativer Mainstream-Islam für das Phänomen mitverantwortlich gemacht werden muss. Aus den unterschiedlichen Einschätzungen erfolgen unterschiedliche, nicht immer miteinander kompatible Präventionsstrategien. In einigen Programmen setzt man auf eine Intensivierung der Sozial- und Jugendarbeit, in anderen auf eine Stärkung der muslimischen Gemeinden und in wieder anderen auf Demokratieerziehung oder auf die Förderung eines toleranten Islam. Evaluiert werden all diese Maßnahmen in der Regel nicht, und ihre Bewertung basiert primär auf der persönlichen Überzeugung des jeweiligen Experten. Das ist nicht unproblematisch, denn eines ist gewiss: In keinem der auf der Konferenz präsentierten Länder ist es bislang gelungen, den Zustrom junger Menschen in die salafistisch-dschihadistischen Zirkel zu stoppen oder wenigstens signifikant zu senken.
14. Juli 2015, 08.20 Uhr
Susanne Schröter
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