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Schulprojekt IGS Nordend

Ein Flüchtlingscamp auf dem Schulhof

Ein Projekt der IGS Nordend begeistert die ganze Schule. In einer Zeltstadt auf dem Pausenhof lernen die Kinder zum Thema Flüchtlinge. Etwa erzählen Menschen, die erst seit kurzem in Frankfurt leben, von ihrer Flucht.
Der 31-jährige Azad aus Syrien steht in einem Zelt auf dem Schulhof der IGS Nordend. Um ihn hat sich eine Klasse versammelt und lauscht neugierig, überrascht und oft auch etwas geschockt den Erzählungen über seine Flucht nach Deutschland. „Ich war vier Monate unterwegs“, sagt er. „Wie bist du gereist?“, fragt ein Schüler. Azad berichtet von langen Fußmärsche und überfüllten Bootsfahrten. Die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien und Österreich habe er passieren müssen. Auch als er endlich in der Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen ankam, sei der beschwerliche Weg nicht zu Ende gewesen. Zwei Monate musst er hier verbringen. „Es war wie im Gefängnis, auch wenn man das Gelände verlassen konnte. Wir mussten manchmal zwei Stunden lang im Regen oder Schnee anstehen, um etwas zu Essen zu bekommen.“ Auch erzählt Azad über die Startschwierigkeiten in der neuen Heimat. In Syrien habe er als Englisch-Lehrer gearbeitet, hier warte er noch auf eine Arbeitserlaubnis. Der Gang zu den Ämtern sei mühsam. „Die Menschen dort sprechen Englisch, aber sie wollen dich trotzdem nicht verstehen. Wie soll ich denn in einem Monat Deutsch lernen?“

Der Grund, warum Azad hier von seinen Erfahrungen berichtet, ist ein Schulprojekt. Genauer gesagt das Projekt einer AG, die Florian Neukirchen leitet. Das Thema ist Flucht und Flüchtlinge. Dafür hat die achtköpfige Gruppe eine kleine Zeltstadt auf dem Schulgelände aufgebaut. Dort wird nicht nur gegessen, es finden auch etliche Workshops statt – und Neukirchen übernachtet hier sogar vier Tage lang mit seiner Frau und seinen zwei kleinen Kindern. Ursprünglich sei die ganze Aktion viel kleiner geplant gewesen. „Ich wollte es schon absagen, weil ich befürchtet habe, es sprengt den Rahmen. Aber da hatten die Schüler schon Vollgas gegeben und viele Sachen organisiert“, erzählt der Projektleiter. Also zogen sie den Plan durch, zur Freude der ganzen Schule. Denn alle rund 600 Kinder nehmen nun an einem oder mehreren Workshops teil. Die komplette IGS Nordend ist miteingebunden.

„Wir arbeiten schon seit Anfang des Jahres an dem Projekt“, erzählt der 13-jährige Béla. Bei vielen Organisationen haben sie angerufen, um alle Mittel für das Projekt zusammen zu bekommen. Das Rote Kreuz etwa hat die Zelte gestellt. Auch einige Absagen hätten sie einstecken müssen, der Zuspruch aber überwog. Unterstützt werden sie etwa von Teachers on the Road, die Flüchtlingen beim Deutschlernen helfen und dem Projekt Shelter, das Flüchtlingen Schutz und Orientierungshilfe bietet. Die Uni Frankfurt sowie das Theater Skyline sind ebenfalls involviert. Auch Integrationsdezernentin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne) wird die Zeltstadt besuchen. „Darauf freue ich mich besonders“, sagt die 13 Jahre alte Jule. Neukirchen musste sich dagegen auch mit viel Bürokratie rumschlagen. „Wir haben von der Stadt einen 14-Punkte-Plan bekommen, der teilweise einfach nicht zu erfüllen war.“ Letztendlich aber konnte das Projekt dennoch starten. Bis Donnerstag läuft es noch.

Auf dem Plan stehen unter anderem noch ein Besuch des ehemaligen Abschiebegefängnises Klapperfeld. Ebenso wie Film- und Theatervorführungen und viele Diskussionsrunden zum Thema. Auch sammelt die Gruppe Spenden zugunsten von Teachers on the Road.

>> Lesen Sie mehr zum Thema Flüchtlinge in der aktuellen Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT
 
Fotogalerie:
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27. April 2015, 17.40 Uhr
Christina Weber
 
 
 
 
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